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Malen nach Bob Ross - in Strinum kann das jeder erlernen und sein eigenes Kunstwerk schaffen Mit dem Fächerpinsel wachsen die Wolken

Von Petra Wiese 11.09.2014, 03:16

Ein Landschaftsbild im Selbstversuch - in Strinum kann jeder unter Anleitung zum Künstler werden.

Strinum l Bob Ross war mir bis letztes Jahr noch ein Unbekannter. Das ist doch der, der nachts im Fernsehen die Bilder malt, wurde mir gesagt. O.k., und genauso machen die das in Strinum? Mal schauen. Mit fantastischen Landschaftsbildern und einer netten enthusiastischen Mallehrerin wurde ich konfrontiert. Die Malkurse scheinen der Renner. Leute wie du und ich machen mit und gehen am gleichen Tag begeistert mit tollen Gemälden nach Hause. Der Selbstversuch sollte mir den Beweis liefern, ob tatsächlich jeder so ein Bild hinkriegen kann.

Einen Tagesmalkurs von 10 bis 17 Uhr wollte ich mir nicht gleich zumuten, doch so ein Schnupperkurs von 10 bis 13 Uhr, der auch für ältere Kinder angeboten wird, sollte schon passen. Ende August war Christine Augustin, so heißt die zertifizierte Bob Ross-Mallehrerin aus Oranienburg, die regelmäßig in Strinum zu Gast ist, eine ganze Woche vor Ort. O.k., die Landschaft mit Flusslauf stand auf dem Plan.

Die kleine Gruppe findet sich zum lockeren Plausch mit der Mallehrerin vor der Strinumer Kunst Kultur Kirche zusammen. Vier Kinder sind mit von der Partie. Sophia ist mit ihren acht Jahren die Jüngste. Alle da? Auf geht`s. Die Arbeitsplätze sind bestens vorbereitet. Ein weißes Bild wartet auf der Staffellei darauf, Farbe zu bekommen.

"Eine ordentliche Grundierung ist die halbe Miete", erklärt Christine und dann dürfen wir den Pinsel schwingen, im Kreuzstrich, hin und her, kreisen, hoch und runter. Nach fünf Minuten tut die Hand weh ... Den Test, ob die Schicht in Ordnung ist, macht Christine mit dem Fingerabdruck. Mein Bild ist immer noch weiß, aber glänzt inzwischen ...

Die Mallehrerin teilt die Farben für Himmel und Wasser aus. Ich kreuze den Himmel und schubse die Farbe auf dem Pinsel von außen nach innen, wo einmal der Fluss fließen soll. Die Pinselstriche werden durch Verblenden unsichtbar gemacht. Die Wolken entstehen mit dem Fächerpinsel - "Hier wird man für Unordnung belohnt", motiviert uns die Mallehrerin. Eine dreiviertel Stunde nach Kursbeginn ist mein Himmel fertig. Ja, schön. Zwei Plätze vor mir sehen die Wolken temperamentvoller aus - ich schaue neugierig auf die Himmel der anderen Kursteilnehmer.

Weiter geht es: Wir beginnen hinten und arbeiten uns nach vorne vor, was einen 3D-Eindruck erweckt, höre ich gespannt den Erklärungen zu. Das dunkle Häufchen Farbe auf meiner Palette wird mir als Bergmischung vorgestellt. Christine Augustin erklärt alles ganz genau, wie die Farbe gemischt, wie schräg wann welcher Pinsel zu halten ist - gerne noch einmal auf Nachfrage.

In einer Pause löst sich die Anspannung. Kekse, Kaffee und Getränke stehen bereit. Peter Haake, quasi als Gastgeber der Veranstaltung, bemüht sich gern um das Wohl der Gäste, wenn er nicht gerade selber mitmalt. Zehn Minuten Beine vertreten müssen reichen, die Leinwand ruft nach weiterer Farbe.

Ich passe gut auf und komme gut mit - wie in der Schule, nur ohne Druck. Auch die Mädels - Sophias Schwester Clara und Antonia sind zehn Jahre alt und Pauline zwölf - können problemlos folgen. Die Landschaft gestalten wir in U-Form, um das Bild ins Gleichgewicht zu bringen. So langsam nimmt die Flussmündung Gestalt an, im Hintergrund ist ein wilder Kiefernwald gewachsen. Licht und Schatten finden ebenso Beachtung, wie die Wasserlinie, die ganz gerade sein muss...

Rechts und links des Flusses lassen wir noch zwei Bäume wachsen, nichts muss gerade sein, denn Natur ist es auch nicht. Schließlich fehlen noch Steine am Ufer - ein zwei oder drei, je nach Geschmack. Der Katzenpinsel kommt zum Einsatz. Christina Augustin geht herum und hilft, die Steine echt aussehen zu lassen, fässt aber maximal mit am Pinsel an. "Das ist dein Bild", will sie eigentlich gar nicht eingreifen.

13 Uhr und die Bilder gehen als fertig durch. Clara und Sophia werden abgeholt und müssen zurück nach Zerbst, schaffen es, noch schnell ihre Initialien in die Ecke zu setzen. Christine Augustin ist selbst überrascht, wie gut die Bilder der Schwestern, die das erste Mal dabei waren, geworden sind und dabei so unterschiedlich.

Mir und den anderen fehlen jetzt noch ein paar winzige Details auf den Bildern - hier ein vertrockneter Ast, dort am Himmel ein, zwei, drei Vögel. Yippie, das Bild ist fertig. Die Mallehrerin fragt nach, bis keiner mehr Wünsche offen hat. "Wir machen solange bis alle zufrieden sind," so Christine Augustin. Da kann es durchaus auch mal länger werden.

Ich betrachte mein Bild: Wahnsinn! Ich bin angenehm überrascht von meinem Kunstwerk. Mein erster Gedanke: Das nimmt mir sowieso keiner ab, dass ich das alleine gemalt habe, was sich später auch bewahrheiten sollte.

Auch meine Mitstreiter sind zufrieden, die Loburger Familie mit Oma, Mutter und Tochter sowie Antonia, deren Mutti schon einmal mitgemalt hat und die dieses Mal ihrer Tochter dabei zuschaute. Aus Roßlau waren die beiden nach Strinum gekommen, hatten es in der Zeitung gelesen.

Auf das gelungene Werk stoßen wir alle gemeinsam an. Ein Abschlussfoto gehört immer mit dazu. Der Beweis ist vollbracht, malen nach Bob Ross kann jeder. Vielleicht finde ich auch irgendwann die Zeit, mich an einem großen Bild zu versuchen ...

Mehr Infos unter www.galerie-augustburk.de