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Rettung für Schulen Minister stoppt Anhebung der Mindestschülerzahl

Dutzende Dorfschulen in Sachsen-Anhalt können aufatmen: Trotz sinkender Schülerzahlen werden sie diesen Sommer überleben. Flüchtlingskinder könnten die Lage zusätzlich entspannen, hofft der Kultusminister.

Von Hagen Eichler 12.06.2015, 03:12

Magdeburg l Voraussichtlich fünf Grundschulen werden zum Ende dieses Schuljahres geschlossen. Das hat das Landesschulamt jetzt angekündigt. Damit ist die Welle der Schulschließungen fast abgeebbt: Vor einem Jahr mussten noch 31 Schulen aufgeben.

Ursache der Entwicklung ist ein Kurswechsel von Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD). Nach erheblichem Druck von Eltern und aus den Regierungsfraktionen hatte er im vergangenen Herbst zugesichert, dass auch kleine Schulen bestehen bleiben können. Dafür kassierte er die Anhebung der Mindestschülerzahl von 60 auf 80 Kinder, die er zuvor auf den Weg gebracht hatte. "Das führt dazu, dass etwa 30 kleine Schulen die Anforderungen erfüllen und vorerst nicht schließen müssen", konstatiert Torsten Klieme, Leiter des Landesschulamts in Halle.

Definitiv zu klein werden in diesem Sommer vier selbstständige Schulen und eine Außenstelle. Besonders drastisch ist der Schülermangel in Schköna (Landkreis Wittenberg): Nach den Sommerferien wären nur noch 19 Kinder übrig. Rechnerisch stünden weniger als zwei Lehrkräfte zur Verfügung - damit lassen sich aber gar nicht alle Fächer abdecken. "So etwas ist organisatorisch nicht zu leisten", betont Klieme.

In Schköna sowie in Neu Königsaue (Salzlandkreis) haben sich die Kommunalpolitiker damit abgefunden, dass die verbliebenen Kinder im nächsten Schuljahr auf Nachbarschulen aufgeteilt werden.

Hartnäckiger Widerstand

In Angern und Estedt hingegen gibt es hartnäckigen Widerstand. Ein letzter Antrag, Estedt aufzugeben, ist im Stadtrat von Gardelegen mit 17:17 Stimmen gescheitert. Bürgermeister Konrad Fuchs (SPD) weiß, dass das Handeln der Stadträte gegen das Recht verstößt, hat aber keine Handhabe. Er erwartet, dass anstelle der Kommune nun das Landesschulamt eine Entscheidung trifft.

Als letzte Möglichkeit bleibt der Behörde, die Lehrer abzuziehen und so die Schließung durch die Hintertür zu verfügen. Amtsleiter Klieme will sich noch nicht festlegen: "Wir wollen aber alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um zu erreichen, dass sich der Schulträger verantwortlich verhält."

Kultusminister Dorgerloh erklärte den "mancherorts schmerzhaften" Grundschul-Abbau für abgeschlossen. "Die Versäumnisse der vergangenen Wahlperiode sind abgearbeitet, wir haben die Voraussetzungen für ein stabiles Schulnetz geschaffen", sagte er der Volksstimme. Mit den erwarteten Flüchtlingskindern, so Dorgerloh, ließe sich möglicherweise mancher Schulstandort noch weiter stabilisieren.