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Rückblick auf die archäologischen Untersuchungen auf der Lindauer Burg Scherben und Holzkohle als Zeugen der Vergangenheit

Von Daniela Apel 28.01.2011, 05:36

Neben einer Bolzenspitze aus Metall gehörten ein Knochenkamm sowie eine mittelalterliche Schlittkufe zu den besonderen Funden, die im vergangenen Jahr auf der Lindauer Burg ans Tageslicht kamen. Im Herbst untersuchte die junge Archäologin Jana Raffel die Kellerräume, auf die man bei Schachtarbeiten gestoßen war. Außerdem dokumentierte sie ein freigelegtes Schalenmauerwerk.

Lindau. Vom 29. September bis zum 15. Oktober war Jana Raffel auf der Lindauer Burg mit der wissenschaftlichen Untersuchung der entdeckten Mauerreste beschäftigt. Akribisch dokumentierte die junge Archäologin die steinernen Zeugnisse aus der Vergangenheit der Anlage, die im Zuge der Vorbereitung von Sanierungsmaßnahmen entdeckt worden waren. So stießen Arbeitskräfte beim Schachten für das Fundament zum Lückenschluss in der Ringmauer auf zwei Keller, die sie mit Schaufeln und Eimern bewaffnet freilegten.

Ursprünglich handelte es sich dabei um Gewölbekeller, wie die deutlich erkennbaren Ansätze der gebogenen Decken belegten. In einen der beiden unterirdischen Räume führte eine Treppe hinab, von der sechs Stufen erhalten sind. Diese münden in einen Bereich, der mit Ziegelsteinen gepflastert wurde. Er grenzt ein Areal ab, von dem anscheinend Türen in die anderen Kellerbereiche führten. Auf diese Weise gelangte man auch über einen mit Feldsteinen gepflasterten Zugang in einen fast quadratischen und verhältnismäßig kleinen Raum. Wofür er genutzt wurde, ist offen. Ebenfalls unklar ist, warum die Tür vom ersten zum rechtwinklig angebauten zweiten Keller vermauert wurde. Vielleicht geschah es, weil dieser angrenzende Raum eingestürzt war. Doch das bleibt eine Vermutung.

Neben den beiden Kellern nahm Jana Raffel ein Schalenmauerwerk unter die Lupe, das unmittelbar vor einem Ringmauerabschnitt zu Tage trat, der saniert werden soll. Wie sich herausstellte, markiert es den westlichen Teil eines Gebäude, das dort vor geraumer Zeit stand. Außerdem schnitt die junge Frau einen Ofen im Profil an. Durch das Anlegen von weiteren archäologischen Schnitten stieß sie darüber hinaus auf Reste von Feldsteinpflaster. Auch eine Pfostengrube, die möglicherweise zu einem hölzernen Vorgängerbau gehörte, fand sie im ersten Keller.

An Fundmaterial konnten neben Keramik und Steinzeug auch Glas, Porzellan, Knochen, Metall sowie Holzkohle- und Mörtelproben sichergestellt werden. Einen Teil hatten bereits der Lindauer Ortsbürgermeister Helmut Seidler und seinem Team beim Freilegen der Keller geborgen. Wie Jana Raffel nun berichtete, konnten insgesamt 1161 Funde dokumentiert werden – darunter 361 Fragmente schwarz- und grünglasierter Ofenkacheln sowie 697 Keramikscherben.

Zu den besonderen Funden zählt ein Knochenkamm mit der modernen Einritzung des Namenszuges NS SCHRÖD, wie die Archäologin informierte. Erwähnenswert sind ebenfalls die Bolzenspitze aus Metall und die mittelalterliche Schlittkufe, die ebenfalls aus einem Knochen angefertigt wurde.