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Stendaler Projekt "Kita sucht Mann" wird vom Bund gefördert Konzept: Kinder brauchen auch Männer zum Aufwachsen

Von Reinhard Opitz 22.12.2010, 04:26

"Kita sucht Mann" – mit diesem Projekt ist Stendal in das Bundesförderprogramm "Mehr Männer in Kitas" aufgenommen worden. Die Hansestadt ist eine von 16 geförderten Kommunen in ganz Deutschland und die einzige in Sachsen-Anhalt.

Stendal. Dass unser Nachwuchs in den Kindereinrichtungen ausschließlich von Frauen erzogen wird, ist seit langem als Manko erkannt – vor allem, aber nicht nur für die kleinen Jungs. Mit Hilfe des Bundes soll das jetzt geändert werden. "Mehr Männer in Kitas" heißt das Programm des Bundesfamilienministeriums, das entsprechende Projekte in den Kommunen fördert.

In der vergangenen Woche ist die Stadt Stendal mit ihrem Projekt "Kita sucht Mann – für Erziehungspartnerschaft und mehr" in das Programm aufgenommen worden – eine von 16 bundesweit, als einzige in Sachsen-Anhalt. Der zuständige Amtsleiter Torsten Mehlkopf und Susanne Borkowski, Geschäftsführerin des Vereins "KinderStärken", einem Aninstitut der Hochschule Magdeburg-Stendal, holten sich die Fördersumme von 376 296 Euro und 42 Cent in Berlin von Familienministerin Kristina Schröder (CDU) ab. Gestern erläuterten sie das Projekt im Rathaus.

Das Ziel ist leicht beschrieben: Es geht darum, den Männeranteil an Kita-Erziehern, der derzeit gegen Null tendiert, spürbar zu erhöhen. "Das geht nicht von heute auf morgen", erklärte Susanne Borkowski. "denn es gibt kaum Männer, die auf diesem Gebiet ausgebildet sind." Deshalb sollen auch Väter, Opas und männliche Schüler und Studenten als Praktikanten in diese Aufgabe eingebunden werden. Sie könnten Arbeitsgemeinschaften leiten wie Fußball, Handwerkern oder Gitarre spielen – und dieses Angebot soll nicht nur den kleinen Jungen zur Verfügung stehen.

Die männliche Komponente in der Erziehung stärken, den bei Eltern verbreiteten Generalverdacht gegenüber Männern – Stichwort: Kindesmissbrauch – aufbrechen, das Image des Erzieherberufs bei jungen Männern erhöhen – um nichts Geringeres geht es bei diesem auf drei Jahre angelegten Projekt. Das Geld, so Susanne Borkowski, werde für die Bezahlung von zwei Projektkoordinatoren, für die Herstellung von Plakaten und die Einrichtung einer Internetseite, für Vortragshonorare und die Organisation jährlicher Fachtagungen benötigt.

Torsten Mehlkopf berichtete, dass es der Stadt in relativ kurzer Zeit ab September gelungen sei, sich Kooperationspartner ins Boot zu holen und – vor allem zusammen mit dem Fachbereich Kindheitswissenschaften der Hochschule und dem Verein "KinderStärken" – ein Konzept zu erarbeiten. Verbundpartner sind neben städtischen und Kitas freier Träger in Stendal auch jeweils zwei Einrichtungen in Tangermünde und in der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck.