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Wohl kein "Kyrill", Stadtverwaltung, Nationalpark und Schmalspurbahn nehmen Warnung trotzdem ernst Orkantief "Joachim": Behörden im Harz sind vorbereitet

Von Tom Koch und Michael Pieper 16.12.2011, 04:27

Wernigerode l Seit Dienstag bis einschließlich Sonnabend gilt für den Harz eine Unwetterwarnung. Speziell im Oberharz sind bei Windgeschwindigkeiten von weit über 100 km/h Schäden an Gebäuden und am Baumbestand nicht ausgeschlossen. Die Harzer Volksstimme erkundigte sich nach den Vorbereitungen auf Orkantief "Joachim".

Im Wernigeröder Rathaus gibt man sich betont gelassen. Stadtsprecher Andreas Meling: "Natürlich finden bei uns bestimmte Sicherheitsvorkehrungen statt. Täglich werden alle Großbäume vom Gartenamt bemustert und auf Standfestigkeit geprüft." Bei der derzeitigen Wetterlage würde das mehrmals am Tag geschehen. Das Ordnungsamt werte darüber hinaus stündlich die Wettermeldungen des Deutschen Wetterdienstes aus. Im Ernstfall würden die Amtsmitarbeiter kurzfristig entscheiden, beispielsweise den Weihnachtsmarkt zu schließen. "Das ist aus unserer Sicht derzeit aber nicht notwendig, da die Wetterwarnung vor allem für die Gebiete über 500 Metern Höhe gilt. Wir beobachten aber die Lage."

Die Harzer Schmalspurbahnen hatten in dieser Woche bereits mehrfach den Verkehr in Richtung Brocken eingestellt. Pressesprecherin Heide Baumgärtner: "Jeden Morgen um 7 Uhr kommt unser Winterdienstpersonal zusammen und kontrolliert die Strecke. Dann wird über den Betrieb entschieden." So auch am Mittwoch. In der Mittagszeit waren die letzten Fahrgäste vom Bahnhof Drei Annen Hohne abgeholt worden, dann wurde der Verkehr eingestellt. "Mit Schnee haben wir kein Problem. Unsere Fräse kann selbst Schneehöhen von drei Metern bewältigen. Aber wenn gleich danach alles wieder zugeweht wird, brechen wir ab." Man kenne den Brocken und auch seine Tücken - "wir entscheiden das kurzfrisitig".

Nationalpark-Sprecher Friedhart Knolle: "Wir haben bisher keine Schäden zu beklagen." Dennoch ist sich der Geologe seiner Verantwortung bewusst. "Wir haben alle Mitarbeiter informiert." Zieht ein Sturmtief über das Naturschutzgebiet, werden Wanderer ermahnt, die Wälder zu verlassen. "Bis dato ist zum Glück noch nie etwas Schlimmes passiert."

Und was sagen die "hartgesottenen" Mitarbeiter der Wetterwarte auf dem Brocken? Marc Kinkeldey auf Volksstimme-Nachfrage zur gestrigen Lage: "Ganz normales Brockenwetter. Wir haben leichte Minusgrade, dichten Nebel und Böen bis 100 km/h. Also typisch Harzgipfel." Vom Orkantief werde hier im Mittelgebirge nicht viel ankommen, prognostiziert der Experte.

"Auf der Brockenspitze bekommen wir vielleicht nochmal Windspitzen bis zu 120 km/h", so Kinkeldey weiter. Aber mit Unwettern wie dem Sturmtief "Kyrill" im Jahr 2007 sei "Joachim" zumindest hier nicht vergleichbar. "Es sah Anfang der Woche schlimmer aus, als es uns ereilen wird. Die südlichen Bundesländer werden mehr abbekommen."