1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Staßfurt
  6. >
  7. Schätze schlummern auf dem Dachboden

Roland Wiermann bewahrt Bleiglasfenster des einstigen Kreishauses auf Schätze schlummern auf dem Dachboden

Von Susanne Bernstein 29.12.2009, 04:53

Das Museum in Bernburg beherbergt rund 100 000 Exponate. Jetzt wurden zwei besondere Bleiglasfenster entdeckt, die einst dem Rathaus, dem heutigen Kreishaus, vorgehängt waren. Sie zeigen Til Eulenspiegel und Heele Christ.

Bernburg ( MZ ). Ein Hochrad, Säbel und Schwerter, Kisten voller Uhren und sogar eine Nachbildung von Nofretete : unter dem Dach des Museums lagern unzählige Schätze. Genau genommen stimmt das natürlich nicht. Jedes Exponat hat eine Inventarnummer, mit Hilfe derer der Museumsbestand katalogisiert ist. Würde man zählen, wüsste man auch die genaue Zahl der Exponate. Rund 100 000 Einzelexponate sind es wohl, schätzt Museumsleiter Roland Wiermann. " Und höchsten fünf Prozent davon sind ausgestellt ", sagt Wiermann.

Der Rest lagert zum Großteil unter dem Dach des Schlosses. Akten und in Packpapier eingeschlagene Ölgemälde, alte Uhren, schwere Schränke aus dunklem Holz. Erst kürzlich hat der Museumsleiter in einem der Dachräume zwei Bleiglasfenster entdeckt : das eine zeigt Til Eulenspiegel, das zweite den Heele Christ. Beide Fenster waren im damaligen Rathaus, dem heutigen Kreishaus vorgehängt. Entfernt wurden sie während des Umbaues des damaligen Rate des Kreises im Jahr 1977. " Aus einem Artikel im Bernburger Heimatbrief von 1940 geht hervor, dass es wohl zu dieser Zeit eingebaut worden ist ", erklärt Wiermann. Vermutlich wurden diese beiden Fenster von der Firma Müller aus Quedlinburg hergestellt. " Aus Bernburgs Tor da geht hervor der Bernburger Heelechrist, der weit bekannt in Stadt und Land und zudem Knecht Ruprecht ist ", steht auf dem Bleiglasfenster geschrieben.

Der Heele Christ geht sehr wahrscheinlich zurück auf jenes sagenhafte Geschehen in Cölbigk im Jahr 1021. Es ereignete sich auf dem Platz vor der Kirche, die dem Heiligen Magnus geweiht war. Am Heiligabend sollte in der Kirche die Messe zu Ehren von Christi Geburt gefeiert werden. Auf dem Kirchplatz, der vielleicht einmal eine heidnische Kultstätte war, sangen und tanzten fünfzehn Cölbigker Männer und Frauen ausgelassen. Sie ignorierten die Mahnungen des Priesters Ruprecht, den Gottesdienst nicht länger zu stören. Denn um 1021 stand das Christentum noch auf nicht ganz festen Fundamenten.

Ruprecht, der Priester, der Gottesmann, sah nur einen Ausweg. Er verwünschte die Störenfriede in christlichem Sinn, und sie mussten zur Strafe ein volles Jahr lang tanzen. Dann wurden sie erlöst, nicht zuletzt durch die Gebete des Priesters Ruprecht. Schriften aus dem elften Jahrhundert berichten über dieses Tanzwunder von Cölbigk. Vieles von dem Mirakel hat der Volksmund mit Weihnachtsbräuchen in Verbindung gebracht. Auch, dass Priester Rupertus seitdem als Ruprecht, auch Cölbigker Heele-Christ genannt, alljährlich zu Heiligabend über die Nachthute, eine Wiese zwischen Cölbigk und Bullenstedt, wandelt.

Ursprünglich noch als böser Geist mit Rute, der sich erst im Laufe der Jahrhunderte zum kinderfreundlichen Weihnachtsmann wandelte und Folgsame mit Geschenken belohnt. Vom Kloster, das an der Stelle des Weihnachtswunders in Cölbigk erbaut wurde, sind nur noch Gebäudereste geblieben. Kaum etwas erinnert an die Pilgerflut, die im Mittelalter nach Cölbigk strömte und das Wunder des heiligen Rupertus verbreitete.