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Niendorfer Kinder pflegen mit Hilfe ihrer Eltern die alte Tradition des Pfingstumzuges Wer der Fischgemai ist, bleibt streng geheim

Von Gundi Neuschulz 30.05.2012, 03:25

Es ist eine alte Tradition, zum Pfingstfest durch das Dorf zu ziehen und Eier, Kuchen, Speck, Wurst oder Geld einzusammeln. Dabei hat jedes Dorf seine eigenen Gesetze. Auch in Niendorf ist das so. Dort beginnt Pfingsten schon vier Wochen vor dem eigentlichen Fest.

Niendorf l "Pfingsten fängt bei uns eigentlich vier Wochen früher an. Dann treffen sich die Kinder schon regelmäßig, um ihre Pfingstlieder zu üben", erzählt Anja Schrader. Jennifer Schrader und Lisa Muci sind in diesem Jahr die Maienbräute, die beim Umzug durchs Dorf von den Mädchen begleitet werden. Pascal Thom und Niklas Stiemerling sind die Ältesten, die den Fischgemai führen und die Turbelträger begleiten. Auch sie müssen beim Singen natürlich textsicher sein.

Am Pfingstsonnabend steht dann viel Arbeit an. Die Turbeln der Jungen, das sind die Körbe, die mit einem Riemen um den Hals getragen werden, müssen geschmückt werden. Sie werden von den Mädchen mit Buchsbaum und bunten Blüten geschmückt, so dass einiges an Gewicht zusammenkommt. Die Mädchen nähen auch die Schärpen der Jungs. Die Jungen schmücken die Körbe der Mädchen und binden die Kränze. Am Abend vor der Grasschlacht werden Körbe und Turbeln, Kränze und Schärpen dann getauscht.

Drei Turbelträger begleiten die Ältesten und den Fischgemai am Sonntag durchs Dorf. Dabei wird in den Häusern nicht nur das Pfingstlied (siehe Kasten rechts) gesungen und Eier, Kuchen und Geld eingesammelt. Kinder und Jugendliche versuchen während des Umzuges, dem Fischgemai die bunten Bänder zu stehlen. Pascal Thom hatte als Ältester dabei in diesem Jahr die schwere Aufgabe, das mittels einer Rute zu verhindern. Auch der Fischgemai selbst versucht durch Drehen und Springen die Diebe nicht an sich heranzulassen. Beim etwa dreistündigen Umzug und Sommerwetter kann das zu einer echten Strapaze werden. "Wer der Fischgemai ist, das ist übrigens streng geheim. Auch nach dem Umzug wird das Geheimnis nicht gelüftet", erzählt Daniela Thom.

Sie weiß auch, wie Anja Schrader, dass es ohne die Hilfe und Unterstützung der Eltern nicht gehen würde. "Allein das Schmücken der Turbeln und Körbe, das Nähen der Schärpen und das Binden der Blumenkränze ist eine Menge Arbeit. Und auch das Kuchen- und Eierbackessen nach dem Umzug muss ausgerichtet werden. Aber wir finden es wichtig, die Tradition zu erhalten. Und ohne das Engagement der Erwachsenen, die ja als Kinder auch mit diesem Brauch aufgewachsen sind, würde das einschlafen. Und das wäre sehr schade", sagt Anja Schrader.

Dass der Pfingstumzug in Niendorf tief verwurzelt ist, zeigt nicht nur das Interesse der Mädchen und Jungen. Dass die Anzahl der Kinder in diesem Jahr, vor allem bei den Jungen, so gering war, liege nicht am Desinteresse, sondern am Geburtenknick. "Das wird wieder mehr", sind sich die Frauen sicher.

Die Einwohner stehen am Sonntagmittag, der Umzug beginnt immer um 13 Uhr, vor den Häusern und erwarten die Kinder. Eier, Kuchen und Geld wechseln dann den Besitzer. Natürlich erst, wenn das Pfingstlied gesungen wurde. Dabei gehen die Mädchen und Jungen getrennt voneinander. Nach dem Umzug treffen sie sich aber bald wieder. Erst wird in den Gruppen Kaffee getrunken und der Kuchen vernascht, dann eröffnen die Maienbräute und die Ältesten den Tanz und danach gibt es Eierback satt für alle.