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Ärger um Klärtteiche des Bioethanolwerkes Klein Wanzleben / Werkleiter Udo Harten räumt ein : "Es wird vermutlich bis Ende des Jahres so weiter stinken!"

Von Sabrina Trieger 06.06.2009, 07:27

Der bestialische Gestank der Abwässer des Bioethanolwerkes " Fuel 21 " der Zuckerfabrik Klein Wanzleben erregt seit dem vergangenen Jahr die Gemüter. In einem Volksstimme-Gespräch räumte Werkleiter Udo Harten jetzt ein : " Das ist nicht der angedachte Normalzustand. Das Problem werden wir allerdings erst bis zum Jahresende lösen können. " Der Hintergrund : Die 2008 in Betrieb genommene Bioethanolanlage produziert mehr Abwasser als ursprünglich gedacht. Aus diesem Grund musste nun eine zweite Abwasseraufbereitunganlage gebaut werden, um Herr der Lage zu werden.

Klein Wanzleben. Wenn der Wind ungünstig steht, müssen die Klein Wanzleber sowie die Bewohner der umliegenden Gemeinden seit Anfang 2008 ihre Fenster geschlossen halten. An Grillen ist dann erst recht nicht mehr zu denken. Der herbe Gestank von Buttersäure, die in den Abwässern des Bioethanolwerkes von den Bakterien produziert wird, stinkt bestialisch. Auch die Anzahl an eingehenden Bürgerbeschwerden ist ganz erheblich gestiegen, gibt die Geschäftsfügung inzwischen offen zu.

Im vergangenen Jahr trat das Problem vor allem in den Sommermonaten besonders übelriechend auf. Doch damals vertröstete das Bioethanolwerk darauf, dass die Anlage noch nicht auf Volllast laufe und deshalb die noch ungef lterten Abwässer stinken. Im Herbst 2008, wenn die Rübenkampagne beginne, würde sich mit dem Hochfahren der Abwasseranlage auch der Gestank in Luft aufösen, hieß es. Das tat er aber ganz und gar nicht : Inzwischen ist die Intensität der Geruchsbelästigung des vergangenen Jahres wieder voll erreicht. Mit der warmen Witterung und höheren Temperaturen dürfte es in den nächsten Wochen und Monaten noch schlimmer werden.

Udo Harten, Werkleiter der Nordzucker AG, Werk Klein Wanzleben, räumte nun gegenüber der Volksstimme ein : " Das war nicht so angedacht und wir müssen auch ganz ehrlich sagen, dass es vermutlich auch bis zum Jahresende noch so weiter stinken wird. "

Seine Erklärung : Die vier Becken ( zwei große, zwei kleine ) hinter der Bioethanolanlage waren ursprünglich gebaut worden, um das Kondensat aus der Zuckerproduktion auffangen zu können. Denn : Dieses in der Produktion aufgefangene Wasser sollte wiederum zum Kühlen im Bioethanolwerk verwendet werden. Das sei auch weiterhin die eigentliche Funktion der Becken. " Der Ethanolbetrieb braucht jede Menge Wasser zur Kühlung ", so Harten.

Allerdings bemerkte

man 2008 beim Hochfahren der Bioethanolanlage, dass hier erheblich mehr Abwasser entsteht, als bisher in den Planungen des Betriebes berücksichtigt worden war. " Die Menge hat uns überrascht. Mit der uns bekannten Technologie war das Problem nicht in den Griff zu kriegen. Man muss bedenken, dass dies das erste Bioethanolwerk in Deutschland ist, das mit Dicksaft und Rohsaft Ethanol produziert ", meint der Werkleiter. Die dafür installierte Abwasseraufbereitungsanlage sei für diese anfallende Abwassermenge allerdings nicht ausgelegt gewesen, so dass man das Abwasser vorerst in eines der beiden großen Becken an der B 246 a geleitet habe. 130 000 Kubikmeter stinkende Brühe haben sich inzwischen in dem 150 000-Kubikmeter-Becken angesammelt. Zwar kann das Abwasser aus der Tagesproduktion mittlerweile gereinigt werden, die " überhängenden " Abwassermassen aus dem Jahr 2008 dümpeln aber noch immer in dem Becken vor sich hin.

" Um das Problem zu lösen, mussten wir eine zusätzliche Abwasseraufbereitungsanlage bauen, da die erste die Masse an Abwasser wie gesagt nicht bewältigten konnte ", erklärt der Werkleiter. Insgesamt wurden dafür nochmal 190 000 Euro investiert. In der nächsten Woche soll die zusätzliche Anlage in Betrieb gehen. Allerdings, so sagt Udo Harten, wird das Verarbeiten der 130 000 Kubikmeter Abwassermenge bis zum Jahresende dauern. Die neue Anlage könne die " Brühe " zur Aufbereitung nur nach und nach aus dem Becken ziehen. " Das dauert seine Zeit ", meint er.

Das große Stink-Becken mit den 130 000 Kubikmeter Abwasser-Inhalt würde dem Bioethanolwerk auch noch eine andere Sorge bereiten. Ähnlich wie beim ersten Becken an der B 246 a muss auch dort der Deich und die Wanne neu befestigt werden. " Diese Reparaturarbeiten können wir aber wegen des darin stehenden Abwassers derzeit nicht vornehmen. " Auch aus diesem Grund sei es wichtig, den Klärteich so schnell wie möglich leer zu bekommen. Ein Umpumpen in das bereits befestigte große Nachbarbecken sei nicht möglich, sagte der Werkleiter, da sich dort bereits sauberes Wasser bef nde.

Inzwischen verlassen den Ethanolbetrieb pro Woche zwei Güterzüge mit jeweils rund 1300 Kubikmeter Bioethanol.