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Erster Bauabschnitt verzögerte sich wegen der brütenden Turmfalken um acht Wochen Danstedts maroder Kirchturm wird saniert

Von Rainer Marschel 30.07.2010, 05:54

Seit sechs Wochen wird am romanischen Turm der 1730 erbauten Danstedter Kirche Sankt Udalrici gebaut. Das war wegen des eindringenden Wassers auch notwendig, nachdem das eigentliche Kirchenschiff bereits 2001 abgedichtet wurde. Allmählich nähert sich der erste Bauabschnitt seinem Ende. Brütende Turmfalken hatten eine Fertigstellung in diesen Tagen verhindert.

Danstedt. Seit vielen Monaten steht Danstedts Kirchturm eingerüstet. Der desolate Kirchturmhelm hatte die jetzige Sanierung dringend erforderlich werden lassen. Eingedrungene Feuchtigkeit hatte das Holz über Jahrzehnte sehr in Mitleidenschaft gezogen, so der zuständige Architekt aus Halberstadt, Dr. Volker Lindt gestern auf Nachfrage der Harzer Volksstimme. Wegen der Fäulnisschäden müssen etliche Balken ausgewechselt werden.

Noch während der Gerüstarbeiten, die der jetzigen Sanierung um Wochen vorausgegangen waren, gab es eine Überraschung. Diese sollte allerdings empfindliche Konsequenzen für den Baufortschritt haben.

So entdeckten die Arbeiter bereits im Mai brütende Turmfalken, was die Sanierung abrupt für acht Wochen ruhen ließ, "weil man die geschützten Vögel auf keinen Fall stören wollte". Dabei seien die Gerüstbauer von den Falken sogar gezielt attackiert worden, so Volker Lindt rückblickend. Ursprüngliche Pläne sahen vor, dass man bereits Ende Juli den ersten Bauabschnitt abschließen kann.

Allein während der ersten Wochen kostete die Behebung der Schäden 70 000 Euro. Das Projekt wird vom Amt für Landwirtschaft, Forsten und Flurneuordnung, vom Land Sachsen-Anhalt sowie auch vom Kirchenkreis gefördert. Auch Eigenmittel der Dan-stedter Kirchengemeinde flossen mit ein.

"Bis Mai 2011 ist das Gemäuer dicht und erstrahlt wieder in neuem Glanz"

Auch für den nachfolgenden zweiten Bauabschnitt liegt bereits eine Bewilligung vor. Das betrifft den eigentlichen Turmschaft. Laut Architekt gäbe es große Verformungen in der Westfassade des Turms, der einfach ausbeule. Wobei der Fachmann die Gründe dafür bis zur Stunde noch nicht einmal kennt. Ursprünglich ist die Kirche aus Naturstein gemauert, aber in Teilen auch schon mit Ziegeln ausgebessert worden, inwieweit seinerzeit fachgerecht, wollte Volker Lindt mal dahingestellt sein lassen.

"Ich denke, dass zu unseren Lebzeiten hier keiner mehr ran muss"

Wie auch immer: im Mai 2011 wird der Turm verputzt, mit einem dichten Dach und ohne Ausbeulungen in neuem Glanz erstrahlen. So lauten jedenfalls die derzeitigen Pläne. Dacheindeckungen halten üblicherweise etwa 50 Jahre, erläutert der Fachmann.

Auf die Frage, inwieweit das für einen Architekten ein Routinejob sei, meint der Halberstädter Experte: "Routine ist keine Kirche. Da hängt immer Herzblut dran, zumal jede auch irgendwie einzigartig ist." Lindt arbeitet an den Kirchen rund um Halberstadt bereits über 20 Jahre. Die Dachdeckerfirma kommt aus Stolberg, der Gerüstbauer ist ein Halberstädter, während der Zimmermann aus Ströbeck stammt.

Die gute Seele des Gotteshauses ist Gemeindekirchenratsvorsitzende Monika Döbber (66). Sie ist über das derzeitige Bauprojekt besonders glücklich. Ebenso wie über die Spendenbereitschaft aus dem Ort und der Umgebung. Nicht selten wird von Danstedtern sogar Geld gestiftet, ohne selbst Kirchenmitglied zu sein.

Alle 14 Tage ist sonnabends um 17 Uhr Gottesdienst. Insgesamt gibt es rund 140 Gemeindeglieder, auf die die Aspen-stedter Pfarrerin Evelyn Dege zählen kann.

Die Anzahl der regelmäßigen Kirchgänger habe sich über die Jahre kaum verändert, berichtet Monika Döbber. Stolz ist man in Danstedt zu Recht auf die in den Altar integrierte Kirchenkanzel. Das galt mal als unmodern und wurde andernorts früher verändert.

Auch wenn die Deckenmalerei im Kirchenschiff wohl auf Dauer ein Fragment bleiben dürfte, einen dringenden Wunsch hätte sie noch. Versteckt stehen hinter dem Altar vier Apostel. Deren ursprünglicher Platz ist das freilich nicht. Ob sich dieses bescheidene Begehren für die Gemeindekirchenratsvorsitzende noch erfüllen lassen lässt?

Das sollte doch wohl zu machen sein.