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Übernahmekampf "Der Ball liegt bei Potash"

15.07.2015, 00:57

Magdeburg l In Sachsen-Anhalt arbeiten mehr als 2000 Menschen für den Düngemittelkonzern K+S. An den Standorten Bernburg (Salzlandkreis) und Zielitz (Landkreis Börde) werden seit Jahrzehnten Salze abgebaut. Im Interview mit Volksstimme-Reporter Dominik Bath erklärt Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) wie er im Übernahmekampf zwischen K+S und dem kanadischen Konkurrenten Potash die Interessen des Bundeslandes vertreten will.

Volksstimme: Herr Haseloff, warum will die Landesregierung eine Übernahme von K+S durch Potash verhindern?
Reiner Haseloff: Richtig ist, dass wir eine Übernahme gegen den Willen von K+S verhindern wollen. K+S ist ein gesundes Unternehmen und auf dem Weltmarkt absolut konkurrenzfähig. Die Standorte in Sachsen-Anhalt und ihre Beschäftigten tragen erheblich dazu bei. Nach einer möglichen Übernahme stehen Standorte und Arbeitsplätze auf dem Prüfstand. Als Landesregierung wollen wir vorher deutlich sagen: der Salz- und Kalibergbau in Sachsen-Anhalt hat eine lange Tradition und muss im Land fortgeführt werden.

Welche Bedeutung haben das Kalisalzwerk Zielitz und das Steinsalzwerk in Bernburg für das Land?

Beide Standorte sind unglaublich wichtig für die Wirtschaft in ihren Regionen. Jeder Industriearbeitsplatz in den Werken bringt etwa drei Jobs bei Unternehmen in den umliegenden Landkreisen. Hinzu kommen die Gewerbesteuereinnahmen, die nicht unerheblich sind. Zielitz und die anderen Orte hatten in den vergangenen Jahren stets Einnahmen im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.

Zusammen mit ihrem hessischen Amtskollegen Volker Bouffier (CDU) haben Sie sich auf eine gemeinsame Strategie verständigt, um alles für den Erhalt des Unternehmens K+S zu tun. Was können Sie tun?

Wir haben als Landesregierung mit unseren hessischen Kollegen sowohl inhaltlich als auch terminlich ein Aktionsschema aufgestellt. Mehr kann ich aus taktischen Gründen derzeit dazu nicht sagen. Unsere Zusammenarbeit ist aber zunächst ein gutes Zeichen. Wir sind vorbereitet. Aber derzeit wissen wir nicht, was als Nächstes passiert. Der Ball liegt bei Potash.

Der Einfluss der Politik auf Unternehmens- und Übernahmeentscheidungen ist durch Gesetze allerdings begrenzt. Wie wollen Sie die Interessen des Landes durchsetzen?

Es ist uns bewusst, dass wir als Landesregierung dabei Grenzen haben. Aber wir haben eine strategische Position, die man nicht kleinreden darf. Erstens sind einige Fördermittel an bestimmte Zusagen, was Arbeitsplätze angeht, noch auf Jahre gebunden. Die verfallen auch nach einer möglichen Übernahme nicht. Zweitens haben wir, was den Abbau von Rohstoffen aus den Salzbergwerken im Land betrifft, einen geltenden Rechtsrahmen, der in anderen Ländern so nicht existiert, aber für Unternehmen sehr wichtig ist. Durch die nach der Wiedervereinigung geflossenen Fördermittel zählen die Anlagen der Standorte Bernburg und Zielitz zudem zu den modernsten weltweit.

Weltweit steigern Landwirte ihre Erträge auch mit Düngern aus Zielitz. Die Nachfrage dürfte angesichts des globalen Bevölkerungswachstums weiter steigen. Stimmt Sie das zuversichtlich, was den Erhalt des Standortes angeht?

Ja, denn in einigen Jahren werden neun Milliarden Menschen auf unserer Welt leben. Wir müssen uns fragen, wie wir unsere Ressourcen effektiver als bisher nutzen, um die wachsende Bevölkerung ernähren zu können. Düngemittel sind dabei ein wichtiger Faktor. Wenn man das weiß, ist unser Kalivorkommen ein entscheidendes, strategisches Pfund.

Was unternehmen Sie, sollte Potash tatsächlich K+S übernehmen?

Wir werden gegenüber der Konzernleitung so schnell wie möglich die Bedeutsamkeit der Standorte zum Ausdruck bringen. Dazu gehört auch, dass wir die Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen und so klar fordern, dass weiter investiert wird. Denn die Standorte in der derzeitigen Eigentümerstruktur hätten sich weiterentwickelt. Dort wird an hochinnovativen Produkten geforscht und nicht nur Kali und Salz abgebaut. Mittlerweile werden sogar Spezialprodukte in Lebensmittelqualität hergestellt.

Können Sie ausschließen, dass das Verhältnis mit Potash bereits von vornherein belastet ist, weil sich die Landesregierung auf die Seite von K+S geschlagen hat?

Wir sind daran interessiert, mit jedem Eigentümer ein gutes Verhältnis aufzubauen. Aber es muss von Anfang an klar sein, dass wir großes Interesse daran haben, Standorte, Betriebsstätten und Arbeitsplätze zu sichern. Das ist unsere Aufgabe als Landesregierung.