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Kinderhospiz Magdeburg Schmetterlinge auf dem letzten Weg

Seit zwei Jahren begleitet das Kinderhospiz der Pfeifferschen Stiftungen
Betroffene auf ihrem letzten Lebensweg. Eltern und Kinder erhalten hier
Hilfe und Unterstützung.

Von Vanessa Kantz 11.03.2015, 01:21

Cracau l Ein großflächiges Bild eines Baumes ziert den Eingangsbereich des Kinderhospizes. Der Stamm ist breit und verwurzelt, das Laub wuchert konturlos in die Höhe. Farbenprächtige Schmetterlinge aus bunten Fußabdrücken der Kinder schmücken das Bild. Mal haben die Schmetterlinge kleine Flügel von kleinen Füßen, mal etwas größere. Auf jeden Fall sind sie alle einmalig: Einmalig in ihren Farben und einmalig aufgrund der Flügelmuster, die durch die individuellen Fußlinien eines jeden Kindes gegeben wurden. "Dieses Schmetterlings-Ritual hilft, dass wir uns an die Kinder erinnern, die diese Welt verlassen haben. So können wir darüber sprechen", sagt Berit Wallmann, die Leiterin des Kinderhospizes.

Seit März 2013 ist Sachsen-Anhalts einziges Kinderhospiz in Betrieb. Vorsteher Christoph Radbruch, Vorstandsvorsitzender der Pfeifferschen Stiftungen, freut sich, dass das Konzept von betroffenen Eltern und Kindern so gut angenommen wurde. Das Team des Kinderhospizes betreut nicht nur die erkrankten Kinder und Familien vor Ort, sondern sie werden auch ambulant zu Hause begleitet. "Ein wesentlicher Teil der Arbeit ist die Beratung. Familien haben einen Ansprechpartner, der sie sowohl pflegerisch als auch in sozialen Fragen unterstützen kann", sagt Radbruch.

Im vergangenen Jahr standen die Arbeit mit Geschwisterkindern sowie die Weiterentwicklung des palliativen Pflegekonzepts im Vordergrund. Die palliative Pflege zielt nicht auf die Heilung einer bestehenden Grundkrankheit, sondern versucht, die Symptome zu lindern. Hierzu gehört es auch, die Würde der eigenen Möglichkeiten der Kinder zu wahren.

Franziska Höppner, Mitarbeiterin des Sozialdienstes im Hospiz, sagt, dass zudem die Interaktion mit den Eltern sehr wichtig sei. "Zunächst muss ein Vertrauensaufbau in den Probewochen stattfinden. Jede Familie besitzt individuelle Bedürfnisse. Gemeinsam können wir dann Ideen entwickeln und die Eltern entlasten", so Höppner. Gästebucheinträge der Eltern berühren die Sozialdienstleistende sehr: Großer Dank über die Unterstützung und Entlastung finden sich dort wieder.

Probleme sieht Vorsteher Christoph Radbruch vor allem in der Platzkapazität. "Wir sind schlichtweg zu klein", sagt er, "besonders, wenn ein Kind viele Geschwister hat, sind Rückzugsmöglichkeiten nicht immer gegeben." Radbruch sei unglaublich erstaunt und dankbar über die bisher eingegangenen Spenden. Doch im Vergleich zu den Mitteln anderer Hospize in Deutschland, sind die Möglichkeiten hier begrenzter. Trotzdem können und sollen 2016 weitere Raumreserven genutzt und das Hospiz weiter ausgebaut werden.

Schwierig sei auch die psychische Belastung der Pfleger. "Es handelt sich um harte, seelische Arbeit", sagt Radbruch. Das Team des Hospizes setzt sich unter anderem aus Schwestern, Psychologen, Sozialarbeitern und Hauswirtschaftskräften zusammen. Hinzu kommen noch 17 Ehrenamtliche, die eine Ausbildung über den Hospizdienst als Eltern- und Kinderbegleiter absolvierten. Neben Musik- und Kunsttherapien werden tiergestützte Therapien und Besuche eines Klinikclowns angeboten.

Zukünftig sollen ferner die Unterstützung aus der Umgebung ausgebaut und die Zusammenarbeit mit Fachärzten gefördert werden. "Es ist wichtig, das Fachärztliche mit der Pflege zu verbinden. Deswegen bin ich dabei, Ärzte im Hinblick auf die Betreuung in der Finalpflege zu beraten", so Franziska Höppner.

Für Vorsteher Christoph Radbruch ist das fröhliche Ambiente des Kinderhospizes besonders positiv. Beim Betreten fühle er sich, als sei er auf Jugendfreizeit. "Trotz der Anzeichen von Krankheit ist hier Leben. Die Kinder toben, sind frech", sagt er, "es ist in der Unnormalität trotzdem normal. Dieses Klima herzustellen, ist das Schönste."