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Eisbaden am Barbyer Kiessee "Es fühlt sich an wie tausend Nadelstiche"

Von René de Ridder 25.01.2010, 04:52

Macht es Spaß, in eisigem Wasser ein Bad zu nehmen ? Ja, sind sich die Eisröwer sicher. Die Wassersportler mit Faible fürs kalte Nass " stürzten " sich am gestrigen Sonntag in den Kiessee Barby. Zahlreiche Besucher verfolgten das Spektakel der unerschrockenen Wassersportler vom Ufer aus – mit einer heißen Tasse Tee in der Hand.

Barby / Schönebeck / Magdeburg. Angesichts einer Lufttemperatur von minus acht Grad ist der durchschnittliche Spaziergänger am gestrigen Sonntag bemüht gewesen, mit Winterkleidung gegen die schneidende Kälte anzukämpfen. Ganz anders dagegen die 18 Zeitgenossen, die sich in bester Laune am Kiessee Barby entkleideten und in Bademode ins höchstens ein Grad kalte Wasser liefen. Diese Gradzahl war jedenfalls auf einem Thermometer zu lesen, welches, beschwert mit einem Kiesel, am Grund des Sees schwebte.

" Ich würde es auf keinen Fall tun. Das ist doch nicht normal, so lange drinzubleiben !" Äußerungen solcher Art waren im Publikum nicht nur einmal zu vernehmen. Viele Zuschauer verfolgten die Aktion interessiert vom Ufer aus.

Und so herrschte ein wenig Volksfeststimmung, als die Eisröwer zu Tat schritten und in die Fluten stiegen. Das forderte vielen Schaulustigen Respekt ab, und für die Bader brandete warmer Beifall auf !

Bevor die Unerschrockenen um Herbert Kuhne ihr heiß ersehntes Eisbad nehmen konnten, war schwere Arbeit angesagt. Die Witterung hatte dafür gesorgt, dass der See – jedenfalls in Ufernähe – von einer fünfzehn Zentimeter dicken Eisschicht bedeckt war. So kreischten erst einmal die Kettensägen, mit denen die Eisröwer dicke Blöcke heraussägten, um ein metergroßes Bassin entstehen zu lassen.

Erster im Wasser war Winfried Pintsch, seit Jahren begeisterter Eisbader. Scheinbar gelassen, mit schneeweißem Rauschebart und einem Getränk in der Hand, setzte sich der Magdeburger ins Wasser, hielt sich am Eisrand fest. Sein Ratschlag für den schlimmen ersten Moment, in dem der Körper von heftiger Kälte durchflutet wird, erinnert an den Gleichmut eines buddhistischen Zen-Mönchs : " Du musst abschalten. Ich denk einfach an Thailand oder Kambodscha !"

Pintschs 17 Kollegen ließen nicht lange auf sich warten. Und stiegen inklusive weißblauem Regenschirm in den See, um das Frischegefühl einige Minuten lang zu genießen. Wer während dieser Zeit die gerade erst freigelegte Wasseroberfläche genauer betrachtete, sah, dass sich bereits wieder Eisschlieren bildeten.

Und, tut Eisbaden eigentlich weh ? Ja. Und wer es mag, mit spitzen Gegenständen malträtiert zu werden, ist hier genau richtig. " Es fühlt sich an wie tausend Nadelstiche " sagte Kerstin Gräfe. Trotzdem glückliche, geradezu euphorische Gesichter, als die Mutigen sich später wieder umziehen und ihre krebsrot gefärbte Haut mit Handtüchern trockenrubbeln. Die Eisröwer sind " Annehmlichkeiten " wie das Bad im See gewohnt. " Wir trainieren einmal die Woche im Neustädter See ", sagte Herbert Kuhne aus Schönebeck. Auch dort sägen sich die Extremsportler regelmäßig eine Bademöglichkeit ins Eis. Die ganze Aktion, erstmals am Barbyer Kiessee veranstaltet, ist aus Sicht von Herbert Kuhne ein Erfolg. Nächster Termin ist das Faschingsschwimmen.