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Demonstration in Buch / Chef Neuhäuser: "Wir haben alles Menschenmögliche getan" Streit um ertrunkene Nabu-Tiere eskaliert

Von Rudi-Michael Wienecke 23.08.2013, 03:16

Buch l In Buch wird am Freitag gegen den Nabu demonstriert. Organisatorin Doreen Lemme aus Klitznick wirft dem Nabu-Kreisvorsitzenden Peter Neuhäuser vor, für das Ertrinken von Rindern und Pferden im Bucher Brack während des jüngsten Hochwassers verantwortlich zu sein.

Für 300 Personen meldete Doreen Lemme die heutige Demo in Buch an. Wenn 30 oder 40 Personen kommen, ist sie angesichts der Ferienzeit schon zufrieden. Sollte diese Veranstaltung nicht zum Ziel führen, will sie weiter mobil machen, jeden Monat einmal demonstrieren. Lemmes Ziel ist der Rücktritt von Nabu-Kreisverbandschef Peter Neuhäuser. Sie macht ihn für den Tod von 25 Auerochsen und 20 Koniks verantwortlich, die während des Juni-Hochwassers ertrunken sind, und sie wirft ihm vor, bereits während der zurückliegenden Hochwasser das Leben der Tiere aufs Spiel gesetzt zu haben.

Lemme sammelte bereits etwa 300 Unterschriften auf ostelbischer Seite gegen Neuhäuser. Auf westelbischer Seite, in Buch, Schelldorf, Bölsdorf und Köckte, waren Kathleen Menzel aus Schelldorf und ihr Partner Ingo Steller mit den Listen unterwegs, auch sie trugen etwa 300 Unterschriften zusammen. Auch Kathleen Menzel möchte am liebsten, dass Neuhäuser seines Postens enthoben wird. Zufrieden wäre sie aber schon mit Zugeständnissen beziehungsweise Konsequenzen.

Konsequenzen hat der Nabu Stendal bereits gezogen. "Mit Rassen wie dem Auerochsen oder dem Konik werden wir in der betroffenen Region künftig nicht mehr arbeiten", stellte Neuhäuser klar. Es seien Wildrassen, beziehungsweise Rückzüchtungen darauf und dem entsprechend kompliziert im Umgang. Diese schmerzlichen Erfahrungen seien während der Rettungsversuche gesammelt worden.

Der Tod dieser Tiere sei tragisch. Neuhäuser versichert aber, dass vor der Katastrophe "alles Menschenmögliche getan wurde", um die Tiere in Sicherheit zu bringen.

Bereits am 2. Juni, einem Sonntag, seien Ausweichflächen vorbereitet worden. Es sei begonnen worden, die Tiere auf höhergelegen Flächen zu drücken. Am Tag darauf hätten viele Helfer mit Unterstützung von Technik versucht, die Tiere zu locken. Erfolglos. Die Tiere hätten auf dem 70 Hektar großen Areal immer wieder entkommen können. Am Dienstag sei das Areal nur noch mit einem Fischerkahn zu erreichen gewesen. Man habe mit Unterstützung des Landeskontrollverbandes versucht, durch eine Gasse die Tiere über einen Leitdeich in Sicherheit zu bringen. Auch das schlug fehl. Die Pferde und Rinder brachen seitlich durch die Absperrung. Mittwochs wurde die gleiche Aktion erfolglos wiederholt.

Evakuierungspläne liegen seit 2008 vor

Daraufhin seien die Absperrungen zu den Heulagern, die gleichzeitig als Rettungsinsel dienen, geöffnet worden. Neuhäuser glaubt, man hätte in der Folgezeit die Tiere noch per Fähre retten können. Die Fähre Ferchland-Grieben und ein Schiffsführer standen bereit. Allein die Genehmigung blieb aus. Ab Mittwochabend sei dem Rettungsteam der Zugang sowohl über den Land- als auch über den Wasserweg vom Landkreis Jerichower Land und dem Wasserschifffahrtsamt versagt worden.

Die Rettungsinseln seien übrigens von den Tieren angenommen worden. Darauf hätten sie überleben können. Neuhäuser glaubt, dass sie beispielsweise durch die über ihnen kreisenden Hubschrauber in Panik gerieten und in den Tod flüchteten. Auch wisse er, dass sich Auerochsen auf den Leitdeich, der nicht unmittelbar dem Hochwasserschutz diene, retten konnten. Dort seien sie erschossen worden.

Vorwürfe, die Zäune wären nicht geöffnet gewesen, wies Neuhäuser zurück. Auch gebe es seit 2008 Evakuierungspläne. Neuhäuser: "Den einzigen Vorwurf den ich mir mache: Wir haben die Evakuierung nicht geübt. Aber wie wollen sie mit Wildrindern und -pferden eine Evakuierung üben?"