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Brachliegende Gartenflächen sollen Treffpunkt in Kalbe werden Teppich raus und Leben rein

Von Maik Bock 06.08.2015, 16:19

Kalbe l Schon im vergangenen Jahr gab es die Idee am Roten Wall in Kalbe, dem kleinen Verbindungsweg zwischen Westpromenade und Feldstraße, einige Gärten über die Künstlerstadt Kalbe wieder nutzbar zu machen. Was 2014 nicht klappte, wurde am Mittwochnachmittag in Angriff genommen. Gleich zwei brachliegende Gärten sind dafür auserkoren worden.

Etwas schwierig gestaltete sich die Wiederbelebung des ersten Gartens an der Westpromende gegenüber der Sekundarschule. Erst ein Trennschleifer machte die ersten Schritte in das verwilderte Gartenreich möglich. Denn: Einen Schlüssel für das Schloss, das die Kette verband, gab es nicht. Und die Versuche von Corinna Köbele den Schließmechanismus mittels einer Büroklammer zum Öffnen zu bewegen, wollten nicht so recht klappen.

Da half nur noch Nachbar Bodo Pooschke, der Trennschleifer und Kabeltrommel holte und mit derber Technik die Pforte aufspringen ließ.

Ein Workcamp soll in diesem Garten entstehen, offenbarten die Mitstreiter der Künstlerstadt. Es soll ein Treffpunkt zwischen Kalbensern, interessierten Besuchern und den neuen Einwohnern der Mildestadt werden.

Stipendiatin Fabienne Polster hat sich seit ihrer Ankunft in Kalbe auch schon mit den Flüchtlingsfamilien über viele Ideen unterhalten und so auch das Interesse für das Gartenprojekt geweckt.

Am Mittwoch schaute deshalb auch Familie Alsaid aus Syrien mit Vater Ahmad und den Kindern Maram (9), Yahya (7) und Tiem (4) vorbei. Fabienne Polster erkundete mit den vieren schon einmal den vor Jahren aufgegebenen Garten, der sich gegenüber dem Schulhort "Abenteuerland" am Roten Wall befindet. "Das kann auch das reinste Abenteuerland sein", sagte die junge Frau. Viele Bäume stehen dort und laden förmlich zum Klettern ein.

Mit Hilfe der Gartenakademie Sachsen-Anhalt, die ihren Sitz auf dem Zichtauer Gutshof hat, solle im kommenden Herbst eine Bestandsaufnahme der Baumarten erfolgen, berichtete Corinna Köbele. Was an Gehölzen nicht gebraucht wird oder als Wildwuchs einzustufen ist, könnte dann im Herbst gerodet werden. Der Garten wäre so wieder nutzbar.

Platz für Kinder, um spielen zu können, Buden zu bauen oder einfach in den Bäumen zu klettern, wollen die Künstlerstadt-Organisatoren schaffen. Im vorderen Teil des ersten Gartens möchte man Obst und Gemüse anbauen. Dort soll ein Ort der Begegnung entstehen, an dem auch gegrillt und gefeiert werden kann.

Auf weit mehr als 1000 Quadratmetern - so schätzt Corinna Köbele die Größe der zwei Gärten - soll Platz für Gartenbau, Erholung, Grillen, Spiel und Spaß für kleine und große Kalbenser entstehen. "Die Freizeit soll im Mittelpunkt stehen und auch eine Abenteuerecke ist dann geplant. Bis es soweit ist, steht aber noch eine gewaltige Menge an Arbeit ins Haus", verwies Köbele auf die noch wilde Natur ringsum.

Und so wurde am Mittwoch auch gleich einmal damit begonnen, alte Auslegware und Teppiche, die in einem der Gärten großzügig ausgebreitet lagen, beiseite zu räumen. Eine Frage stellten sich die fleißigen Helfer immer wieder - mal kopfschüttelnd mal belustigt: "Wer legt denn Teppiche in einem Garten aus?"

Während die Kinder von Familie Alsaid ihre Vorstellungen der Abenteuerecke zu Papier brachten, waren auch die Studenten fleißig und machten einige Entwürfe, wie man die Gärten gestalten könnte. "So, die ersten Schritte sind getan", sagte Corinna Köbele. "Jetzt muss das Gartenprojekt langsam wachsen", blickte sie voraus und dann stießen alle zusammen mit einem Glas erfrischenden Pfefferminztee auf die erste Etappe an.