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Musikschulleiter sieht kulturelle Einrichtungen in der öffentlichen Hand gut aufgehoben Klarinettenausbildung an der Musikschule ist bundesweit führend

08.10.2014, 01:06

An der Musikschule des Landkreises Börde hat das neue Schuljahr begonnen. Volksstimme-Mitarbeiterin Gudrun Billowie wollte von Musikschulleiter Armin Hartwig wissen, welche Neuerungen es gibt.

Herr Hartwig, im vergangenen Schuljahr stand im Raum, dass die Kultureinrichtungen des Kreises privatisiert werden sollen. Im Zuge dessen wurde ein Kulturkonvent gebildet. Wie ist der Stand der Dinge?

Armin Hartwig: In diesem Konvent arbeiten die Leiter der kulturellen Einrichtungen, die Mitglieder des Kultur- und Sozialausschusses sowie die Fraktionsvorsitzenden des Kreistages. Durch die Neuwahl dieses Gremiums im Mai 2014 gibt es neue Gesichter im Kulturkonvent, Abgeordnete, die sich erst einarbeiten müssen. Zum Jahresende soll es jedoch eine Einschätzung des Kulturkonvents geben, die besagt, wie es weitergehen soll.

Wie sehen Sie eine eventuelle Privatisierung der Musikschule?

Man muss sich überlegen, ob man Kultur wirklich privatisieren will. Den Bildungsauftrag, wie wir ihn verstehen, könnten wir als private Musikschule nicht mehr leisten. Es sei denn, die Unterrichtsgebühren der Musikschüler steigen beträchtlich.

Wie erfüllt die Musikschule ihren Bildungsauftrag?

Neben dem klassischen Instrumental- und Gesangsunterricht können Musikschüler in Ensembles gemeinsam musizieren, sich in der Notenlehre ausbilden lassen oder die studienvorbereitende Ausbildung nutzen. Für diesen leistungsorientierten Unterricht, den rund 120 Schüler in Anspruch nehmen, wird die Musikschule vom Land finanziell gefördert. Für die Musikschüler entstehen keine zusätzlichen Kosten.

Ist es in Ordnung, wenn Schüler nicht besonders gefördert werden möchten?

Natürlich. Es ist völlig in Ordnung, wenn jemand ein Instrument deshalb lernen möchte, weil er im stillen Kämmerlein musizieren mag. Der Leistungsgedanke spielt dennoch eine Rolle, schließlich bekommen wir Steuergelder.

Musikschüler aus dem Landkreis Börde nehmen immer wieder erfolgreich an Wettbewerben teil. Ist das so etwas wie ein Ritterschlag für die Musikschule?

Wir sind in der Tat sehr stolz darauf. Jedes Jahr delegieren wir zwischen fünf und 20 unserer Musikschüler zu Wettbewerben, wie "Jugend musiziert", zum Jütting- und zum Carl-Schröder-Wettbewerb.

In den vergangenen Jahren haben es bei "Jugend musiziert" immer wieder Schüler vom Regional- über den Landeswettbewerb bis zum Bundeswettbewerb geschafft, vor allem "die Klarinetten". Die Klarinettenausbildung an unserer Musikschule durch Uwe Blamberg ist bundesweit führend. Aber auch Gitarrenlehrer Michael Brod hat mit Hannah-Elisa Lehr einen Bundessieg eingefahren.

Wieviele Musikschüler werden an der Musikschule Haldensleben/Wolmirstedt unterrichtet?

Etwa 600. Darunter sind etwa 70 Kinder, die die musikalische Früherziehung nutzen, die meist in den Kindertagesstätten angeboten wird. Auf der anderen Seite steigt derzeit die Zahl der Erwachsenen, die bei uns Musikunterricht nehmen. Bereits 35 Schüler sind älter als 30 Jahre, die Älteste ist sogar 73.

Da schlägt sich der demografische Wandel also im positiven Sinne in der Musikschule nieder?

Ja und darüber freuen wir uns sehr. Es ist außerdem eine Herausforderung für unsere Lehrkräfte. Bei "älteren" Musikschülern braucht man eine andere Methodik.

Wieviele Lehrkräfte sind an der Musikschule beschäftigt?

Wir beschäftigen zehn hauptamtliche Lehrkräfte und 20 Honorarlehrer. Durch diese Vielzahl kann man bei uns eigentlich alle Instrumente lernen, außer Harfe, Fagott und leider auch nicht mehr Oboe.

Warum beginnen Kinder den Musikschulunterricht?

Meistens, weil die Eltern das möchten. Manchmal aber auch, weil die Erzieherin so schön Gitarre spielen kann.

Irgendwann kommt für viele Kinder und Jugendliche der Zeitpunkt, wo sie für andere musizieren möchten. Unterstützen Sie das?

Wir bieten schon jungen Schülern eine Bühne, das "Podium der Jüngsten". Dort beweisen sie sich erstmals vor allem vor den Eltern und können sich an das Spiel vor Publikum gewöhnen. Später wirken Musikschüler an den rund 160 Veranstaltungen pro Jahr mit, an denen die Musikschule beteiligt ist. Das sind eigene Konzertabende und die Begleitung vieler Veranstaltungen.

Sie bieten eine studienvorbereitende Ausbildung an. Raten Sie jungen Leuten überhaupt, Berufsmusiker zu werden?

Eine Laufbahn als Berufsmusiker sollte man sich gut überlegen. Schließlich werden überall Theater und Orchester geschlossen. Aber es fehlt der Nachwuchs in Chören und Blaskapellen. Unsere Schüler der studienvorbereitenden Abteilung können solche Ensembles anleiten, bereichern und am Leben erhalten. Und es gibt durchaus spannende Berufe, in denen Musik ebenfalls eine große Rolle spielt. Ich denke da zum Beispiel an Musiktherapeuten, Instrumentenbauer, Lektoren in Musikverlagen, Erzieher oder Instrumentenverkäufer.

Die nächsten Veranstaltungen sind ein Konzert der Musikschule zusammen mit dem Männerchor "Liederkranz" und dem Musikkreis Laudate am Sonntag, 12. Oktober, um 16 Uhr in der Haldensleber Otto-Boye-Schule sowie das "Podium der Jüngsten" am Sonnabend, 18. Oktober, um 10 Uhr in der Aula des Wolmirstedter Kurfürst-Joachim-Friedrich-Gymnasiums.