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Waidmänner begeben sich auf eine Hegetour der besonderen Art Säckeweise Müll im Revier: Jäger nehmen Umweltfrevel ins Visier

Von Maik Schulz 27.03.2012, 03:17

Ihrem Selbstverständnis nach sind Jäger auch Heger. Was das konkret heißt, bewiesen die Waidmänner aus Bebertal und vom Hegering Schackensleben am Wochenende auf den Feldwegen und begaben sich auf die Pirsch nach Müll.

Bebertal/Schackensleben l Vor dem Start in die am 1. April beginnende Jagdsaison durchkämmen die Jäger des Hegerings Schackensleben in jedem Frühjahr die Feldwege in den von ihnen gepachteten Gemarkungen. Dazu zählen Ackendorf, Bornstedt, Groß Santersleben, Nordgermersleben, Rottmersleben und Schackensleben.

Sieben Kubikmeter Müll in wenigen Stunden eingesammelt

Am Wochenende war es wieder soweit. Das Kreis-Umweltamt stellte einen Sieben-Kubikmeter-Container zur Verfügung. "Und der hat wieder nicht gereicht", berichtete Waidmann Hermann Thormeier. In nur wenigen Stunden hatten die Jäger jede Menge Schutt zusammengetragen. "Wir holten Erwachsenenwindeln aus den Schlehenbüschen, ekelten uns vor fünf verwesenden Schafsköpfen in einer Plastiktüte - das ist wirklich eine Zumutung, was sich einige unverbesserliche Umweltsünder in der Natur so erlauben", empörte sich Wolfgang Schulz, der Vorsitzende des Hegerings.

Hermann Thormeier schüttelte im Angesicht des Dreckbergs nur noch den Kopf. "Ich kann das nicht mehr verstehen. Das sind alles Sachen, die auf der Deponie entgegengenommen werden. Pure Faulheit und Frechheit führen zu solchem Dreck." Berge von Bauschutt mussten liegen gelassen werden, weil der Container schon voll war. Ganze Müllsäcke, Farben, Lacke und Autoreifen sammelten die Jäger ein. Demnächst wollen die Nordgermersleber einen weiteren Einsatz starten, dann soll auch der Rest der Bornstedter Feldwege beräumt werden. "Dort haben wir am Wochenende nur ein Drittel geschafft", berichtete Wolfgang Schulz.

Jäger erstaunt über kriminelle Energie der Müllentsorger

Jede Menge geschafft haben auch die Bebertaler Waidmänner in ihrer Gemarkung. Davon weiß Ronny Thürmann mit einem Schuss Sarkasmus zu erzählen: "Auch wenn derzeit Schonzeit in Wäldern und Feldern ist, wir Bebertaler Jäger waren am Sonnabend auf der Jagd: nach Dreckfinken - jenen besonders gefährlichen Lebewesen für die Natur. Offensichtlich verstehen einige Schmutzfinken den Frühjahrsputz falsch und bauen ihre Nester in der Natur mit ihrem Hausmüll. Wir sind immer wieder erstaunt, mit wie viel krimineller Energie Unrat in die Landschaft gekippt wird." Thürmann mahnte: "Bei unserer Pirsch achten wir ganz genau darauf, wem man den Müll zuordnen kann. Wir sammeln Rechnungen und dokumentieren Beweise. Wer erwischt wird, bekommt Post vom Ordnungsamt."

Leinenpflicht für Hunde auf den Feldwegen ab 31. März

Hundebesitzer wies Thürmann darauf hin, dass laut Wald- und Flurgesetz ab 31. März eine Leinenpflicht für Hunde besteht. Dann beginnt die Zeit, in der das Wild seine Ruhe braucht, um seine Jungen aufzuziehen. "Der Schutz unserer Natur ist uns wichtig und sollte jeden angehen, dem die Natur am Herzen liegt", meint der Bebertaler Waidmann.