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Aufwand für Kontrollen und Verwaltung soll von den Gärtnern selbst bezahlt werden Neue Gebühr für Wasserzähler: Verband will Betrügern den Riegel vorschieben

Von Julia Bruns 24.04.2013, 03:12

Die neue Verwaltungsgebühr für Gartenwasserzähler ist gerecht - davon ist Nikolai Witte vom Wasser- und Abwasserverband Holtemme-Bode überzeugt. Betrug soll ein Riegel vorgeschoben und die Mehrkosten für die Kontrollen von den Verursachern selbst bezahlt werden.

Wernigerode l "Hätte man die Gebühr für Gartenwasserzähler gleich bei der Verbandsgründung eingeführt, würde jetzt kein Hahn danach krähen", vermutet Nikolai Witte, Chef des Wasser- und Abwasserverbands Holtemme-Bode. Dass für Wasserzähler künftig eine Verwaltungsgebühr von 10,25Euro bezahlt werden muss, wurde erst 2012 beschlossen - und stößt bei Gärtnern auf herbe Kritik.

Marion Völzmann, die für Rechtsangelegenheiten des Verbandes zuständig ist, hat in den vergangenen Tagen viele Gespräche mit Kunden geführt. Sie kann die Aufregung um die Gebühr nicht nachvollziehen. "Ich habe selbst einen Garten und nutze die Möglichkeit nicht, weil sie sich erst ab zwölf Kubikmeter Wasserverbrauch lohnt", sagt sie. Ihr Alternativvorschlag: "Viel besser lassen sich Kosten mit einer Regentonne sparen." Andere Verbände - wie in Blankenburg und Halberstadt - würden die Zähler schon lange mit einer Gebühr belegen.

Nikolai Witte zufolge geht es dem Unternehmen schlicht um Gerechtigkeit - gegenüber Nicht-Gartenbesitzern und Oberharzern. Dort greifen Kunden für Extrazähler schon seit mehreren Jahren tiefer in die Tasche. Dementsprechend wenige Bürger nutzen die Gartenwasser-Uhren - gerade einmal 87 Minderungszähler kommen auf gut 4300 Kunden.

Nikolai Witte: "Wir haben im Bereich Holtemme 16000 Kunden, von denen 1500 das im Garten verbrauchte Trinkwasser von ihrer Abwasserrechnung auf Antrag abziehen lassen. Die restlichen 14500Kunden mussten bisher den Aufwand, den die Wasserzähler-Nutzer verursachen, mittragen." Das widerspreche dem Äquivalenzprinzip des Verbandes: gleiche Leistungen für alle. Die Gebühren würden jetzt verursachergerecht erhoben.

Marion Völzmann zufolge ist die Anzahl der Minderungszähler über die Jahre konstant gestiegen. "Auch die abgerechnete Wassermenge wird immer mehr", so die Rechtsexpertin. "Wir wollen künftig mit unseren Mitarbeitern die Zählerstände in regelmäßigen Abständen kontrollieren." Deshalb sollen Kunden nach Eichablauf ihrer alten Wasserzähler nur noch vom Verband gemietete, in Deutschland geeichte Zähler verwenden. 66,58Euro für die Installation und 26,40Euro Miete werden dafür pro Jahr fällig. "Wir wollen auch Manipulationen vorbeugen", sagt sie.

"Wernigeröder Hausbesitzer sind keine Betrüger, die ihre Zähler manipulieren, um zehn Euro zu sparen", entgegnet Volksstimme-Leser und Gartenbesitzer Volker Thurm. Er war in der vergangenen Woche in Silstedt und hat sich bei Nikolai Witte über die neue Gebührensatzung informiert. "Mich konnte er mit seinen Argumenten nicht überzeugen", sagt Thurm, der zwei Minderungszähler nutzt. "Ich bleibe bei der Meinung, dass man es bei der alten Regelung belassen sollte. Der Verband sollte die Bemühungen der Grundbesitzer, für gepflegte, grüne Gärten im Stadtbild zu sorgen, nicht durch die Gebühren behindern."

Die ersten Gärtner haben in Wernigerode resigniert und rechnen ihr verbrauchtes Gartenwasser nicht länger ab. "Auf Nachfrage nannte man mir Kosten von 224,40 Euro, die über sechs Jahre zusammenkommen", sagte ein betroffener Wernigeröder. Marion Völzmann schätzt, dass durch die Erhöhung die Anzahl der Wasserzähler in Wernigerode um die Hälfte sinken wird.

Zum Hintergrund: Wer an trockenen Tagen seine Beete mit Trinkwasser versorgte, konnte die verbrauchte Menge auf Antrag und unter Nutzung eines Extrazählers dem Abwasserverband melden. Für das Nass wurden keine Kosten fällig. Grundsätzlich stellt der Wasser- und Abwasserverband Holtemme-Bode genau die Abwassermenge in Rechnung, die zuvor von den Stadtwerken eingespeist wurde.