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Medizinischer Sonntag im Katharinensaal fand regen Zuspruch Der größte Risikofaktor bei Demenz ist das Alter

19.05.2011, 04:30

Wolmirstedt (gbi). Sich an den Kopf schlagen und verzweifelt "Oh, Alzheimer", rufen, ist das Synonym für Vergesslichkeit. Vielleicht, wenn der Frisörtermin verstrichen ist, im allgemeinen Sprachgebrauch also, wenn es locker zu geht. Im Ernst jedoch ist Alzheimer eine Krankheit und bedeutet weit mehr als Vergesslichkeit. Die Alzheimer-Demenz war Thema beim Medizinischen Sonntag im Katharinensaal und stieß auf großes Besucherinteresse.

Die Moderatoren Dr. Kurt Puschmann und Jutta Rosenbach vom Sana Ohre-Klinikum begrüßten Dr. Susanna Prochnow als Referentin. Die Ärztin arbeitet als Neurologin am AMEOS-Klinikum in Haldensleben und verfügt über reichliche Erfahrungen mit Alzheimer-Kranken. "Die Hälfte aller 90-Jährigen leidet unter Demenz", sagt Dr. Susanna Prochnow und weiß, dass diese Krankheit nicht nur für die Patienten selbst, sondern vor allem auch für die Angehörigen eine Belastung wird. Demenz ist lateinisch und heißt: Ohne Geist.

DasGehirn verändert sich, und damit das ganze Leben. Dr. Prochnow zeigte Bilder eines gesunden und eines geschrumpften Alzheimer-Hirns und der Unterschied war für Laien deutlich zu erkennen. "Es ist schön, dass wir immer älter werden, aber alt werden ist nicht immer schön", zitierte die Ärztin. Neben den körperlichen Wehwehchen, den "knirschenden" Gelenken, schleicht sich bei manchen Menschen eben auch die Demenz ein. Der größte Risikofaktor ist schlicht und einfach das Alter, aber auch genetische Komponenten beeinflussen die Krankheit. Außerdem: "Menschen, die im Leben mehrere depressive Phasen hatten, sind gefährdet, aber auch Menschen, die reichlich Alkohol getrunken haben." Alzheimer beginnt mit Vergesslichkeit, wobei nicht jede Altervergesslichkeit gleich Alzheimer bedeutet. "Im Gegensatz zu Altersvergesslichen können sich Demenzkranke gegen ihre Vergesslichkeit nicht mit Notizzetteln behelfen", erklärt die Neurologin. Geht die Krankheit in die zweite Phase über, erleben Betroffene Aggressionen, entwickeln ein Wahnsystem, fühlen sich verfolgt oder beklaut, bei manchen kommt es zum Eifersuchtswahn. "Es kommt vor, dass der 80-Jährige demenzkranke Mann seiner gleichaltrigen Frau vorwirft, sie träfe sich heimlich mit jüngeren Männern." Das klingt vielleicht komisch, ist für Betroffene aber ein Blick in die Hölle. In der dritten Phase ist der Kranke bettlägerig, steigt langsam aus der Welt aus. Oft wollen Angehörige helfen, aber das übersteigt auf die Dauer nicht selten die Kräfte.

Auch wenn die Krankheit noch nicht geheilt werden kann, so kann sie doch medikamentös aufgehalten werden. Dr. Susanna Prochnow hatte eine ganze Reihe Tipps zum Umgang mit Alzheimerkranken mitgebracht, plädierte dafür, die Veränderungen durch die Krankheit zu akzeptieren, den Respekt vor der Persönlichkeit des Betroffenen zu wahren. Manchmal schaffen es Angehörige nicht mehr, den Kranken zu Hause zu betreuen, "dann ist ein gutes Pflegeheim eine Alternative", empfahl die Neurologin.