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Rossauer und Schlieckdorfer wollen Entschädigungen und Ausgleichsmaßnahmen vor Ort Windpark-Anlieger fühlen sich kalt enteignet

Von Ralf Franke 10.04.2013, 03:17

Der Protest aus Rossau und Schliecksdorf gegen die Erweiterung des Windparks Krevese kommt spät, aber trotzdem entschlossen. Während der Bau kaum mehr zu verhindern ist, beschäftigen sich die Betroffenen mit den Folgen.

Rossau l Auch wenn es sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinn der Kampf gegen Windmühlen zu sein scheint, haben die inzwischen in einer Bürgerinitiative (BI) organisierten Einwohner von Rossau und dem Ortsteil Schliecksdorf den Kampf gegen die Erweiterung des Windparkes Krevese noch nicht ganz aufgegeben. Und obwohl die Zufahrtswege schon gebaut sind und die Arbeiten für die Fundamente der zehn neuen Anlagen südlich der Landesstraße L9 zwischen Krevese und Stapel längst laufen, stand das Thema am Montagabend auf der Tagesordnung des Ortschaftsrates. Ortsbürgermeister Bernd Drong griff das Thema immerhin schon zum dritten Mal in der Runde auf und hatte sich mit der Osterburger Bauamtsleiterin Antje Spillner auch fachliche Verstärkung geholt.

Kritiker bemängeln die Fachplanung

Die Forderungen, die er vorab für die BI formulierte, verfolgen in erster Linie nicht mehr den aussichtslosen Kampf gegen die nach derzeitigem Stand rechtsgültig genehmigten Windkraftanlagen, sondern beziehen sich unter anderem auf Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen, Steuereinnahmen, die vor Ort Investitionen ermöglichen, negative gesundheitliche Auswirkungen, auf finanzielle Entschädigungen für die Entwertung der Immobilien oder auf Ausgleich und Ersatzmaßnahmen, die den betroffenen Anliegern zugute kommen müssten.

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, bemängeln die Gegner der Anlagen auch die fachliche Richtigkeit der Genehmigungsplanungen. Unter anderem wies BI-Mitglied Astrid Schulze aus Schlicksdorf darauf hin, dass in den Unterlagen der Verlauf der A-14-Verlängerung nicht eingezeichnet wäre und damit höchstwahrscheinlich die Doppelbelastung nicht ausreichend berücksichtigt ist.

Darüber hinaus bezweifelte sie die Berechnungen zum ausreichenden Schallschutz der Anlieger und wies darauf hin, dass es neue Ergebnisse in Sachen Infraschall gebe. Eine auf Dauer schädliche Belastung, die nicht mit den Ohren wahrgenommen wird. In der Tat gibt es zu dem Typ der riesigen Anlagen, die bei Rossau errichtet werden, noch wenig verlässliche Untersuchungsergebnisse, was den Immissionsschutz betrifft.

Ausgleichsmaßnahmen in 40 km Luftlinie

Obwohl die Projektgegner zugeben, dass sie ihren Protest viel zu spät gestartet haben und anerkennen müssen, dass sich sowohl der Stadtrat als auch die Stadtverwaltung Osterburg aus Sorge um die Anlieger gegen die Pläne ausgesprochen hatten, deren Einwände im Abwägungsverfahren aber keine Berücksichtigung fanden, nahmen sie die Kommune in die Pflicht, was den künftigen Umgang mit dem Windenergiepark betrifft. So forderte Astrid Schulze, einen Ansprechpartner zu benennen, der den Rossauern bei künftigen Forderungen, was Entschädigungen und dergleichen betrifft, zur Verfügung steht.

Heinz Riemann, früherer Bürgermeister von Rossau, thematisierte unter anderem den Wertverlust der Grundstücke, die eigentlich ein Stück Altersvorsorge sein sollten. Ebenso wie Bernd Drong sprach er in dem Zusammenhang von kalter Enteignung.

Ein Tätigkeitsfeld für die Verwaltung könnten zudem die Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen werden. Während die entsprechenden Auflagen für das Wegerecht mit 70 bis 80 Bäumen entlang Rossauer (nicht Schliecksdorfer) Wirtschaftswege erfüllt sein sollen, geht die Ausgleich- und Ersatzmaßnahme für die Versiegelung des Bodens durch die Fundamente der Windräder nach derzeitigem Stand in knapp 40 Kilometer Luftlinie über die Bühne. Für den Verlust des Bodens im Zuge des Anlagenbaus soll in Bellingen eine Siloanlage zurückgebaut werden.