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Vernichtung von Vermögen Keine Zinsen mehr fürs Ersparte

Für Sparer werden die Zeiten noch schlechter. Wenn die EZB den Leitzins heute nahe null senkt, gibt es auf den Konten fast nichts mehr fürs Geld. Die Stiftung Warentest rät, Festgeld bei Direktbanken anzulegen, die noch 1,5 bis 2 Prozent Zinsen zahlen.

Von Jens Schmidt und Matthias Stoffregen 05.06.2014, 01:16

Magdeburg l Finanzexperten gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) am heutigen Donnerstag wegen schwacher Wirtschaftsdaten erneut eine Zinssenkung verkündet. "Wir rechnen damit, dass der Leitzins von 0,25 auf 0,1 Prozent sinkt", sagte NordLB-Chefvolkswirt Torsten Windel der Volksstimme.

Zu diesem Zinssatz borgen sich die Banken das Geld bei der EZB. Für den Kunden heißt das: Die Sparzinsen auf Tagesgeldkonten rauschen gegen null. Es könnte sogar noch schlimmer kommen, wenn die Zinsen ins Negative drehen. Das hieße: Kunden müssten auf ihre Einlagen sogar noch Geld zahlen anstatt Zinsen zu bekommen.

Experten glauben aber nicht, dass es so weit kommt. "Die Banken werden davor zurückscheuen, von ihren Kunden Negativzinsen zu verlangen." Die Magdeburger Commerzbank hat das gestern schon ausgeschlossen. Windel hält es aber für möglich, dass Banken ihre Kontogebühren erhöhen. "Die würden sich dann wie Negativzinsen auswirken."

Erleichtert wird die Lage etwas durch die niedrige Inflation von etwa 0,5 Prozent. Dennoch frisst die Teuerung das Ersparte auf vielen Konten auf. Gibt es noch Alternativen? Ja, sagt die Stiftung Warentest in Berlin. Die Finanzfachleute dort rechnen damit, dass die besten Direktbanken auch nach der erneuten Zinssenkung noch 1,5 bis 1,6 Prozent für einjähriges Festgeld bieten. Gestern lag der Spitzensatz bei 1,7 Prozent. "Für dreijährige Anlagen dürfte auch künftig eine Zwei vor dem Komma möglich sein", sagte Finanztester Uwe Döhler.

Die aktuellen Zinsen sind im Internet auf der Seite der Stiftung Warentest abrufbar. Die Experten empfehlen nur Banken aus finanzstarken Ländern und mit einer Absicherung bis 100.000 Euro. Dazu zählen vor allem deutsche, niederländische und österreichische Institute. Döhler rät, sich schnell zu entscheiden. Denn: Ehe alle Häuser auf die EZB reagieren, kann es ein paar Tage dauern. Wer heute für zwei Jahre fest anlegt, hat sich den vereinbarten Zinssatz auch für zwei Jahre gesichert.

Schub für die Wirtschaft

Zwei bis drei Monatsgehälter sollten für Notfälle aber auf dem Tagesgeldkonto bleiben, rät Döhler. Trotz mickrigster Zinsen. "Denn noch teurer würde es, wenn man wegen eines neuen Kühlschranks einen Kredit aufnehmen muss."

Banker gehen davon aus, dass die EZB vor allem wegen des europaweit schwachen Wachstums die Zinsen senken will. Banken sollen dadurch einen Anreiz erhalten, Geld in die Wirtschaft zu pumpen anstatt es bei der EZB auf die hohe Kante zu legen. "Niedrigere Zinsen könnten auch dazu führen, dass der Euro an Wert verliert und die Wirtschaft dadurch mehr Waren ins Ausland exportieren kann", so Windel.

Kritik an der Nullzinspolitik übte hingegen Deutschlands oberster Sparkassen-Chef Georg Fahrenschon. "Dauerhaft niedrige Zinsen - das beschädigt die Sparkultur und vernichtet Vermögenswerte." Die EZB müsse erkennen, dass sie mit ihrer Politik des billigen Geldes am Ende ihrer Möglichkeiten angekommen sei. Seiten 4 und 6