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Verein will vergessene mittelalterliche Straße zurück ins Bewusstsein der Menschen bringen Stempel für Pilger auf der Via Romea

Von Ivonne Sielaff 18.11.2014, 02:19

Pilger können ihren Wanderpass künftig in der Wernigeröder Tourist-Information abstempeln. Die Idee dafür stammt vom Via Romea-Förderverein, der den zwischenzeitlich in Vergessenheit geratenen Pilgerpfad wiederbeleben will.

Wernigerode l Wanderer auf der Via Romea können ihre zurückgelegte Strecke künftig in einem Pilgerpass dokumentieren. "Dafür haben wir einen Stempel entwickelt", sagt Ulrich Eichler, Wernigeröder Vertreter im Romweg-Verein. Wernigerode sei dabei Vorreiter. Der Stempel für die bunte Stadt wurde bereits gefertigt. Ulrich Eichler will ihn in den nächsten Tagen den Mitarbeitern der Touristinformation übergeben. "Wir hoffen nun, dass die anderen deutschen Städte, die auf der Via Romea liegen, schnell nachziehen."

Es war eine Sensation, als der vergessene mittelalterliche Pilgerweg vor einigen Jahren wiederentdeckt wurde. Er führt über Wernigerode durch Deutschland, Österreich und Italien bis nach Rom.

"Die Via Romea war früher nicht nur ein Wanderweg für Geistliche", sagt Ulrich Eichler, der sich mit seinen Mitstreitern seit über fünf Jahren für die Wiederbelebung der Straße engagiert. "Sie war die Autobahn des Mittelalters. Neben Pilgern waren Kaufleute, Heere, Könige und Kaiser auf ihr unterwegs." Dass der genaue Verlauf der Via Romea noch heute nachvollziehbar ist, ist einem Kirchenmann zu verdanken. Abt Albert pilgerte vor 778 Jahren von Stade (Schleswig-Holstein) nach Rom. Der Nachwelt hinterließ der Mönch eine detaillierte Beschreibung seiner sechsmonatigen Reise - seinen auf Latein geschriebenen Reiseführer mit genauen Meilenangaben, Bemerkungen über Sehenswürdigkeiten und Empfehlungen. "Das greifen wir jetzt auf", so Eichler. Seit der Gründung des Fördervereins habe die Strecke wieder an Bedeutung gewonnen, bilanziert er. "Die Pilgerpässe, die es seit diesem Jahr gibt, sind heiß begehrt."

Nicht nur deutsche Pilger hätten Interesse an der Strecke. "Wir haben Anfragen unter anderem aus Skandinavien und sogar aus den USA." Vor allem junge Amerikaner wollen den Romweg erkunden. "Für viele Menschen ist es eine persönliche Herausforderung, eine solch lange Tour zu bestreiten", so Eichler, selbst begeisterter Wanderer. Es sei nicht einfach, jeden Tag 30 Kilometer zu gehen. "Das erfordert körperliche und geistige Disziplin." Gleichzeitig komme es zu einer Vielzahl von Begegnungen - mit anderen und mit sich selbst.

Im kommenden Jahr gibt der Romweg-Verein einen umfangreichen Pilgerführer heraus mit Informationen über alle Städte auf der Via Romea - von Stade bis nach Rom. "Eine Chance für alle beteiligten Städte, Pilger aus aller Welt werden dadurch auf sie aufmerksam." Ulrich Eichler hat sich selbst auch ein Ziel für das kommende Jahr gesetzt. Mit Wanderfreunden will er die letzte Etappe bis nach Rom bezwingen. "Eine Strecke von rund 100 Kilometer, die am Petersdom endet. Das wird bestimmt etwas ganz Besonderes."