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Menschen im Harz Klassentreffen mit Überraschungen und einem wehmütigen Blick auf ein altes Mosaik

Kann man Neues entdecken in seiner alten Schule? Durchaus, wie ein Klassentreffen in Böhnshausen zeigt. Dabei haben so einige Anwesende ihre eigene Heimat nochmal neu kennengelernt.

Von Sabine Scholz 03.07.2025, 18:30
Klassentreffen nach 50 Jahren Schulabschluss an der Berufsschule Böhnshausen.
Klassentreffen nach 50 Jahren Schulabschluss an der Berufsschule Böhnshausen. Foto: Sabine Scholz

Böhnshausen. - Berufsausbildung mit Abitur - das gibt es heute in dieser Form nicht mehr. Agrotechniker schon. „Wir sind fast alle der Landwirtschaft auf die eine oder andere Art treu geblieben“, sagt Eberhard Schopp. Dann brauchen die Ankommenden vor der Berufsschule in Böhnshausen seine Aufmerksamkeit.

Die 22 Frauen und Männer, die sich auf dem Parkplatz in Böhnshausen auf den Weg in ihre alte Schule machen, waren alle in einer Klasse. 27 waren sie, als sie 1972 ihre Lehre mit Abitur begannen. Sie waren die „Erstbezieher“ der Betriebsberufsschule des Volkseigenen Gutes (VEG) Langenstein-Böhnshausen. Drei Jahre später verstreute es sie aus der „Kaderschmiede“ für die großen Landwirtschaftsbetriebe im einstigen Bezirk Magdeburg in verschiedene Himmelsrichtungen. „Zwei Drittel von uns haben Agrarwissenschaften oder ähnliches an verschiedenen Unis studiert“, berichtet Schopp.

Für die Berufsschule geschaffenes Auftragswerk wird nicht gewürdigt

Beim Gang durch die Schule werden Erinnerungen wach, das Internat gibt es nicht mehr, hier sind jetzt Klassenzimmer. Modern ist die Schule, aber als sie auf Nachfragen in einem vollgestellten Raum landen, schütteln die meisten mit dem Kopf. „Das große Wandmosaik zeigt den Züchtungsprozess und ist wirklich kunstvoll“, sagt Schopp. „Schade, dass es so vergessen wird.“

Überrascht sind die Klassenkameraden, von denen viele die kleine Medaille „Vorbildliches Lehrlingskollektiv im sozialistischen Berufswettbewerb“ am Revers tragen, von der Nordsaat GmbH. Hier erleben sie eine zugewandte Betreuung samt spannender Führung. Die Saatzucht ist noch da in Böhnshausen.

Die nächste Überraschung wartet in Langenstein, wo sie gemeinsam im Schäferhof nächtigen. „Die Höhlenwohnungen kannten wir noch gar nicht. Selbst die, die um die Ecke wohnen“, sagt Schopp. „Als Jugendliche haben wir uns dafür nicht interessiert“, gibt Schopp zu. Da war die Musik, die auch am Abend des Klassentreffens am Lagerfeuer erklingt, schlicht wichtiger.