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Landtagsabgeordnete fordern Bau der Ortsumfahrung B 81/B 79 für die Kreisstadt Dicke Luft im Verkehrsnadelöhr Halberstadt

Von Jörg Endries 02.04.2012, 05:28

Die Verkehrsbelastung Halberstadts ist erdrückend, die daraus resultierende Verschmutzung sorgt für dicke Luft. Die Kreisstadt benötigt dringend eine Ortsumgehung. Die Volksstimme fragte Landtagsabgeordnete, ob sie sich für eine Stärkung der Verkehrsinfrastruktur in ihrer Kreisstadt stark machen.

Halberstadt l Tausende Lkw und Pkw quälen sich Tag für Tag durch Halberstadt und sorgen für verstopfte Straßen und dicke Luft. Hunderte Tonnen von Feinstaub und anderen Dreck hinterlässt der Straßenverkehr in der Kreisstadt und belastet damit die Gesundheit der Halberstädter. Die grauen Hausfassaden in der Friedenstraße sind ein sichtbares Zeichen für diese Luftverschmutzung.

Allein 2011 wurde 39 Mal die erlaubte Feinstaubgrenze am Messort in der Friedenstraße überschritten. Die Kreisstadt benötigt dringend eine Ortsumgehung, die die Kommune vom Durchgangsverkehr halbwegs erlöst. Im Gespräch ist seit etwa zehn Jahren der Bau der 7,3 Kilometer langen Ortsumfahrung zwischen der B 81 aus Richtung Magdeburg kommend und der B 79 bei Harsleben. Die Pläne für den Streckenverlauf liegen fertig auf dem Tisch. Von einem offiziellen Startschuss für die auf etwa 20 Millionen Euro geschätzte Investition kann noch lang keine Rede sein.

Die Halberstädter Volksstimme sprach mit den für Halberstadt zuständigen Landtagsabgeordneten, inwieweit sie sich für die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur und damit für ihre Kreisstadt stark machen.

"Die Ortsumgehung für Halberstadt ist gerechtfertigt. Natürlich muss man abwarten, ob sich im Planfeststellungsverfahren die erhoffte Entlastungswirkung für die Stadt belegen lässt", sagt Franziska Latta von Bündnis 90/Die Grünen. Sie gibt zu bedenken: "Allerdings gibt es auf absehbare Zeit keine Finanzierung für das Vorhaben, weil in Sachsen-Anhalt alles Geld für Bundesfernstraßen durch die A 14 und die A 143 gebunden wird." Aus dem vor wenigen Tagen veröffentlichten Investitionsrahmenplan der Bundesregierung ginge hervor, dass neben den beiden Autobahnen nur vier Ortsumgehungen verwirklicht werden können, aber insgesamt 11 auf Eis gelegt worden seien. "Solange die Landesregierung immer neue Autobahnen bauen will, werden die konkreten Bedürfnisse der Menschen vor Ort finanziell zurückstehen müssen", erklärt Franziska Latta.

Ronald Brachmann (SPD) verweist darauf, dass er bereits im Sommer vergangenen Jahres im Verkehrsministerium Sachsen-Anhalt nachgefragt habe, wie der Planungsstand für die Ortsumfahrung Halberstadt sei. Die Maßnahme sei in den vordringlichen Bedarf für Bundesfernstraßen eingeordnet, bekam er als Antwort. Wie ihm das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt weiter mitgeteilt habe, sei man dabei, die planerischen Voraussetzungen für die Ortsumgehung zu schaffen. "Ich erwarte, dass zügig daran gearbeitet und die Finanzierung des Vorhabens gesichert wird", betont der Landtagsabgeordnete.

"Die noch fehlende Ortsumgehung Halberstadt gehört für mich zu den dringendsten Straßenbauvorhaben des Landes. Nachdem nun die B 6n fertiggestellt und der Ausbau der B 81 ansonsten gut vorangekommen ist, quält sich der Verkehr vom Harz in die Landeshauptstadt und umgekehrt noch immer durch Halberstadt. Damit muss baldmöglichst Schluss sein", so der Sozialdemokrat.

"Wut im Bauch", hat die CDU-Landtagsabgeordnete Frauke Weiß. Sie engagiert sich seit Jahren für den Bau der Ortsumgehung Halberstadt. "Jetzt ist im Investitionsrahmenplan 2011-2015 der Bau der Ortsumfahrung Halberstadt erst 2015 vorgesehen. Andere Ortsumfahrungen wie Goswig und Griebo, die im Investplan 2006-2011 noch gar nicht vorgesehen waren, findet man plötzlich unter der Kategorie prioritäre Vorhaben." Seit einem dreiviertel Jahr warte man auf den für die Genehmigung wichtigen Sichtvermerk des zuständigen Bundesministeriums. "Da wird meine Wut noch größer", kritisiert die Halberstädterin. Bis zu 18 000 Fahrzeuge würden nach neuesten Erhebungen Halberstadt täglich passieren. "Damit gehört die Stadt zu den Kommunen in Sachsen-Anhalt, die die größte Verkehrsdichte aufweisen und für die unbedingt schnell etwas getan werden muss", so die Abgeordnete. "Der Bund hat seine Verpflichtungen nicht eingehalten. Ich fordere die Landesregierung Sachsen-Anhalts und die Bundesregierung auf, ihren Verpflichtungen nachzukommen", betont Frauke Weiß.

"Halberstadt und Harsleben, besonders die Menschen, die unmittelbar an der B 79 und der B 81 wohnen, brauchen diese Ortsumfahrung, und das bald", fordert Edwina Koch-Kupfer (Die Linke).Das habe sie sowohl gegenüber ihren Fraktionskollegen im Landtag als auch gegenüber Minister Thomas Webel (CDU) in einem persönlichen Gespräch deutlich gemacht. "Wer immer noch nicht glaubt, wie nötig die Ortsumfahrung Halberstadt ist, der sollte seinen Liegestuhl an einem sonnigen und warmen Tag auf der Friedenstraße oder in Harsleben am Rand der B 79 aufstellen. Lärm und Dreck sind unzumutbar. Einatmen ist fast unmöglich."

Deshalb begrüßt Edwina Koch-Kupfer, dass sich CDU, SPD und die Mitglieder ihrer Fraktion im Ausschuss für Landesentwicklung und Verkehr für die Hochstufung beziehungsweise Beschleunigung der Ortsumfahrung ausgesprochen haben und das auch dem Bundesverkehrsminister gegenüber in einem Brief deutlich machen.