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Vereinsvorsitzender Tobias Köppe gelobt auf öffentlichen und politischen Druck die Streichung des Fernziels aus aktuellen Förderanträgen Kuratorium Ulrichskirche rückt vom Wiederaufbau vorerst ab

Von Katja Tessnow 28.01.2014, 02:19

Altstadt l Sollen Suchschachtungen nach den Resten der alten Ulrichskirche im Stadtzentrum der erste Schritt zu deren Wiederaufbau sein? Um diese Frage gibt es Verwirrung - selbst unter jenen, die für die Grabungen Unterstützung im Stadtrat einfordern. Die FDP-Fraktion gehört nebst CDU/BfM und Grünen dazu. Ihr Vorsitzender Hans-Jörg Schuster stellt klar: "Dass das Kuratorium Ulrichskirche e. V. weitergehende Absichten verfolgt, haben wir erst am 19. Januar erfahren." An diesem Tage haben die Fraktionen eine E-Mail vom Vizevereinschef Uwe Thal erhalten, in deren Anhang sich auch der Fördermittelantrag des Kuratoriums an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz befand. Er habe den "Wiederaufbau als Citykirche" als Ziel - in der Folge von Grabungen auf dem Ulrichplatz. In Kenntnis des Antrages hatte bereits Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) den Suchschachtungen seine Unterstützung verweigert. Schuster stellt auch für die Liberalen klar: Grabungen ja, Wiederaufbau nein. "Davon distanzieren wir uns ausdrücklich. Wir respektieren den Bürgerwillen, der 2011 sehr eindeutig zum Ausdruck gebracht wurde." 2011 hatten 76 Prozent der Magdeburger Wähler in einem Bürgerentscheid den Wiederaufbau der Ulrichskirche abgelehnt.

Am Wochenende meldete sich Tobias Köppe, Vorsitzender des Kuratoriums Ulrichskirche, in der Redaktion zu Wort. Dessen Sprecherin hatte in der Vorwoche erklärt, aktuell seien nur Suchschachtungen auf 20 Quadratmeter Raum geplant. Köppe bestätigt, dass die Grabungen nur der erste Schritt in Richtung Freilegung und Konservierung der alten Kirchenfundamente sein könne. "Gemeinsam möchten wir einen kulturell wertvollen Ort markieren." Fundamente, Grundmauern, Gruft und Bestattungsreste, wie sie am Standort der 1956 gesprengten Ulrichskirche unter der Erde vermutet werden, seien als Kulturdenkmal eingestuft. "Wir meinen, es ist Grund genug, ein Kulturdenkmal zu untersuchen und sichtbar zu machen, wenn man sich für den Titel Kulturhauptstadt 2020 bewerben möchte." Mit Fördermitteln wolle man die Auflagen erfüllen, die der Denkmalschutz selbst an das Projekt stellt: Gestaltungskonzeption, Grabungsvereinbarung, Erhaltung und Pflege. Ohne Fördermittel müssten die Grabungsstellen wieder zugeschüttet werden - was nicht Ziel des Kuratoriums sei, so Köppe. Was den Wiederaufbau betrifft, bestätigt Köppe die Zielsetzung im Förderantrag. Unter öffentlichem und politischem Druck lenkt er ein: "Wir werden den Antrag überarbeiten und die langfristige Zielvorstellung streichen." Köppes Fazit spricht Bände darüber, wie schwer dem Kuratorium der Schritt fällt und dass er nur als Zwischenschritt verstanden wird. "Wir akzeptieren den mehrheitlichen Willen der Bürger, die sich vor drei Jahren gegen den Wiederaufbau der Ulrichskirche entschieden haben. Für die anderen Wähler führen wir unsere Vereinsarbeit enthusiastisch weiter. Bürgerwillen, Mehrheitsverhältnisse und politische Konstellationen können sich in einer Demokratie auch ändern."

Am 20. Februar sind die Grabungen auf dem Ulrichplatz Thema im Stadtrat.