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Volkmar Fleischer nutzt die Winterzeit für seine Holzarbeiten Erzgebirgische Schwibbögen aus einer Werkstatt in Neuenhofe

Von Burkhard Steffen 20.12.2012, 02:24

Wahl-Neuenhofer Volkmar Fleischer stammt aus Zwickau, dem Tor zum Erzgebirge. Die traditionelle erzgebirgische Holzbearbeitungskunst hat es dem früheren Leistungssportler und erfolgreichen Trainer angetan.

Neuenhofe l Beim Adventsmarkt der Kita "Heidewíchtel" sorgte kürzlich ein Ausstellungsstand für Aufsehen. Volkmar Fleischer zeigte der Öffentlichkeit das Ergebnis seiner aufwändigen Bastelarbeiten: Erzgebirgische Schwibbögen und wunderschöne Holztiere.

"In der kalten Jahreszeit sitze ich oft in meiner Werkstatt und bastele", erzählt der Neuenhofer, der vor wenigen Wochen 70 Jahre alt wurde. Mehr als 30 Stunden Arbeit stecken in einem Schwibbogen. "Auf großen Sperrholzplatten reiße ich zunächst die Konturen auf", erzählt der Hobbykünstler, "mit einer maschinellen Laubsäge schneide ich dann die äußere Form aus." Als Vorlage dient ein mehr als 80 Jahre alter Schwibbogen, den schon seine Eltern hatten.

Beschleifen nimmt die meiste Zeit in Anspruch

Die inneren Umrisse müssen aufwändig von Hand ausgesägt werden. Erst wird gebohrt und dann das feine Laubsägeblatt eingespannt. "Zum Schluss folgt das Beschleifen, das wohl die meiste Zeit in Anspruch nimmt", so Volkmar Fleischer.

Er hat ein raffiniertes System gefunden, den Schwibbogen so zu beleuchten, das es ein nostalgisches Licht- und Schattenspiel ergibt. Letzter Arbeitsgang ist die Montage von zwei Füßen, damit das kleine Kunstwerk nicht durch den Fensterrahmen verdeckt wird.

Doch Volkmar Fleischer bastelt auch andere dekorative und formschöne Sachen. Da gibt es Holzpferde, -katzen oder -ziegen, sogar einen Dackel, der mit dem Schwanz wackeln kann.

Nur wenige Neuenhofer wissen, dass Fleischer einst zweifacher Weltmeister im Kanuslalom war. "Das war schon 1964", erinnert er sich. Der Sport bestimmte auch sein späteres Berufsleben. So war er seit 1970 als Verbandstrainer für die großartigen Erfolge der DDR-Kanuten mitverantwortlich. Volkmar Fleischer war auch maßgeblich daran beteiligt, dass ein Jahr vor den Olympischen Spielen in München bei Zwickau ein Wildwasserkanal nachgebaut wurde, der die Streckenverhältnisse des Olympiakurses simulierte. Der Erfolg war sensationell: Die DDR gewann alle vier im Kanuslalom vergebenen Goldmedaillen...