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Sachsen-Anhalts Regierung empfiehlt, für Krisen Vorräte anzulegen Überlebensmittel: Konserven für die Katastrophe

Von Miriam Otto und Christina Stapel 23.08.2013, 01:12

Magdeburg l Wie viele Lebensmittel braucht eine Familie zum Überleben, wenn draußen das Chaos tobt? Die Volontärinnen Miriam Otto und Christina Stapel haben für den Notfall eingekauft - und brachten drei Einkaufswagen an die Belastungsgrenze.

72 Flaschen Mineralwasser, 16 Pakete Knäckebrot, acht Dosen Kalbsleberwurst. Nein, das ist kein Einkauf für eine Familienfeier, sondern der Vorrat an Lebensmitteln, den man in Krisenzeiten zu Hause haben sollte - empfohlen vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt in Sachsen-Anhalt. Zwar hält der Staat im Rahmen der "Ernährungsnotfallvorsorge" Grundnahrungsmittel bereit, um Versorgungsengpässe zu überbrücken. Doch sollten private Reserven den Vorrat ergänzen, heißt es auf der Internetseite.

Was jeder Einzelne tun kann, ist wiederum auf den Seiten des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz beschrieben. Unter ernaehrungsvorsorge.de" gibt es einen Vorratskalkulator. Er berechnet kostenlos, mit wie vielen Lebensmitteln man sich eindecken muss, um für Naturkatastrophen wie etwa das Elbe-Hochwasser im Juni gewappnet zu sein. Allein 14,4 Kilogramm Obst bräuchte zum Beispiel eine vierköpfige Familie, um im Katastrophenfall zwei Wochen über die Runden zu kommen.

"Ist der Krieg ausgebrochen?"

Wir wollen es genauer wissen und fahren für einen Testkauf zum nächstgelegenen Supermarkt. Mit dabei: Eine schier endlose Einkaufsliste und Taschenrechner. Denn Angaben wie Bockwürstchen im Glas "1,2 Kilogramm Abtropfgewicht" lassen ahnen, dass es gleich kompliziert wird. Noch sind unsere zwei Einkaufswagen leer - und wir entspannt. Doch schon beim ersten Stopp wuchten wir schwere Konservendosen und Gläser mit Mischgemüse, Bohnen, Stangenspargel in die Wagen. Berge an Brot, haufenweise Haferflocken, tütenweise Nüsse und Rosinen kommen obendrauf.

Bei 112 Litern Wasser, zwölf Sechserpacks, geraten wir endgültig ins Schwitzen. Ein dritter Einkaufswagen muss her. Immer schwerer wird es jetzt, die Wagen unfallfrei um die Regale zu schieben. Die anderen Supermarktkunden sind irritiert: "Ist der Krieg ausgebrochen?"

Unsere voll beladenen Einkaufsroller gleichen jedenfalls einem Schlachtfeld. Schattenmorellen-Gläser klirren aneinander, Eier und Bananen drohen von umkippenden Konserven zerdrückt zu werden.

Bis alle Lebensmittel gefunden und in die Einkaufswagen verstaut worden sind, ist mehr als eine Stunde vergangen. "Stellen Sie sich lieber bei meiner Kollegin an", rät die Kassiererin den ungeduldigen Kunden hinter uns lächelnd. "Das kann hier eine Weile dauern." Nach 20 Minuten stehen 146 Posten auf dem Bon. Knapp 380 Euro kostet das beruhigende Gefühl, für einen möglichen Notfall gerüstet zu sein - und eine Menge Nerven.

Grundsätzlich rät die Regierung allen Haushalten, einen Vorrat für 14 Tage anzulegen und diesen regelmäßig zu kontrollieren und aufzufüllen. Bei Vorratseinkäufen bietet es sich an, auf Sonderangebote zu achten, rät Jeanette Tandel vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt in Sachsen-Anhalt.

"Schokolade kann madig werden"

Aber wie soll man mit schnell verderblichen Lebensmitteln wie Bananen, Käse, Eiern und Vollkornbrot langfristig planen? Die stehen neben Konserven und Gläsern schließlich auch auf der Liste. Äpfel, Birnen, Möhren und Kohl seien schon vor der Erfindung von Tiefkühltruhe und Kühlschrank den ganzen Winter über gelagert worden, klärt Tandel auf. Solche Vorräte könnten im Katastrophenfall entscheidend sein, wenn der Strom und damit die Kühlgeräte ausfallen. Das erklärt auch, warum wir Konserven statt Tiefkühlkost kaufen sollten.

Und was ist eigentlich mit Süßigkeiten? Die fehlen auf der Liste komplett. "Viele Riegel enthalten Milch und sind nicht sehr lange haltbar. Selbst Schokolade kann bei Hitze oder zu langer Lagerung madig werden." In Krisenzeiten müssen Zucker, Nüsse und Trockenfrüchte als Ersatz herhalten. Das wird nicht jedem schmecken. Auch Fleisch oder Rote Beete mag nicht jeder. Darum rät das Ministerium, auf die individuellen Bedürfnisse der Familienmitglieder zu achten. Ob die sich über Schränke voller Corned Beef und Ölsardinen freuen? Und ob die Haushaltskasse solche Hamstereinkäufe überhaupt hergibt?

Eines ist sicher: Engpässe in der Lebensmittelversorgung drohen derzeit nicht, wie das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt betont.