1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Biber sorgt für Kostensteigerung

Verbandsversammlung des Unterhaltungsverbandes "Obere Ohre" Biber sorgt für Kostensteigerung

Von Jens Pickert 19.12.2014, 02:12

Der Unterhaltungsverband "Obere Ohre", der sich vor allem um die Grabenpflege kümmert, muss im kommenden Jahr seine Beiträge erhöhen. Zwei Gründe sind Mehraufgaben vom Land sowie die gestiegenen Belastungen durch die Biber.

Oebisfelde-Weferlingen/Flechtingen l Unerfreuliches hatte Horst Wienecke, Vorsitzender des Unterhaltungverbandes (UHV) "Obere Ohre" mit Sitz im Oebisfelder Gewerbegebiet West, zum Auftakt der Verbandsversammlung zu verkünden: "Wir kommen für das nächste Jahr um eine Erhöhung der Beitragssätze nicht herum."

So werde laut Hagen Müller, Geschäftsführer des Verbandes, der Flächenbeitrag für 2015 um 1,34 Euro pro Hektar auf nun 10,90 Euro pro Hektar erhöht. Angezogen werde ebenfalls der sogenannte Erschwernisbeitrag. Er steige um 49 Cent pro Einwohner auf 3,78 Euro pro Einwohner.

Die Gründe würden außerhalb des Verbandes liegen. Dazu Horst Wienecke: "Das Land stuft zum 1. Januar kommenden Jahres einen Teil der bisherigen Gewässer erster Ordnung ab. Die Kosten, die bisher das Land trug, muss jetzt der UHV aufbringen. Hinzu kommt, dass die Kosten, die Biber dem Verband verursachen, erneut gestiegen sind. Beides muss durch Beiträge ausgeglichen werden."

Weitere Details hatte Hagen Müller parat: "Die Abstufung der Gewässer führt im Verband zu Kostenerhöhungen von jährlich 72900 Euro. Umgerechnet sind dies bei uns 1,23 Euro pro Hektar. Die den Verband jährlich direkt belastenden Biberkosten sind von 34400 Euro im Jahr 2011 auf jetzt 56900 Euro gestiegen. Das sind noch einmal 38 Cent pro Hektar. Die jährlichen Gesamtkosten durch Biber belaufen sich derzeit auf rund einen Euro pro Hektar.Auf die Gewässerabstufung sowie auf die Kosten durch Biber habe der Verband, so der Geschäftsführer weiter, leider kaum Einfluss. Lobend erwähnte Hagen Müller jedoch die Tatsache, dass das Umweltministerium zur Abstufung der Gewässer Kompromisse eingegangen sei.

Abgestufte Gewässer verursachen Mehrbeiträge

Horst Wienecke und Hagen Müller sei es durch Argumente gelungen, die Anzahl der im UHV abzustufenden Gewässer und die dadurch resultierende Kostenerhöhung zu halbieren. Trotzdem bleibe eine hohe Belastung, die höher sei, als in allen anderen 27 Verbänden Sachsen-Anhalts. Die Hälfte der Verbände sei von der Gewässerabstufung überhaupt nicht betroffen.

Die bei der Versammlung anwesenden Verbandsmitgliedern hätten den Argumenten zwar folgen können, aber sie hätten ihr Unverständnis zum Ausdruck gebracht, weil durch das Land immer mehr Lasten nach unten geschoben würden. Außerdem habe der Beitragszahler die vom Naturschutz zu verantwortenden Biberkosten allein auszubaden. Da der Verband aber seiner Pflichtaufgabe nachkommen müsse, bleibe keine andere Wahl als der Beitragerhöhung zuzustimmen.

Hubertus Nitzschke, Beauftragter der Verbandsgemeinde Flechtingen in der Verbandsversammlung des UHV, machte deutlich, wie sehr der Biber ein kostenverursachender Faktor ist. Die Verbreitung des geschützen Tieres hat die Kosten für die Beseitigung von durch das Tier geschaffenen Staudämmen ind en vergangenen vier Jahren nahezu verdoppelt. Allein 78 Biberdämme, berichtete er am Mittwoch in der Sitzung des Verbandsgemeinderates in Flechtinen, verursachten im vergangenen Jahr rund 56000 Euro an Kosten. Davon durften elf Burgen noch nicht einmal zurückgebaut werden, weil jeder Einzelfall erst geprüft wird. Ist der Biber an der Stelle noch aktiv, muss der Damm bleiben, Umleitungsmaßnahmen für das gestaute Wasser werden fällig.

In diesem Jahr hat der Verband bereits 80 Biberdämme gezählt, die teilweise beseitigt oder umgeleitet werden mussten. Auf den Kosten bleibe der Verband in jedem Fall sitzen und müsse sie deshalb an die Grundstückseigentümer weiterreichen, erläuterte Hubertus Nitzschke.

Zur Information: Der Unterhaltungsverband "Obere Ohre" ist für die Unterhaltung und Pflege von zirka 1750 Kilometer Gewässer, 243 Stauanlagen und zwei Schöpfwerke verantwortlich.