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Oberharzer Fischfreunde warnen vor Artensterben Forellen in der Kalten Bode fast weg – die Behörden schweigen!

Von Burkhard Falkner 20.11.2010, 05:17

Bis zum Winter 2009 konnten sich die 1500 Fischfreunde noch über reichlich Bachforellen in der Kalten Bode bei Königshütte/Elend freuen und helfen, sie zu vermehren. Seit diesem Jahr ist es damit fast vorbei. Schuld daran, so die Angler, seien vor allem der Kormoran – und die Umweltbehörden durch ihr Schweigen.

Stadt Oberharz/Königshütte/Elend. Zu lange sei gewartet worden, wären Hinweise nicht ernst genommen. "Nun ist der Schaden groß, ungefähr 90 Prozent des Bestandes an Harzer Bachforellen und nahezu 100 Prozent der laichfähigen Forellen in der Warmen/Kalten Bode zwischen Königshütte und Elend wurde durch den Kormoran gefressen, praktisch alles, was über 15 Zentimeter groß war, ist weg."

Darüber informiert Matthias Winkelmann eine Woche nach dem Kontrollfischen in diesem Jahr. Der Verantwortliche für Fischereischutz der Fischereipachtgemeinschaft Bodetalsperren vom Angelsportverein Oberharz schlägt damit Alarm.

Dass die Lage ernst sei, habe sich schon in Königshütte vor einer Woche gezeigt (Ausgabe 15. November). Nur ein geringer Bruchteil von nur rund tausend der sonst üblichen sechs- bis achttausend Forelleneier, so ist jetzt klar, konnte in diesem Jahr gewonnen und ins Bruthaus Königshütte gebracht werden. Zu den entsetzen Gesichtern der Fischfreunde kam inzwischen die niederschmetternde Erkenntnis: "Durch das Fressverhalten des Kormorans wird das Gewässergefüge auf Jahre komplett verändert!", schätzt Winkelmann ein, warnt erneut, und das mit Nachdruck.

Schon im Februar dieses Jahres hatte der Verein mit Besorgnis auf den gut eine Woche dauernden Kormoraneinfall bei Königshütte und dessen Folgen für den Fischbestand in der Warmen und Kalten Bode öffentlich hingewiesen. Bis zu 13 Kormorane auf einmal hatten damals nach Herzenslust gejagt und gefressen. Im Mai sollte deshalb ein Elektrofischen stattfinden, um einen eventuellen Schaden sofort aufzeigen zu können. Doch dazu kam es nicht.

Denn die Genehmigung dazu von der Oberen Naturschutzbehörde ließ auf sich warten. Sie kam – Mitte September. "Und sie war selbstverständlich nicht unerheblich kostenpflichtig!", wie Winkelmann mit Kritik hervorhebt: Die schleppende Reaktion der Behörden auf das absehbare Desaster des Kormoraneinfalls sei unverantwortlich. "Denn die Fische bereiten sich ab September auf das Laichgeschäft vor", begründet Matthias Winkelmann die Sorge und sieht das Problem im Verbund mit anderen negativen Faktoren für die Oberharz-Gewässer.

So gab es den Ölunfall bei Rübeland mit vielen Litern Altöl in der Bode. "Freiwillige öffentliche Stellungnahme der Naturschutzbehörden dazu? Bis heute Fehlanzeige!", so Winkelmann. Und auch zum Ablassen der Talsperre Königshütte samt Fischsterben (Volksstimme berichtete über beide Vorfälle) vermisst der Verein eine sichtbare Reaktion der sonst oft so eifrigen Naturschutzbehörden.

"Lediglich die Angelvereine der Region haben reagiert und die Vorgänge aus ihrer Sicht beurteilt", so Winkelmann. Er sieht sogar weitere Gefahren: Etwa das "Zähmen" der Warmen Bode durch die Sanierung des Uferbereiches in Tanne. Auch werde von einem Ablassen des Wendefurther Stausees in absehbarer Zeit gemunkelt, was ebenfalls für die Fischbestände ein Problem wäre.

"Zusammenarbeit, statt Knüppel zwischen die Beine"

"All das wird seit fast einem Jahr stillschweigend von den dafür bezahlten Mitarbeitern der Naturschutzbehörden akzeptiert!", empört sich Winkelmann im Namen der Fischfreunde: "Die Anglervereine mit ihren cirka 1450 organisierten Mitgliedern allein im Altkreis Wernigerode wenden sehr viel Geld und viel Zeit zur Pflege der Gewässer und zum Schutz der Fischbestände auf, alles ehrenamtlich", betont der Forellenexperte.

"Statt uns in unserer Arbeit Knüppel zwischen die Beine zu werfen", so Winkelmann weiter, "wünschen wir uns eine ehrliche, zeitnahe und produktive Zusammenarbeit mit den Behörden. Das Ergebnis dient einzig und allein unseren Gewässern und der Natur!"