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Weihnachtliches Benefizkonzert erklingt am zweiten Advent im IGZ Inno-Life Ein Engel sucht sein Orchester

Von Ulrich Meinhard 04.12.2014, 02:09

"Engelchen fliegen überall." So ist das diesjährige weihnachtliche Benefizkonzert von Mitteldeutscher Kammerphilharmonie und Volksstimme überschrieben. Es wird am Sonntag im IGZ Inno-Life erklingen. Auf das Publikum warten weihnachtliche Geschichten, Gedichte und Musik aus der ganzen Welt.

Schönebeck l "Engel können fliegen, weil sie sich selbst leicht nehmen." Dieser Ansicht ist der englische Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton. Aber es scheint Ausnahmen zu geben. Und dann kann es schon einmal passieren, dass ein Engel, ein Musikanten-Engel in diesem speziellen Fall, sein Orchester verliert und auf der Erde allein zurückbleibt. Nicht irgendein Orchester, sondern natürlich das himmlische Ensemble, das Orchester der himmlischen Heerscharen.

Und schon sind wir mittendrin beim diesjährigen weihnachtlichen Benefizkonzert der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie und der Volksstimme, das am kommenden Sonntag, 7. Dezember, ab 16 Uhr im IGZ Inno-Life erklingen wird.

"Im ersten Teil kann sich das Publikum auf klassische Stücke freuen, wie die Weihnachtssinfonie von Francesco Manfredini und die Christmas Suite von Alec Rowley", entfacht der Chefdirigent der Kammerphilharmoniker, Gerard Oskamp, die Vorfreude auf ein garantiert ganz besonderes Programm. Die Schauspielerin Andrea Beckmann wird zur Jahreszeit passende Gedichte von Eichendorff, Rückert und Heine und anderen Poeten vortragen.

Im zweiten Teil hat dann der besagte Engel seinen Auftritt. Ein fraglos etwas eingebildeter Vertreter seiner Gattung muss er sein. Immerhin spielt er im himmlischen Sinfonieorchester. Da kann er zwar schon stolz drauf sein und auch und eingenommen von sich, nur hat diese emotionale Regung bei einem Engel noch drastischere Folgen als bei einem Menschen. Plötzlich ist er ganz allein.

Wie im Himmel und auf Erden bei solchen Fällen üblich, führt der Weg zu sich selbst und zu gewissen Einsichten über die Erfahrungen der Läuterung. Der Engel findet während seiner Suche überall auf der Welt Weihnachtslieder und Weihnachtsbräuche, und der Zuschauer ist Zeuge dieser außergewöhnlichen Reise.

In die Rolle des geflügelten Weltenbummlers schlüpft der Musiker Lothar Hensel, der, ganz irdisch, in Buenos Aires und Paris das Bandoneon-Spiel studiert hat. Er ist einer der gefragtesten Bandoneonsolisten und spielt mit renommierten Orchestern, wie den Berliner Philharmonikern.

Die Schauspielerin Andrea Beckmann stammt aus Bayern, wuchs in Franken auf und verkörperte viele Male Figuren aus der klassichen Theaterliteratur. Die Mutter eines kleinen Sohnes arbeitet derzeit freischaffend. Beim Schönebecker weihnachtlichen Benefizkonzert wird sie, wie schon erwähnt, mehrere Gedichte vortragen.

"Ich denke, das wird auch für Kinder ein schöner Nachmittag sein", schätzt Gerard Oskamp ein. Das Programm sei sehr kurzweilig. Er lässt seine Kammerphilharmoniker weihnachtliche Lieder aus aller Welt aufspielen. "Das eine Stück klingt wie ein Tango, ein anderes wie ein Choral", macht er auf die musikalische Bandbreite aufmerksam. "Das Erstaunliche ist, dass man die meisten Melodien kennt. Manchmal staunt man dann: `Ach, das kommt aus Tschechien`", ist sich der musikalische Leiter sicher, dass dem Publikum die meisten Lieder vom Hören her bekannt sind.

Allerdings gibt es in der Tat in anderen Ländern Bräuche, die recht unterschiedlich zu denen in Deutschland daher kommen. In Spanien etwa tischen sich die Leute zu Weihnachten herzlich gern Lügengeschichten auf, weiß Oskamp. In seiner Heimat, in den Niederlanden, herrscht drei Wochen vor dem Nikolaustag ein regelrechter "Santa-Claus-Rausch". "Ein großes Kinderfest ist bei uns dann der 5. Dezember, wenn Santa Claus mit einem Boot kommt", erzählt der Dirigent. Am Heiligen Abend gehen die Holländer abends allenfalls in die Kirche. Der große, der besonders festliche Tag ist der 25. Dezember.

Die Engel-Geschichte stammt übrigens aus der Feder von Gerard Oskamp. Doch persönlich hat er so seine Zweifel, ob es diese Wesen wirklich gibt. "Wir sind calvinistisch geprägt", verweist er auf diese für Holland typische theologische Ausrichtung, die die Souveränität Gottes über alles stellt. Oskamps ganz persönliches Credo fässt er in diesen Worten zusammen: "Das ganze Leben ist eine Wiedergabe von Musik."

Mit von der Partie ist am Sonntag auch das Hotel am Kurpark, dessen Mitarbeiter Glühwein anbieten wollen.

Der Erlös aus dem Benefizkonzert soll der Schönebecker Sekundarschule "Am Lerchenfeld" zugute kommen. Nach der Sanierung der Sporthalle benötigt die Bildungsstätte einen großen, ausrollbaren Teppich, um auch künftig Veranstaltungen, wie etwa die traditionelle Sportnacht, ausrichten zu können.

Und was wird nun aus dem alleingelassenen Engel? "Er begreift, dass es nicht darauf ankommt, in einem großen Orchester zu spielen. Er ist dankbar darüber, einfach Musik machen zu können", schaut Gerard Oskamp auf den Ausgang der kleinen Geschichte.

Karten für das Konzert gibt es bei der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie, Tischlerstraße 13a, Telefon (03928)400597. Die Plätze sind nummeriert.