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Vernässungsprobleme in der Stadt bekannt / Hilfe für Betroffene kaum möglich Mehr als den Ist-Zustand zu erfassen, ist kaum möglich

12.03.2011, 04:26

Der harte und schneereiche Winter hat seine Spuren hinter-lassen, die jetzt zu Problemen führen. Beispielsweise sind viele Keller feucht. Bekommen Betroffene Hilfe? Wohin kön-nen sie sich wenden?

Von Judith Kadow

Zerbst. Die Vernässung großflächiger Bereiche, stehendes Oberflächenwasser sowie der steigende Grundwasserpegel und damit einhergehend nasse Keller sind Probleme, die auch Ordnungsdezernent Andreas Fischer im Gebiet der Einheitsgemeinde Stadt Zerbst bekannt sind. "Für unser Gebiet lässt sich sagen, dass hier die mangelnde Unterhaltung der Gewässer erster Ordnung eine Hauptursache der Vernässung ist. Zumal Zerbst ohnehin sehr feucht ist, da viele Bachläufe hier hindurchfließen", sagt Fischer.

Doch die Pflege und Unterhaltung dieser Gewässer ob-liegen dem Landesamt für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW). "Daher sind unsere Möglichkeiten, den betroffenen Menschen vor Ort zu helfen, begrenzt", betont Fischer.

Hilfen sind begrenzt

Generell seien die Gewässer zweiter Ordnung, deren Unterhaltung durch den Unterhaltungsverband Nuthe-Rossel vollzogen wird, in dem die Stadt Zerbst Mitglied ist, in gutem Zustand. "Wir haben hier zwar auch einige Probleme, die durchaus hausgemacht sind, aber die kennen wir und protokollieren sie bei unseren regelmäßigen Gewässerschauen", fügt Fischer hinzu. Auch hier ist der Unterhaltungsverband Nuthe-Rossel sehr bemüht, die Aufgaben schnell zu lösen - sofern es in seinen Aufgabenbereich fällt. "Doch all die Arbeit nützt nichts, wenn das Wasser nicht in die Vorfluter erster Ordnung abfließen kann, weil diese nicht beräumt sind."

Ein weiteres Problem sieht Fischer im fehlenden Wassermanagement. Als Beispiel nennt er für den Raum Zerbst die zahlreich vorhandenen Stauanlagen, die in den Vorflutern zweiter Ordnung noch aus DDR-Zeiten vorhanden sind. "Deren Unterhaltung ist nicht geregelt. Rechtlich ist der Unterhaltungsverband Nuthe-Rossel dafür nicht zuständig und auch kein anderer."

Möchte beispielsweise ein Landwirt eine der Anlagen nutzen, benötigt er eine wasserrechtliche Genehmigung von der Unteren Wasserbehörde. "Es gibt aber keine Übersicht, wer wo was macht und für welche Anlage eine Genehmigung vorliegt", so Fischer.

Des Weiteren steht Fischer den sieben regionalen Arbeitskreisen, die zur Bearbeitung der Thematik Vernässung in Sachsen-Anhalt gebildet wurden, kritisch gegenüber. "Das ist Aktionismus."

Und auch die Einrichtung des Sonderstabes Grundwasser durch den Landkreis betrachtet Fischer skeptisch. Allein die Maßgabe, binnen weniger Tage sämtliche betroffenen Flur- stücke haarklein aufzulisten und zu übermitteln, war praxisfern. Bereits Anfang Februar erhielt die Stadt Zerbst diese per Post vom Landkreis, um in den umliegenden Ortsteilen und der Kernstadt den derzeitigen Ist-Zustand zu ermitteln.

Da die Erfassung der Vernässungsflächen im landwirtschaftlichen Bereich hauptsächlich über das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten erfolgte, steht hier nun die Zuarbeit für bebaute Flächen im Mittelpunkt.

"Wir können Betroffenen als einzige Hilfestellung anbieten, den von ihnen ausgefüllten Erfassungsbogen entgegenzunehmen und an den Landkreis weiterzuleiten." Finanzielle Hilfen oder ähnliches sind indes nicht möglich. "Es ist wichtig zu wissen, dass es keinen rechtlichen Anspruch auf einen bestimmten Grundwasserstand gibt", betont Fischer.

Geld gibt es nicht

Wer besagten Erfassungsbogen im Internet auf der Seite des Landkreises oder des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt nicht herunterladen kann, kann eine Kopie im Ordnungsamt bei Thomas Sanftenberg abholen. Allerdings bittet Fischer darum, dass lediglich jene Einwohner von diesem Angebot Gebrauch machen, die erst seit wenigen Jahren von diesem Problemen betroffen sind.

Die ausgefüllten Bögen sollten bis Mitte der Woche im Ordnungsamt abgegeben werden. Bis zum kommenden Montag müssen die Bögen dem Landkreis vorliegen, da das Landesverwaltungsamt sie am 15. März erwartet. "Weitere Informationen, was dann damit passiert, was in den Arbeitskreisen bisher rauskam, habe ich auch noch nicht", erklärt Andreas Fischer.