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Für den Erhalt ihres Bahnhofes bündeln die Meßdorfer und alle Schließungs-Gegner die Kräfte Meßdorfer wollen Bürgerinitiative gründen

Von Axel Junker 06.03.2013, 02:15

Unterschriftenlisten, Offene Briefe, Schreiben an den Verkehrsminister, Plakate, Leserbriefe - die Meßdorfer kämpfen auf vielfältige Weise um den Erhalt ihres Bahnhofes. Bislang erfolglos. Jetzt wollen sie die Kräfte bündeln und eine Bürgerinitiative gründen.

Meßdorf l Seit Monaten gibt es vielfältige Bemühungen um den Erhalt des Bahnhaltepunktes Meßdorf. Nun soll am Donnerstag, 14. März, im Meßdorfer Bürgerhaus eine Bürgerinitiative gegründet werden. "Über die Ebenen Politik, Verwaltung, mit der Stimme vieler einzelner Bürger, haben wir die Verantwortlichen aufgefordert, verkehrspolitische Entscheidungen nicht an den Bedürfnissen der Bürger vorbei zu treffen - bisher ohne Erfolg!", erklärt Ortsbürgermeister Uwe Lenz im Aufruf zur Gründungsveranstaltung. Jetzt sollen die Kräfte gebündelt werden. Gestern wurden die Einladungen verschickt.

Mit dem in diesem Jahr geplanten zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke Stendal-Salzwedel soll der Haltepunkt Meßdorf 2014 entfallen. Ein zweiter Bahnsteig würde 400 000 Euro kosten, zudem sei die Zahl der Ein- und Aussteiger zu gering, begründete Verkehrsminister Thomas Webel den Wegfall des Haltespunktes. Zuletzt setzte sich die altmärkische Landtagsabgeordnete Dorothea Frederking (Bündnis 90/Die Grünen) mit einer "Kleinen Anfrage" an den Landtag für den Bahnhofserhalt ein. Zudem wurden alle im Landtag vertretenen Parteien angeschrieben und angesprochen. "Alle wollen das Thema im Landtag ansprechen", erklärt die Meßdorferin Christa Borm.

Am Montag trafen sich am Bahnhof zahlreiche Meßdorfer und Einwohner umliegender Orte noch einmal, um ihrem Willen, die Schließung des Bahnhaltepunktes zu verhindern, Nachdruck zu verleihen. Bei der Demonstration waren vom Kita-Knirps bis zur Seniorin alle Generationen vertreten. Ortsbürgermeister Uwe Lenz nutzte die Gelegenheit und ging auf die Anfänge des Meßdorfer Bahnhofes ein.

Als die Bahnlinie um 1870/72 gebaut wurde, gab es im Vorfeld im Dorf große Vorbehalte. Die Meßdorfer befürchteten den Verlust von Ackerland durch den Gleisbau, das Durchtrennen von Flurstücken sowie den Wegzug von Landarbeitern, die sich per Bahn in der Stadt eine bessere Arbeit suchen könnten. Aus diesen Gründen entstand der Bahnhof nicht am Triftweg, sondern weiter draußen an der Bismarker Chaussee.

Es gab aber auch Zustimmung für die Bahnlinie. Argumentiert wurde mit der besseren Anbindung an das Umland (zu den Gymnasien in Salzwedel und Stendal) und dem möglichen Transport der Zuckerrüben zu den Fabriken. Zu den ersten Befürwortern zählte Pastor Öhlmann, später auch Pastor Jäger, denn die Söhne sollten die höhere Schule besuchen.

Zunächst war Meßdorf nur ein Bedarfshaltepunkt, erklärte Uwe Lenz am Montag. Erst durch die Initiative von Pastor Hugo Lamprecht, der auch Superintendent des Kirchenkreises Osterburg war, wurde durch lebhafte Frequentierung ein Bahnhof gebaut. Es siedelten sich in Folge eine Futter- und Düngemittelhandlung, ein Kohlehandel und eine erste Bahnhofsgaststätte an. Pastor Lamprecht (er konnte es sich leisten) frequentierte fast täglich die Bahn und fand auch Verbündete, die es ihm gleich taten. So wurde aus dem Bedarfshaltepunkt um 1890 ein Bahnhof. Mündlich überliefert ist, dass für den Meßdorfer Amtsvorsteher Friedrich (Fritz) Müller, als er Reichstagsabgeordneter war, im Bedarfsfall auch der Schnellzug in Meßdorf hielt.