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Hans-Joachim Richter befasst sich mit der Geschichte der Beetzendorfer Gotteshäuser Zehn Kirchen haben Spuren hinterlassen

Von Walter Mogk 27.06.2012, 05:20

Zehn verschiedene Kirchen hatte Beetzendorf im Lauf seiner Geschichte. Und alle haben ihre Spuren in Form von Abendmahlsgeschirr hinterlassen, das zum Kirchentag präsentiert wurde. Der Beetzendorfer Hans-Joachim Richter hat sich auf Spurensuche in die Kirchengeschichte seines Heimatortes begeben.

Beetzendorf l Wer zum Altmärkischen Ökumenischen Kirchentag einen Abstecher in die Beetzendorfer Marienkirche machte, der staunte nicht schlecht. In einem kleinen Schränkchen konnten jede Menge Utensilien bewundert werden, die zum Heiligen Abendmahl gebraucht wurden. Kelche für den Wein aus verschiedenen Jahrhunderten, dazu Behältnisse für die Oblaten. Am verwendeten Material ließen sich die jeweiligen Zeitumstände ablesen. So standen silberne Becher neben solchen aus Zinn, Messing oder gar Eisenguss.

"Das sind alles Erbsachen, sie stammen aus dem Nachlass unserer Beetzendorfer Kirchen", erläuterte Hans-Joachim Richter, der die Ausstellung zusammengestellt hatte und den Besuchern für historische Informationen zur Verfügung stand. Der Beetzendorfer beschäftigt sich seit Längerem mit der Geschichte der Gotteshäuser in der Burggemeinde und hat bereits die Existenz von zehn verschiedenen Kirchen nachgewiesen. "Möglicherweise sind es sogar elf. 1050 soll der Bau einer Kirche gestiftet worden sein. Doch die Abschrift des Briefes, die das belegt, ist leider verlorengegangen. Entweder bei einem Brand in Apenburg oder während der Zerstörung Magdeburgs im Dreißigjährigen Krieg", berichtete Richter.

Älteste nachweisbare Kirche Beetzendorfs ist somit Sankt Georgi, die 1292 erstmals erwähnt wird. "Sie wurde auf einem Stölzen, einem leichten Hügel, gegenüber dem heutigen Altmärker Hof aus Holz errichtet", erklärte der Beetzendorfer. Bis 1520 soll sich die Kirche gehalten haben, bevor sie endgültig verfiel.

Auch die Burg derer von der Schulenburgs, deren Reste noch heute im Park zu finden sind, hatte selbstverständlich eine Kapelle. Diese stammt aus dem Jahr 1340 und war der Gottesmutter Maria gewidmet. "Dorthin durften auch die Bewohner des Steinweges gehen", erläuterte Hans-Joachim Richter. Weil deren Zahl aber stetig anstieg, bekamen sie 1375 eine eigene Kirche, den ersten Bau der heutigen Marienkirche. Dieser existierte bis 1534.

Liebfrauenkirche stand am Lieberoser Hof

Eine weitere Kirche wurde am 22. Oktober 1391 eingeweiht. Ihr Standort war hinter dem Lieberoser Hof, an dessen Stelle heute die Volksbank steht. "Grundmauern der Sakristei dieses Liebfrauenkirche genannten Gotteshauses sind dort noch heute zu finden", berichtete Hans-Joachim Richter.

1460 wird eine der Jungfrau Maria gewidmete Kirche erwähnt, die einen Kirchhof in der Vorstadt gehabt haben soll. Doch auch diese hatte keinen langen Bestand.

Nach dem Zerfall der ersten Marienkirche 1534 erfolgte deren Neubau. "Damals gab es neben dem Gotteshaus auch noch einen Friedhof, der sich auf dem Areal am heutigen Gemeindehaus befand", erklärte Richter.

Einer der ältesten Beetzendorfer Friedhöfe, der schon vor 1600 angelegt wurde, befindet sich an der Freistraße. "Er war für die Elenden, Zugereisten und Siedler gedacht", weiß der Beetzendorfer zu berichten. Auch hier hat es einst eine Kirche gegeben, die 1612 gebaut wurde. Sie existierte bis nach 1800. Eine Krypta mit Gebeinen, die vor einigen Jahren zufällig entdeckt wurde, zeugt von dem einstigen Bau.

Die letzten beiden Kirchenbauten stehen bis heute. 1735 wird zum dritten Mal die Marienkirche neu errichtet und unter Graf Adolf Friedrich von der Schulenburg ein Jahr später eingeweiht. Schon wenige Tage später fand in dem Gotteshaus die erste Trauung statt.

Am 17. Juli 1928 bekam Beetzendorf dann auch eine katholische Kirche. "Weil so viele Rheinländer im Ort lebten, hat man sich gesagt, wir müssen denen auch eine Kapelle bauen", erklärte Richter. So errichtete man das kleine Gotteshaus Maria Himmelfahrt, das noch heute gegenüber dem Postparkplatz im Steinweg steht.