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Für Muslime beginnt heute das Jahr 1432 / Was geschah damals in Stendal? Reise zurück zum heutigen Neujahrstag

Von Nora Knappe 07.12.2010, 05:17

Stendal. Die Volksstimme wünscht "Frohes neues Jahr!" Sie wundern sich? Dann sind Sie wahrscheinlich kein Muslim, denn die feiern heute den Beginn eines neuen Jahres, genauer: 1432.

Die islamische Zeitrechnung, die sich nach dem Mondkalender richtet, begann mit der Hidschra, der Auswanderung des Propheten Mohammed aus Mekka. Das war nach unserer Zeitrechnung im Juli 622. Während also im Islam vor 1432 Jahren die Zeitrechnung begann, war sie im Christentum schon im vollen Gange.

Was wohl im Stendal jener Zeit passierte? Eine kleine Reise zurück ins ausgehende Mittelalter führte die Volksstimme ins Stadtarchiv. So düster wie diese Epoche war, so spärlich sind leider auch die dokumentierten Ereignisse aus dieser Zeit. Mit Hilfe von Stadtarchivleiterin Simone Habendorf haben wir als einzige vorhandene Dokumente Abschriften aus Urkundensammlungen – sogenannten Lehnscopialbüchern oder Copialbüchern, die Übertragungen von Gütern und Abgaben dokumentierten – ausfindig gemacht.

So ist in Altdeutsch zu erfahren, dass Markgraf Johann "Hermann Apotheker zu Stendal mit den von Hansen Schulz erkauften Besitzungen in Ostheeren" belehnt, so geschehen am 3. September 1432. In einer weiteren Notiz wird dokumentiert: "Markgraf Johann beleibdingt Bürgertöchter aus Stendal, Klosterjungfrauen zu Wolmirstedt, mit Hebungen aus Dalim, Insel und Warburg, am 29. September 1432". Des Weiteren, und da nähern wir uns dem islamischen Neujahrstag, ist vom 17. Dezember 1432 zu erfahren, dass oben genannter Markgraf "Claus Sturm zu Stendal mit Besitzungen in Garchow" belehnt.

Ereignisse von größerer Tragweite als diese mögen im Stendal des Jahres 1432 stattgefunden haben, Aufzeichnungen darüber gibt es im Stadtarchiv jedoch nicht. Was in der folgenden Zeit sonst noch so passierte: 1456 wurde das Sankt-Katharinen-Kloster als Stiftung des Kurfürsten Friedrich II. für Augustinerinnen gebaut. Und 1462 beispielsweise erhielt der kleine Rathausfestsaal die heute älteste profane Schnitzwand Deutschlands. Aber das ist ja noch lang hin – nach dem islamischen Mondkalender.

Die Zahl der Muslime in Deutschland ist statistisch nicht erfasst, aber rund 4,2 Prozent der Bevölkerung stammen aus überwiegend muslimischen Ländern, ist Internetquellen zu entnehmen. Auch in Stendal leben zum Beispiel Türken, Syrer, Iraker oder Kasachen, deren Religion der Islam ist. Ihnen allen heute also: Frohes neues Jahr oder, auf Arabisch: "Sana sa‘ida"!