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Spielsucht Junge Sachsen-Anhalter in Spiellaune

Von Elisa Sowieja und Andreas Stein 20.02.2014, 01:18

Berlin/Magdeburg l Spaß, Nervenkitzel, die Vorfreude auf Gewinne - beinahe jeder zweite Deutsche nimmt regelmäßig an Glücksspielen teil, ein Drittel der Bürger gibt für die vage Hoffnung auf den Jackpot zwischen zehn und 50 Euro im Monat aus. Doch die Freude am Spiel lässt nach, wie eine repräsentative Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigt.

40,2 Prozent der rund 11500 Befragten haben im Jahr zuvor mindestens ein Glücksspiel gespielt. 2007 waren es noch 55 Prozent gewesen. Spieler verloren haben vor allem Klassenlotterien, die Glücksspirale und Toto, aber auch das beliebte Lotto "6 aus 49". Dagegen steigt die Zahl der Geldautomaten-Fans: Jeder Vierte in der Altersgruppe 18 bis 20 wagt hier ein Spiel.

In Sachsen-Anhalt ist von mangelnder Spiellaune wenig zu spüren. So gaben die Lottospieler im Land 2013 rund 178 Millionen Euro für das Glücksspiel aus - 11 Prozent mehr als 2012. Und die 32 Beratungsstellen für Glücksspielsüchtige verzeichnen seit Jahren einen steigenden Zulauf. 2012 suchten 335 Menschen Hilfe - mehr als zweimal so viel wie fünf Jahre zuvor.

"Viele Spielhallenbetreiber schließen Süchtige nicht vom Spielen aus."

Allerdings: "Das bedeutet nicht, dass sich auch die Zahl der Abhängigen verdoppelt hat", sagt Sandra Rust von der Landeskoordinationsstelle Glücksspielsucht. "Wir vermuten, dass ein größerer Anteil der Süchtigen Hilfe sucht." Denn durch Aktionstage und Co. würden immer mehr Menschen erreicht. Zudem sei die Zahl der Sprechstunden in den Beratungsstellen in Magdeburg und Halle aufgestockt worden, um mehr Menschen helfen zu können.

Laut einer bundesweiten Studie liegt die Zahl der Spielsüchtigen für Sachsen-Anhalt hochgerechnet bei rund 15000. Die meisten Abhängigen sind Automatenspieler. Zuletzt machten sie 285 der 335 Hilfesuchenden aus. Besonders besorgniserregend: 138 von ihnen waren zwischen 18 und 35 Jahre alt. "Einige sind sogar minderjährig", berichtet Rust.

Den Hauptgrund für die wachsende Zahl an Abhängigigen sieht die Expertin im Verhalten von Spielhallenbetreibern: "Viele schicken Süchtige weder zu Beratungsstellen noch schließen sie sie vom Spielen aus." Ein Problem seien auch Onlinespiele. Sie könnten dazu verleiten, mit dem Automatenspiel zu beginnen. Außerdem mahnt Rust die Gestaltung der blinkenden Geräte an. "Sie zeigen meist statt Geldbeträgen Punkte an. Das kann schnell die Hemmschwelle senken."

Das Land geht gegen das Suchtproblem mit einem verschärften Spielhallengesetz vor, das seit 2012 gilt. Darin sind zum Beispiel für Personal Schulungen bei der Indus- trie- und Handelskammer vorgeschrieben, wo die Spielhallenmitarbeiter lernen, wie sie auffällige Spieler angemessen ansprechen. Bisher wurden aber nur rund 40 Personen geschult. Denn es ging erst im Herbst 2013 los, da die Empfehlungen des Landes dazu nicht früher fertig waren.