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Gesprächsrunde nach dem Tarifurteil zur Leiharbeitsbranche Sein Recht auch zu bekommen – das ist ein mühsamer Weg

Von Tom Koch 18.02.2011, 04:35

Wernigerode. "Wie kommen die Betroffenen zu ihrem Recht, Leiharbeit – wie weiter?", das waren die zentralen Fragen einer Gesprächsrunde, zu der jüngst Gewerkschaften und die Linke eingeladen hatten.

Wie die Partei in einer Pressemitteilung bekanntgab, hätten etwa 40 Frauen und Männer dieses Informationsangebot in Wernigerode angenommen.

Laut Kreistags-Fraktionsvize Eberhard Schröder interessierte jene Betroffene, für die in der Vergangenheit ein Tarifvertrag mit einer Christlichen Gewerkschaft maßgeblich war – beispielsweise Mitarbeiter der Leiharbeitsfirma der "Harz AG" – wie sie ihnen zustehende Nachzahlungen erhalten können. Schröder: "Es geht dabei darum, dass wegen der Nichttariffähigkeit dieser Scheingewerkschaft die Lohndifferenz zu den Festangestellten Kollegen in den Firmen rückwirkend eingeklagt werden können. Dabei handelt es sich unter Umständen um Tausende Euro."

Rechtsanwalt Helge Lewerenz habe deutlich gemacht, jeder müsse für sich selbst prüfen, ob er den Rechtsweg beschreiten wolle. Gewerkschaftsmitglieder hätten Anspruch auf eine Rechtsvertretung, möglich sei auch, dass eine Rechtsschutzversicherung genutzt werden könne. Wer allerdings über diese Möglichkeiten nicht verfüge, so die Linke, müsse den Weg der privaten Klage über das Arbeitsgericht oder einen Rechtsanwalt mit den damit verbundenen Kosten gehen.

In der Leiharbeit-Gesprächsrunde wurde darauf hingewiesem, dass in jedem Falle die Lohndifferenz zu den festangestellten Kollegen geklärt werden müsse. Schröder: "Dafür hat der Einzelne ein Auskunftsrecht. Bei Erfolg des Rechtsweges gibt es nicht nur die Differenz nachgezahlt, auch die Rente wird sich verbessern."

Wie der Kreistagspolitiker mitteilte, seien in der Diskussion zu den Auswüchsen der Leiharbeit weitere Probleme deutlich geworden: Arbeitszeiten von zwölf Stunden an sieben Wochentagen, Umgang mit Zeitarbeitskonten, Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes oder zur Dauer der Leiharbeitsverhältnisse. Es wurden Beispiele genannt, in denen Kollegen bereits bis zu 13 Jahre als Leiharbeiter tätig sind – immer im gleichen Unternehmen, so Schröder.

Er berichtete zudem von den Sorgen vieler um ihren Arbeitsplatz und die Lohnentwicklung, wenn nach dem 1. Mai europaweit die sogenannte Arbeitnehmerfreizügigkeit in Kraft trete, die bedeute, dass es für osteuropäische Arbeiter weniger Beschränkungen für eine Tätigkeit in Westeuropa gibt.

Nach der Informationsveranstaltung haben sich kleinere Gesprächsgruppen gebildet. Wie es dazu weiter heißt, hätten sich Leiharbeiter untereinander ausgetauscht, Fragen an die Gewerkschafter vom Deutschen Gewerkschaftsbund und IG Bauen Agrar Umwelt sowie an die Linke gerichtet.

Solch‘ ein Informationsaustausch sei für Betroffene eine gute Entscheidungsgrundlage und bedeute eine konkrete Hilfe. Da viele Anwesende erklärt hätten, sie würden auch im Auftrag von weiteren von Leiharbeit Betroffenen an dieser Gesprächsrunde teilnehmen, erwartet die Linke, dass diese Problematik weiter intensiv diskutiert werde.