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Ralph Lemme ist wohl Stendals einziger Snowkiter / Mit Zugdrachen und Snowboard fährt er über verschneite Wiesen Der Winter macht ‘ s möglich: Surfen im Schnee

Von Judith Kadow 05.01.2010, 04:54

Mit 30 Kilometern pro Stunde über verschneite Wiesen gleiten, einige Meter durch die Luft schweben, kurze Zeit Fliegen können – Ralph Lemme erlebte dies an Silvester. Da bot sich ihm die seltene Möglichkeit, in der Altmark seinem Hobby nachzugehen – dem Snowkiten.

Stendal. An der Ostsee sind Kite-Surfer seit Jahren fester Bestandteil des Wassersports. Menschen, die sich von einem Schirm gezogen über die Wellen tragen lassen, die viele Meter durch die Luft segeln – dank des Windes, den sie mit ihren Windschirmen einfangen und für sich nutzen.

Der Stendaler Ralph Lemme nutzt den Wintereinbruch in der Altmark, um nicht auf den Wellen der Ostsee zu surfen, sondern auf den verschneiten Wiesen der Altmark. " Ich habe mit dem Kite-Surfen vor etwa fünf Jahren begonnen ", erzählt der 46-Jährige. Ein Freund belegte einen entsprechenden Kurs – Ralph Lemme machte mit. Seitdem hat ihn das Kite-Fieber gepackt, und wenn es die Zeit zulässt, fährt Lemme samt Kiteboard an die Ostsee.

" Es braucht schon ein Jahr, um ein Gefühl fürs Steuern zu kriegen ", sagt er. Eigentlich sei die Technik für Snowkiten und Kite-Surfen dieselbe. " Aber ich nehme statt des Kiteboards ein Snowboard und brauche festes Schuhwerk und eine solide Halterung auf dem Board. "

Ab Windstärke 2

ist Snowkiten möglich

Zudem sei er nur auf Wiesen unterwegs, die er auch unbeschneit kennt. " Ich werde bis zu 30 km / h schnell, und deshalb sollten keine Weidezäune oder Stromleitungen im Weg sein ", sagt er ernst. " Kite-Surfen ist gefährlich. Dabei sind schon Leute umgekommen. " Ohne Grundkurs und mindestens einem Jahr Erfahrung auf dem Wasser, sagt Lemme, solle sich niemand ans Snowkiten heranwagen.

Wenn mindestens zehn Zentimeter Schnee in der Altmark liegen, ist die flache Landschaft prädestiniert zum Snowkiten. " Ab Windstärke zwei kann ‘ s losgehen. Selbst bei Orkan könnte man raus. Dann nimmt man einfach einen kleineren Schirm. " Zwischen vier und 19 Quadratmeter sind Lemmes Windschirme groß. Die Faustregel besagt : Je weniger Wind desto größer muss der Schirm sein. Und : Je kleiner der Schirm, desto kürzer sind die Leinen, die vom Schirm zu einer Stange führen, der Steuerung des Sportgeräts. " Bei meinem größten Schirm braucht es 27 Meter Leine. "

Doch woraus besteht die Ausrüstung, außer aus einem Snowboard und einem Schirm ? " Beim Snowkiten trage ich ein sogenanntes Trapez mit Schutzprallweste. " Das ist ein mit Protektoren verstärktes Kleidungsstück, das Gesäß und Rücken umschließt, schützt und Bewegungsfreiheit zum Steuern lässt.

Etwa 20 bis 30 Mal im Jahr fährt Lemme an die Ostsee. " Das letzte Mal war ich erst Mitte Dezember da und blieb mit einem wasserdichten Anzug fünf Stunden auf dem Wasser. " Doch es ist weniger die Abwechslung, mal wieder über die Wiesen in der Altmark statt der Ostsee gleiten zu können, die Lemme momentan begeistert. Es ist vor allem die Nähe. " Endlich muss ich keine 230 Kilometer fahren. Die Wiese liegt gleich vor der Haustür. "

" Ich kann allerdings auch nichts anderes als Snowkiten. Snowboardfahren kann ich zum Beispiel gar nicht. " Bis dato kennt Lemme keine weiteren Snowkiter in der Region.

• Der Name Snowkiten setzt sich aus snow ( Schnee ) und kite ( Drachen ) zusammen.

• Die Sportart entwickelte sich in den 80 er Jahren in den USA, als alpine Skifahrer in einer zugefrorenen Bucht mit einem mit Steuerleinen versehenen Fallschirm mit dem Wind Ski fuhren.

• Der Geschwindigkeitsrekord liegt derzeit bei 108 Km / h.

• Je nach Wetter und Landschaft sind bei Snowkiten Sprünge von 200 Metern Weite und 20 Metern Höhe möglich.