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Schrill und bunt: Gipfeltreffen der Manga-Fans

Von Martin Rieß 12.08.2012, 21:34

Mister Nuts ist das Maskottchen der Magdeburger Contaku 2012. Er und andere Mangas standen im Mittelpunkt des Treffens von Fans für Fans im Moritzhof.

Neue Neustadt l Japanische Comics - auch als Manga bekannt - haben am Wochenende das Bild im Moritzhof bestimmt: Rund 300 Besucher kamen zu den beiden Tagen unter dem Titel Contaku. Eine der Hauptorganisatorinnen ist Anna Weinreich. Sie erklärt, worum es geht: "Japanische Comics sind eine Welt für sich. Und es gibt sie in den unterschiedlichsten Varianten - für Kinder und für Erwachsene."

Das Treffen - organisiert von einem losen Zusammenschluss von Fans - bietet nicht allein die Möglichkeit zum Austausch untereinander. "Ein Höhepunkt ist auf jeden Fall der Cosplay-Wettbewerb. An diesem können alle, die wollen teilnehmen", sagt Anna Weinreich. Das ist auch ein Grund dafür, warum viele der Besucher im für Außenstehende teils recht schrill erscheinenden Outfit erschienen sind. Im Stil der japanischen Comics bringen sie kleine Stücke auf die Bühne. In diesem Jahr haben Jennifer Lauterbach und Maria Pietschmann aus Leipzig gewonnen.

Um wie sie auf der Bühne Erfolg zu haben, bedarf es allerdings einiger Vorbereitung: Das passende Outfit muss entworfen, Kostüme geschneidert, eine Geschichte entwickelt werden. Hilfreich dazu sind viele der Workshops. Neben denen zur Fotografie und zum Ikebana - der japanischen Blumensteckkunst - finden sich darunter nämlich solche zum Perückenstylen, zum Make-up, zum Auftritt und zu den Kostümen. Es gibt sogar einen Nähmaschinenkurs.

Kurz nach 18 Uhr hat am Sonnabend beispielsweise Stephanie Koch ihre Schüler um sich versammelt. Sie hat ihr Notebook aufgeklappt und zeichnet an diesem behutsam eines der typischen Wesen aus der Welt der japanischen Comics. "Es ist wichtig, sich schon für den Entwurf genügend Zeit zu nehmen", erläutert sie. Derweil im großen Saal des Moritzhofs: die Versteigerung. Auf einen Gewinn haben es die Ehrenamtler nicht abgesehen - deshalb gehen hier auch keine großen Geldbeträge über den Tisch. Umso origineller das Angebot, was da gehandelt wird: Menschen. Um genau zu sein: Im Manga-Stil hergerichtete Menschen. Einige der Kostümierten haben sich hergegeben, um für ein paar Euro dem Ersteigerer für eine Stunde zur Verfügung zu stehen - um gemeinsam ein Stück Kuchen aus dem für diesen Tag eröffneten Maid-Café zu verzehren, vielleicht auch für ein paar gemeinsame Fotos. Besonders begehrt sind deshalb natürlich die besonders bunt hergerichteten Modelle.

Auf der Bühne hält Anne Gebauer als Bühnen-Organisatorin die Fäden in der Hand. Im wirklichen Leben abseits des kunterbunten Manga-Universums ist sie Kinderpflegerin, absolviert derzeit eine Ausbildung zur Erzieherin und möchte sich im Anschluss eventuell mit einem sozial-pädagogischen Studium auf die Arbeit mit behinderten Menschen konzentrieren. Heute ist die 22-Jährige mit einem kräftigen Blauton und in Streifen in eine andere Rolle geschlüpft und ruft von der Bühne: "Jetzt ist mein Freund an der Reihe! Er hat euch heute im Maid-Café so schön versorgt - das sollte euch ein paar Euro wert sein!"Ihr Freund - das ist Sebastian Post. Schwarz-weiß gekleidet ist der 24-Jährige - und froh, wieder Turnschuhe an den Füßen zu tragen. "Die sind einfach bequemer als die feinen Lederschuhe", sagt der junge Mann. Er, der vor wenigen Tagen im wirklichen Leben seine Ausbildung als Trockenbau-Monteur abgeschlossen hat, hat den ganzen Tag über in eben jenem Maid-Café gemeinsam mit zwei Kolleginnen gearbeitet. In diesem wird nicht nur der von den Organisatoren gebackene Kuchen serviert - ganz den japanischen Sitten entsprechend gibt es den besonderen Service: Wer möchte, kann sich füttern lassen oder mit den herausgeputzten Mitarbeitern Fotos machen.Überhaupt: Das Fotografieren steht hoch im Kurs. In einem benachbarten Raum können sich Besucher vor einer Leinwand wie im professionellen Studio ablichten lassen. Klar - die Kostümierung ist eine aufwendige Sache, an die man sich später noch erinnern möchte.

Anna Wein­reich ist zufrieden. Die Studentin der Universität schätzt, dass rund die Hälfte der Besucher von außerhalb gekommen ist: Die Manga-Fans sind mobil. Während Magdeburg sich als Lokalität für die Contaku und damit für eine eher kleine Veranstaltung einen Namen gemacht habe, steht für viele der Mitorganisatoren und Besucher fest, dass sie auch bei den großen Treffen der Manga-Fans in Berlin und Kassel mit von der Partie sein werden.

Die Contaku hat in diesem Jahr übrigens zum vierten Mal stattgefunden. In den vergangenen Jahren waren die inzwischen geschlossene Jugendfreizeitstätte an der Mittelstraße auf dem Werder und der ehemalige Fruchthof an der Leiterstraße Veranstaltungsorte. Bereits in den Jahren zuvor gab es aber kleinere Vorgängerveranstaltungen. Und einen weiteren öffentlichen Auftritt haben die Magdeburger Manga-Freunde im Frühjahr im Elbauenpark: Den passenden Rahmen bietet Hanami - das japanische Kirschblütenfest. Wichtiger Anlaufpunkt für Liebhaber der japanischen Comics ist das Comic-Kombinat - welches auch die Contaku unterstützt hat.