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Beim zweiten Spinnertreffen in Garz erleben Besucher, wie aus Wolle Faden und Stoffe werden Havelhöfe: Alles rund ums Spinnen und Weben

Von Andrea Schröder 19.08.2013, 03:36

Spinnräder bestimmten am Sonnabend das Bild auf den Havelhöfen in Garz. Spinner und Weber Rainer Wittenburg hatte nach der erfolgreichen Premiere im vorigen Sommer zur zweiten Auflage in die historische Kulisse der Höfe eingeladen.

Garz l "Wir genießen es immer, wenn wir zusammen sein können. Da darf es auch mal etwas wärmer sein", sagt Gabriele Schulz. Sie sitzt mit weiteren Frauen vor den roten Ziegelmauern der Havelhöfe halb im Schatten und spinnt Wolle zu Fäden. Die Hitze ausstrahlende Sonne macht den Frauen nichts aus. Gabriele Schulz gehört zu den Klietzer Spinnfrauen, die gern der Einladung von Rainer Wittenburg zum 2. Spinnertreffen gefolgt sind. Der historische Hof ist gut belegt. An bis zu 20 Spinnrädern wird an dem Tag gearbeitet. Stammgäste in Garz sind mittlerweile auch die Spinn-Weben aus Rathenow und Umgebung.

Hinzu gesellten sich Hobbydrechsler Ulrich Plehn aus Wustrow und Natascha K. Cronacher, die Hüte herstellt und deren Puppen aus Filz ein echter Hingucker sind. Andrea Schäfer und Cäcilia Taube zeigen ihre Strickkünste. Auch sie arbeiten gern am Spinnrad und haben guten Kontakt zu den Spinn-Weben.

Was aus Wolle alles gemacht werden kann, zeigen die Teilnehmer bei einer Modenschau. Jacken, Tücher, Taschen, Mützen, Schals und anderes mehr. Eine, die viel Mode beisteuert, ist Ortrud Radke-Duffing von den Rathenower Spinn-Weben. Sie zeigt stolz eine rotfarbene Jacke in Blazer-Form mit Schalkragen. Wolle von zwei Milchschafen hat sie dafür verwendet und mit Rotholz gefärbt.

Schutenhut schützt vor der Sonne

Da die Wolle von Milchschafen etwas kratzig ist, hat sie diese für eine Jacke verwendet, die innen mit Futter ausgekleidet ist. Wie weich dagegen Wolle von einem jungen Kamel ist, konnten die Besucher an ihren Kleidungsstücken fühlen und sich - trotz der Wärme - gut vorstellen, wie wohlig warm eine Jacke aus Mohairwolle ist.

Seit sechs Jahren gehört sie zu den Spinn-Weben, durch eine Freundin kam sie zu der Gruppe. Ihre Kenntnisse im Schneiderhandwerk - sie arbeitete an den Städtischen Bühnen Düsseldorf - kommen ihr dabei zugute. "Bei diesen Sachen ist viel Handarbeit nötig", sagt sie und zeigt auch ihre Taschen, die sie zum Beispiel mit gefilzten Ornamenten verziert. Oder ihren Schutenhut, den sie nach der havelländischen Tradition hergestellt hat. "Was besseres gibt\'s bei Hitze nicht, man ist bestens vor der Sonne in Gesicht und Nacken geschützt." Auch das Kardieren von Wolle können die Besucher bei ihr sehen.

Gastgeber Rainer Wittenburg hat für diesen Tag zudem das Buttern vorbereitet. Aus frischer Sahne bereitet er sie zu.

Gastgeber erzählt beim Buttern Anekdoten

Während der halben Stunde, in der er die Sahne im Butterfass stampft, erklärt er den Prozess und erzählt nebenbei so manche Anekdote von Opa Heinrich, der sein Leben lang nur selbstgemachte Butter gegessen hat. Auch im Krieg, als die Herstellung verboten war. Doch mit einigen Tricks klappte es auch da. Buttermilch und natürlich Butter auf frischgebackenem Brot gibt\'s natürlich zum Kosten.

Die Klietzer Spinnfrauen treffen sich jeden Mittwoch um 15 Uhr für ein paar Stunden zum Spinnen und Plaudern. Kräuterfrau Christa Wagner hat am Sonnabend zudem einen bunten Strauß mitgebracht. Sommerblüten und Kräuter, aus denen sie eine köstliche alkoholfreie Bowle hergestellt hat, die ebenfalls verkostet werden darf.

Das 3. Spinnertreffen findet im nächsten Sommer statt, sagt Rainer Wittenburg.