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Für Theodor Aue hat Nahrungsmittelerzeugung weiter Vorrang / Sieben Millionen Euro investiert Vom Land- zum Energiewirt? "Habe heute morgen jedenfalls noch Kühe gemolken"

Von Axel Junker 22.08.2013, 03:12

Ende des Monats geht der Solarpark Schinne-Belkau ans Netz. Theodor Aue ist einer der Gesellschafter des Betreibers. Der Schinner Landwirt hat in den vergangenen drei Jahren dafür gesorgt, dass auf dem Gelände der ehemaligen Radarstation (Gemarkung Belkau) insgesamt sieben Millionen Euro in erneuerbare Energien und in die Milchviehhaltung investiert wurden.

Schinne l Auf dem Gelände der ehemaligen Radarstation (Straße nach Schinne; Abzweig Belkau) herrschte in den vergangenen drei Jahren ein reger Baubetrieb. Eine Biogasanlage entstand, eine Solaranlage auf dem Kuhstall und Ende des Monats wird der Solarpark Schinne-Belkau ans Netz gehen. Eigentümer und Bewirtschafter des Geländes ist Theodor Aue. Wird aus dem Schinner Landwirt in diesen Tagen ein Energiewirt? "Heute morgen habe ich jedenfalls noch Kühe gemolken", erklärt Aue mit einem Augenzwinkern.

"Den Vorrang wird bei uns weiterhin die Erzeugung von Nahrungsmitteln haben", klärt Theodor Aue auf. Die Auenland GbR von Carla und Theodor Aue hat 400 Milchkühe im Bestand und betreibt auf 250 Hektar den entsprechenden Futterbau für ihre Nutztiere. Die Auenland GbR produziert jährlich 3,2 Millionen Liter Milch und 100 Tonnen Fleisch.

"Unsere 75-Kilowatt-Biogasanlage wird zu 100 Prozent mit Gülle betrieben", verweist Theodor Aue auf die Kreislaufwirtschaft in seinem Betrieb. Der erzeugte Strom dient vor allem dem Eigenverbrauch, der Rest wird verkauft. Zur Stromgewinnung dient auch das Dach des Kuhstalles. Die darauf montierte 448-Kilowatt-Solaranlage gehört der Altmärkischen Energiegenossenschaft, in der die Schinner Landwirte "Mitgenossen" sind.

Nach Biogas- und Solaranlage nun Photovoltaik. Auf 4,5 Hektar hat die Energiebauern GmbH Co. Kraftwerk Delta KG auf dem Gelände der ehemaligen Radarstation den Solarpark Schinne-Belkau entstehen lassen. Von der Schinner Radarstation aus erfolgte einst die Überwachung des Luftverkehrs, der vom Militärflugplatz Stendal-Borstel ausging. Die Firma hat ihren Sitz in Augsburg und tritt sowohl als Projektentwickler als auch als Betreiber auf. Der Solarpark Schinne-Belkau ist bereits die 27. Anlage der "Energiebauern".

70 Prozent der Gewerbesteuer bleiben in der Region

Bei oben genannter Firmierung ist Theodor Aue einer von drei Gesellschaftern. "70 Prozent der Gewerbesteuer bleiben hier in der Region", baut Aue mit Blick auf den Firmensitz im Bayrischen jeder Spekulation vor. Nicht selten wurde in der Region groß investiert und die Steuern flossen in andere Bundesländer. Für den Bau des Solarparks mussten die ehemalige Radarstation sowie kleinere Nebenanlagen abgerissen sowie einige Bäume gerodet werden. "Da sind so um die 1500 Tonnen Bauschutt angefallen", erinnert sich Theodor Aue. Für die gefällten Bäume sind Ausgleichsmaßnahmen vorzunehmen. Die sind auf einer benachbarten Fläche von einem Hektar vorgesehen und werden laut Aue im kommenden Frühjahr erfolgen.

Ende dieses Monats wird der 3300-Kilowatt-Solarpark in Betrieb gehen. Am Montag kamen zwei Trafo-Stationen, heute wird die Übergabestation montiert. Auf der Fläche mit den unzähligen Photovoltaik-Modultischen wurde bereits Gras angesät. "Die Fläche soll künftig durch Schafe beweidet werden", erklärt Theodor Aue.

Insgesamt wurden in den vergangenen drei Jahren auf dem Gelände der ehemaligen Radarstation sieben Millionen Euro investiert. "Zwei Millionen Euro in die Milchviehhaltung, fünf Millionen in erneuerbare Energien", erklärt der Schinner Landwirt. Das Gros der Gewerke wurde von Firmen aus der Region ausgeführt.

Vielleicht im kommenden Jahr ein Tag der offenen Tür

Neben der Fertigstellung des Solarparks sind an einigen anderen Stellen noch Restarbeiten auszuführen. "Wenn alles fertig ist, können wir das ja auch einmal der Öffentlichkeit präsentieren", erklärt Theodor Aue. "Vielleicht laden wir im kommenden Jahr zu einem Tag der offenen Tür ein. Da können sich die Leute selbst einen Eindruck verschaffen, was hier alles in den vergangenen Jahren entstanden ist."

"Mit allen drei Anlagen werden wir künftig vier Millionen Kilowattstunden im Jahr produzieren", blickt Theodor Aue voraus. Das entspräche der Leistung von Biogasanlagen, die mit etwa 200 bis 250 Hektar Mais beschickt werden müssten. "Wir wollten nie unsere landwirtschaftlichen Flächen für die Energiegewinnung nutzen", stellt der Schinner Landwirt klar. Aus ihm wird wohl kein Energiewirt. Er nutzt aber die Möglichkeiten im Bereich erneuerbare Energien.

Beim abschließenden Gang durch den Kuhstall verharrt Aue kurz. "Oh, da kalbt gerade eine Kuh", erklärt er beim Sprung über das Gitter. Er zieht das Kalb aus der Mutterkuh und leistet so Geburtshilfe. Mit etwas Stroh wird das Kalb animiert und schon ist der Landwirt zurück. "Wo waren wir stehengeblieben?".