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In Halberstädter Oskar-Kämmer-Schule entstehen Modelle Harzer Sehenswürdigkeiten Abstrakt - aber mit Wiedererkennungswert

Von Sandra Reulecke 26.03.2014, 02:18

Den Besuchern des Sachsen-Anhalt-Tages, der im Juli in Wernigerode veranstaltet wird, soll einiges geboten werden. Dafür wird unter anderem ein comicartiges, detailreiches Modell des Brockens in der Oskar-Kämmer-Schule gefertigt.

Halberstadt l Ein großer, lilafarbener Styropor-Block wird vorsichtig mit Küchen- und Cuttermessern bearbeitet. Schicht für Schicht entstehen so Steine und Geröll. Gleich nebenan werden kleine Loks und Wagons detailreich mit Farbe versehen: Menschen winken aus den Fenstern, Blumen ranken aus Kästen. Gefertigt werden sie für ein etwa drei Meter hohes Brocken-Modell.

Realistisch ist die Darstellung nicht. "Das war auch nicht der Anspruch. Detailgenaue Modelle gibt es bereits im Bürgerpark in Wernigerode zu sehen. Hierbei geht es uns nicht um Genauigkeit, sondern um den Wiedererkennungswert", sagt Helmuth Röhring. Er ist der Standortleiter der Halberstädter Oskar-Kämmer-Schule, wo das dreidimensionale Modell angefertigt wird - von 15, in dem Bereich ungelernten, Männern und Frauen.

"Es ist eine Aktion mit hoher Symbolik. Alle arbeiten gemeinsam auf den Sachsen-Anhalt-Tag hin."

Dirk Michelmann, Leiter KoBa Harz

Sie sind Teilnehmer eines Projekts der Kommunalen Beschäftigungsagentur (KoBa) Harz, zur Vorbereitung des diesjährigen Sachsen-Anhalt-Tages, vom der 18. bis zum 20. Juli in Wernigerode stattfindet. Sie fertigen Aufsätze für drei Festumzugs-Wagen: den Brocken, einen zur Geschichte des Wernigeröder Rathauses sowie einen zur baulichen Historie des Schlosses in der "bunten Stadt". 52 830 Euro kostet die KoBa das Projekt, das seit dem 1. November 2013 bis zum 31. Juli läuft. Mit der Summe werden das Material, die Ausbilder sowie die Aufwandsentschädigung für die Teilnehmer bezahlt.

In verschieden Werkstätten des Landkreises finden derzeit ähnliche Projekte statt. "Es ist eine Aktion mit hoher Symbolik", erläutert Dirk Michelmann, Chef der KoBa. "Alle arbeiten gemeinsam auf den Sachsen-Anhalt-Tag hin." Die Teilnehmer können auf ihre Arbeit stolz sein, betont Michelmann, während er sich das entstehende 3D-Brocken-Modell ansieht.

"Eine sehr langwierige Arbeit. Das war anfangs frustrierend", berichtet Sandra Siemon. Als ausgebildete Hauswirtschafterin hat die 33-Jährige mit der Aufgabe Neuland betreten. Sechs Stunden täglich basteln sie und ihre Mitstreiter an der Nachbildung. Eine Umstellung ist der Tätigkeitswechsel auch für Mike Kühne gewesen. Trotz zahlreicher Bewerbungen habe er keine neue Anstellung als Maurer finden können. "Jetzt bin ich froh, hier zu sein. Das kreative Arbeiten macht mir Spaß", betont der 47-Jährige.

"Zu sehen, was sie erreichen können, ist für das Selbstvertrauen der Leute wichtig - besonders, wenn sie schon seit vielen Jahren aus ihrem Beruf raus sind", sagt Bernd Klaus. Der 58-Jährige ist als sogenannter Anleiter an der Oskar-Kämmer-Schule tätig und versucht, "alte Fachkompetenzen bei den Teilnehmern rauszukitzeln." Diesen Anspruch hat auch Thomas Sommerfeld, ebenfalls Anleiter. "Die Leute kommen mit unterschiedlichsten Voraussetzungen her. Erst erhalten sie eine theoretische Einführung, dann geht es an die Praxis", erläutert er. Streng sei er, räumt Sommerfeld ein. "Das muss ich aber auch sein, damit das Ergebnis stimmt", berichtet der Blankenburger augenzwinkernd.

"Das Brocken-Modell könnte anschließend zum Beispiel im Bürgerpark in Wernigerode stehen."

Bernd Klaus, Oskar-Kämmer-Schule

Das Gelingen liegt ihm besonders am Herzen, schließlich hatte er die Idee zu dem Brocken-Modell. "Es sollte verspielt und abstrakt sein, comicartig", erläutert Thomas Sommerfeld. Funktional ist es ebenfalls: Mittels Kurbel und Motor kann es bewegt werden. Außerdem besteht das Modell zum leichteren Transport aus mehreren Einzelteilen.

Bei der einmaligen Präsentation soll es übrigens nicht bleiben. Es gibt bereits Überlegungen, wo die Nachbildungen nach dem Sachsen-Anhalt-Tag zum Einsatz kommen können. "Das Brocken-Modell könnte anschließend zum Beispiel im Bürgerpark in Wernigerode stehen, zum Spielen für Kinder," sagt Bernd Klaus.