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  7. Evakuierte Kühe bereiten Bauer Christian Bleis große Sorgen

Nach dem Hochwasser: Euter-Entzündungen, Fieber und geringe Milchleistung Evakuierte Kühe bereiten Bauer Christian Bleis große Sorgen

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 18.07.2013, 03:16

Schönhausen l Seine 380 evakuierten Kühe sind zurück im Stall - Bauer Christian Bleis könnte glücklich sein. Ist er aber nicht!

Denn jetzt gehen die Probleme erst los. "Etwa 20 Kühe sind krank. Die meisten quälten sich mit Euterentzündungen herum. Und zwar so stark, dass sie sogar Fieber bekommen und daran sterben können." Der Tierarzt ist quasi Dauergast auf der Anlage am Bauerndamm, die vom Fischbecker Deichbruchwasser geflutet worden ist. "Das Schlimme ist, dass die Behandlung bisher nicht anschlägt. Der Tierarzt hat schon das Antibiotikum gewechselt, aber wirklich erfolgreich war das bisher nicht", macht sich Christian Bleis Sorgen.

Beste Kuh "Liebling" ist abgemagert und musste operiert werden

Denn er befürchtet, dass er die erkrankten Tiere abgeben muss - zum Schlachthof. Das schmerzt ihn nicht nur wegen des finanziellen Verlustes, "sondern man hat zu den Kühen ja auch eine Beziehung aufgebaut und sie sollen eigentlich über Jahre zum Stamm gehören". Besonders besorgt beobachtet er seine beste Kuh namens "Liebling". Auch sie steht in der Krankenstation, frisst kaum und lässt die Ohren hängen. Vor ein paar Tagen musste der Tierarzt sie vor Ort operieren. Weil sie während der Evakuierung wenig gefressen hatte, war viel Platz im Bauchraum und der Labmagen konnte sich verlagern. Bei der Operation brachte Dr. Christian Leue den Magen wieder an die richtige Position.

Die Kühe, die die Evakuierung und den damit verbundenen Stress zumindest bis jetzt gesundheitlich besser verkraftet haben, zeigen dennoch Auffälligkeiten. Die Milchleistung liegt weiterhin deutlich unter dem Durchschnitt, der bei 31 Litern pro Kuh am Tag (zweimal gemolken) liegt. Jetzt sind es lediglich 25 Liter, vielleicht 26, mehr nicht. Gerade diese Differenz macht den Gewinn aus, den Christian Bleis durch den Milchverkauf erwirtschaftet.

"Ich war so glücklich, dass alle Kühe lebend aus dem Wasser gerettet werden konnten. Dafür bin ich allen Helfer unendlich dankbar. Auch denen, die die Kühe aufgenommen haben, die beim Aufräumen in der Stallanlage halfen und den Berufskollegen, die Futter und Stroh angeboten haben. Und nun das. Das ganze Ausmaß der Katastrophe ist längst noch nicht abschätzbar." Erst am letzten Wochenende hat Christian Bleis unter dem erst vor kurzem in Betrieb genommenen Liegeboxenstall eine vom Wasser unterspülte Stelle entdeckt, die muss schnellstens ausgebessert werden, damit nichts bricht. Und wer weiß, was noch alles zum Vorschein kommt, wenn auf dem Außengelände der Schlamm abgetragen wird...

Doppelter Aufwand, den Acker für die neue Saat vorzubereiten

An die Schäden auf den Äckern denkt der Bauer noch gar nicht. "Auf die ganz leichten Böden ohne Senken kommen wir demnächst wohl rauf und können das abgestorbene Getreide mulchen, damit wir den Boden für die Aussaat von Raps Ende August vorbereiten können. Das ist doppelter Aufwand, der Zeit und Geld kostet." Die schweren Böden zu bearbeiten, wird dieses Jahr gar nicht mehr möglich sein. Auf den Elbwiesen hofft Christian Bleis, noch einen Grasschnitt einfahren zu können, "hier gibt es nicht so viele Probleme mit der Nässe wie im Trüben, wo das Wasser teilweise immer noch steht, und die Gräser sind über die Jahrhunderte an die Situation angepasst".

Christian Bleis kritisiert, dass durch das Verschließen der Durchlässe am Bahndamm der Trüben rasant voll wie eine Badewanne gelaufen ist und dadurch zusätzliche Schäden entstanden sind.