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Feuerwehr Felgeleben zieht Bilanz über turbulentes Jahr 2013 Frau Merkel, wo sind die Filter versteckt?

Für die Stadtteilfeuerwehr Felgeleben ist 2013 ein turbulentes Jahr gewesen. Das lag nicht nur am Juni-Hochwasser. Wehrleiter Daniel Schürmann hielt bei der Jahreshauptversammlung Rückschau.

Von Ulrich Meinhard 03.03.2014, 02:46

Schönebeck l In jeder Familie hängt der Haussegen manchmal schief. Vor dem Hintergrund dieses Beispiels sind die Unstimmigkeiten, die es im vergangenen Jahr in der Leitung der Stadtteilfeuerwehr Felgeleben gab, nichts Außergewöhnliches. Stadtteilwehrleiter Daniel Schürmann kam während der Jahreshauptversammlung am Freitagabend nicht umhin, auf die nun überstandenen Dissonanzen einzugehen. Er sagte: "Das, was eigentlich jeder erwachsene Mensch und vor allem Kameraden können sollten, hatten wir verlernt, vergessen, verdrängt. Das miteinander Sprechen und das Klären von Problemen untereinander."

Auch Dieter Berge vom Förderverein der Felgeleber Wehr ging in seinem Grußwort kurz auf die Spannungen ein. "Das war ein turbulentes Jahr. Die Spaltung in der Führung brachte Unruhe in den Förderverein." Nach mehreren Aussprachen seien nun aber die "richtigen Entscheidungen" getroffen worden, würdigte Berge. Er ergänzte: "Wir hoffen, dass unsere Arbeit zur Stabilität der Wehr beigetragen hat und beiträgt." Stadtrat Werner Grundmann (SPD-Fraktion) stellte fest: "Wir haben uns zum Glück alle wieder eingekriegt."

Für Turbulenz freilich sorgte im Jahr 2013 auch die verheerende Juni-Flut. "Von unseren Kameraden waren 28 Einsatzkräfte vom 4. bis 14. Juni rund um die Uhr im Einsatz. Wir brachten unsere Pumpentechnik sowie unsere Ölsperren dorthin, wo sie gebraucht wurden", hielt Daniel Schürmann Rückschau.

Insgesamt ist die Stadtteilfeuerwehr mit ihren 36 aktiven Kameraden im vergangenen Jahr 22 Mal zum Einsatz gerufen worden, darunter waren zehn Brandeinsätze und neun technische Hilfeleistungen. Zweimal stellte sich ein Einsatz als Fehlalarm heraus. "Aber nicht nur Einsätze waren für unsere Kameraden zeitintensiv, sondern auch die theoretische und praktische Ausbildung nahm sie in Anspruch", fährte Schürmann weiter aus.

Unakzeptabel ist nach seiner Ansicht, "dass in unserer heutigen Zeit es immer noch nicht möglich ist, die einzelnen Stadtteilwehren mit Internetzugang und zur Ausbildung nutzbaren Laptops auszustatten". Und: "Was ich auch vermisse, ist die Ersatzbeschaffung unserer Ölsperren, die beim Juni-Hochwasser beschädigt wurden. Außerdem stelle ich mir immer die Frage, wo Frau Merkel unsere für die ABC Komponente wichtigen Atemschutzfilter versteckt hat. Immerhin sind die vorhandenen Filter schon drei Jahre abgelaufen." Kritikwürdig sei aus Sicht der Wehr zudem, dass Mittelfreigaben "enorm lange dauern" und dass auf bestimmte Ausrüstungsgegenstände oder auf Reparaturen lange gewartet werden muss, so Schürmann.

"Die Kritik nehme ich mit."

Oberbürgermeister Bert Knoblauch

Der beim Treffen im Gerätehaus anwesende Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) notierte sich die Kritikpunkte. Er sagte: "Felgeleben hat 2013 unter Beweis gestellt, dass die Wehr wichtig ist und ihre Existenzberechtigung hat, trotz der angesprochenen Schwierigkeiten." Knoblauch dankte den Kameraden sowie allen Ehe- und Lebenspartnern. Für dieses Jahr sagte er die Ausstattung mit Digitalfunk zu. "Die Kritik nehme ich auf. Wir gucken, was wir machen können."

Abschnittsleiter Uwe Tandler überbrachte die Grüße von Kreisbrandmeister Hans Ulrich Robitzsch. Auch Tandler bezog sich kurz auf die Spannungen im Jahr 2013. "Gewitter sind manchmal nötig", befand er, fügte aber auch warnend hinzu: "Sie dürfen nur nicht dazu führen, dass die Feuerwehr Felgeleben zerkloppt wird." Tandler würdigte den "bis zur Erschöpfung" geleisteten Einsatz der Kameraden in den Flut-Tagen. An die Adresse der Stadtverwaltung ergänzte er: "Ich wünsche mir, dass die Stadt die nötigen Lehren zieht, zum Beispiel bei der Ausstattung der Wehren."

Der ehemalige Stadtrat Stephan Böttcher sprach den schlimmen Chemieunfall vom Juni 1996 an. Damals war in Schönebeck ein Zug mit Kesselwagen entgleist, einige der mit dem hochgiftigen Venylchlorid befüllten Waggons hatten Feuer gefangen. "Den Einsatzkräften ist eine Nachuntersuchung nach zehn Jahren zugesichert worden. Aber die ist ja wohl komplett ausgefallen. Oder wie ist der Stand?", wollte Böttcher wissen.

Um eine Antwort waren die anwesenden Herren im Podium verlegen. Stadtwehrleiter Ronald Mühlsiegel stellte schließlich fest: "Zu einer solchen Nachuntersuchung ist es nicht gekommen. Für die Feuerwehr-Unfallkasse ist die Sache offenbar abgeschlossen."

Stadträtin Sabine Dirlich (Die Linke) sagte dazu, dass sie von einem Fall wisse, wo ein Feuerwehrmann bis heute vergeblich darum kämpft, dass seine gesundheitlichen Schäden als Folge des Einsatzes von 1996 anerkannt werden. "Für mich ist das so ein typisches Versicherungsgebaren", schätzte die Stadträtin ein.

Ihr Ratskollege von der FDP, Thomas Mogge, bemerkte: "Die gleiche Frage hab ich letztes Jahr schon gehört. Ich hoffe, dass wir nicht wieder 365 Tage verstreichen lassen müssen, bevor sich hier was tut."

Ausgiebig nutzten die Kameraden die Möglichkeit, in großer Runde Anfragen zu stellen. So wollten mehrere junge Feuerwehrleute wissen, ob andernorts anvisierte und dann ausgefallene Brandschutzübungen nachgeholt werden. Stadtwehrleiter Mühlsiegel will lieber einen Brandübungscontainer für ein Wochenende nach Schönebeck holen. Sein Zusatz: "Das kostet aber einen Schein."

Es folgten Beförderungen und Auszeichnungen (siehe Infokasten). Zu guter Letzt: Das Protokoll der Sitzung führte Yvonne Schumann. "Aber ich muss nicht genannt werden", wehrte sie gegenüber der Volksstimme bescheiden ab.

Doch.