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Naturfreunde wandern auf den Spuren von langzahnigen Nagern durch den Drömling Otter ziehen als Nachmieter in Biberburgen

Von Anett Roisch 26.02.2013, 02:16

Der Biber ist ein richtiger Landschaftsarchitekt: Er baut Burgen und Dämme und fällt Bäume. Der langzahnige Nager wird von Naturfreunden bewundert. Landwirte hingegen verfluchen ihn, weil er auch ihre Felder unter Wasser setzt.

Kämkerhorst/Mannhausen l "Bäume, die der Biber angefressen hat, habe ich schon gesehen, aber einen echten Biber noch nie", gesteht die siebenjährige Evelin Noel Jäger aus Oebisfelde und schaut sich das präparierte Exemplar vor der Tour im Informationshaus der Naturparkverwaltung in Kämkerhorst an. "Bei der Exkursion bekommen wir sicher nicht nur frische Luft, sondern wir können viel über die Natur lernen", sagt Enrico Jäger, der Vater des Mädchens. Sie gehören zu den mehr als 50 Naturfreunden, die ins "Land der tausend Gräben" gekommen sind, um Spannendes von Biber Co. zu hören und zu sehen.

Die Jagd auf den Biber hatte den Nager bis Anfang des 19. Jahrhunderts fast an den Rand der Ausrottung gebracht. Der letzte Biber im Drömling wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in Breitenrode erlegt. In der Nähe von Breitenrode gab es 1993 die erste Ansiedlung. Der Biber wurde dort nicht ausgesetzt, sondern er ist von der Elbe zur Ohre gewandert.

"Der Biberbestand hat sich auf ein Niveau von etwa 50 Reviere eingepegelt", beschreibt Wolfgang Sender, Mitarbeiter der Naturparkverwaltung. Konkrete Zahlen gäbe es erst in vier Wochen. Bis dahin sind die Ranger Ulf Damm und Jo- achim Weber damit beschäftigt, den Bestand der Biber zu erfassen. Ideal für die Spurensuche ist der Schnee, denn wenn die scheuen Tiere auch nicht zu sehen sind, gibt es deutliche Fährten. "Es gibt Veränderungen im Bestand. Die Biber suchen sich neue Reviere, wenn die Nahrungsreserven dort erschöpft sind. Wenn das Gehölz wieder nachgewachsen ist, kommen sie wieder", weiß Sender. "Wir gehen davon aus, dass wir um die 200 Biber hier im Drömling haben", ergänzt Weber. Nicht alle Menschen sind begeistert vom Talent des tierischen Baumeisters. Zum Ärger der Bauern haben auch die Dammbauaktivitäten zugenommen. Oft verstopft er Durchlässe, die dann erst durch Menschenhände wieder freigelegt werden.

Auch die Population der Fischotter, dem Maskottchen des Naturparks, ist in den vergangenen Jahren gleichbleibend. "Der Fischotter hat sich recht gut etabliert und ist an allen Gewässern des Drömlings zu finden", erklärt Weber. Sender erinnert sich, dass bis 1990 ganz selten Fischotter beobachtet wurden. Die Otter damals wären nur auf dem Durchzug gewesen. Erst mit der Entwicklung des Naturparks und der Umstellung der Unterhaltung der Gewässer haben sich auch die Otter angesiedelt. "Der Fischotter ist mein Lieblings-tier. Er hat 80000 Haare auf einem Quadratzentimeter Fell", weiß Juniorranger Luca Philipp aus Flechtingen.

"Die Anwesenheit des Otters ist auch vom Biber abhängig. Der Otter nutzt die verlassenen Biberbauten als Versteck", weiß Weber. Als Nachmieter habe der Otter gute Karten. Die Anzahl der Bisamratten sei hingegen zurückgegangen. Das sei dem Mink (amerikanischer Nerz) zu verdanken. "Vor etwa sechs Jahren sind Minks wie eine Welle über den Drömling gekommen. Die Bisamratte steht ganz oben auf dem Speisezettel der Minks", schildert Weber. Traurig über den Bisamverlust sind die Naturschützer nicht, denn diese Nager gehören ursprünglich nicht in den Drömling. Aber auch der Mink ist eigentlich nicht hier zu Hause. "Der Mink wurde in Pelztierfarmen gehalten. Tierschützer haben sie freigelassen und so haben sie sich verbreitet", erklärt Weber. "Der Mink steht aber mit dem europäischen Nerz, der fast ausgestorben ist, in Konkurrenz. Sein schimmerndes Fell ist ihm zum Verhängnis geworden. Der europäische Nerz wurde gejagt. Im Drömling gibt es schon seit über 100 Jahren keine europäischen Nerze mehr", bedauern die Ranger.

Für den Drömling wünschen sich die Ranger an bestimmten Stellen noch mehr Wasser. Daraufhin protestieren gleich einige Wanderer aus den umliegenden Orten, die befürchten, dass sie Wasser in den Kellern ihrer Häuser bekommen. "Die Vernässungsprojekte, die jetzt laufen, dauerten nicht umsonst in der Vorbereitung über zehn Jahre. Diese Vernässungen haben keine Auswirkungen auf die Dörfer. Wenn natürlich starker Regenschlag kommt, haben manche Leute Wasser im Keller. Das hat aber nichts mit den Vernässungen im Drömling zu tun", betont Sender.