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Zwei Drittel der Oberstufenschüler kommen mit Durchschnittsnote nicht über eine Vier hinaus Lehrer: Mathematik-Abiturprüfung beginnt mit zu schweren Aufgaben

Von Philipp Hoffmann 10.02.2011, 04:28

Magdeburg. Ist das Mathematik-Abitur in Sachsen-Anhalt zu schwer? Wer auf die Ergebnisse seit 2005 – seither ist Mathematik ein verbindliches Prüfungsfach für alle Abiturienten – blickt, kann diesen Eindruck gewinnen. Die Durchschnittsnote war nie besser als eine 3, im Grundkursniveau – ausgenommen 2009 – sogar nie besser als eine 4. Es gibt Schüler, die trotz insgesamt guter Noten wegen Mathematik durch das Abitur rasseln, weil sie die erforderliche glatte 5 nicht schaffen.

Einen Mathe-Lehrer aus dem Harzkreis verwundert das nicht. Seiner Ansicht nach steigen die Abitur-Klausuren in Mathe auf einem viel zu hohen Niveau ein. In Leistungsüberprüfungen sei es üblich, den Schwierigkeitsgrad von Aufgabe zu Aufgabe zu steigern. In Mathe hingegen gehe es gleich mit einer schwierigen Parameterfunktion los, mit der weniger mathematikbegabte Schüler überfordert seien.

In der Oberstufe wird in Sachsen-Anhalt nicht mehr in Grund- und Leistungskurse unterschieden, aber in unterschiedlichen Niveaus geprüft. Der Unterricht sei so angelegt, dass Schüler die schriftlichen Prüfungen sowohl auf grundlegendem als auch auf erhöhtem Niveau absolvieren könnten, heißt es dazu aus dem Kultusministerium. In Mathematik wähle ein Drittel der Schüler die höhere, doppelt gewichtete Stufe.

Während Bildungsstaatssekretär Winfried Willems (CDU) das Modell der starken Kursdifferenzierung als bundesweit "längst überholt" ansieht, herrscht unter Fachlehrern Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Regelung, weil sich so zu wenig differenzieren lasse. Bemängelt wird auch, dass sich die Mathe-Prüfungen in Grundkurs- und Leistungskursniveau kaum unterschieden. Es fehle an Aufgaben, die Schüler relativ leicht lösen könnten.

Der Präsident des für die Abituraufgaben zuständigen Landesinstituts für Schulqualität und Lehrerbildung (LISA), Siegfried Eisenmann, sieht dies anders. Die Aufgaben seien "angemessen". Das Abitur müsse ein "Abbild des Unterrichts" sein, so Eisenmann, und das sei es auch: "Die Niveaus sind näher aneinander als früher, aber die Schüler ebenfalls."

Ob das Mathe-Abitur in Sachsen-Anhalt schwer ist, lässt sich aus Sicht des LISA-Präsidenten nicht objektiv beurteilen. In anderen Ländern, etwa Sachsen, fielen die Noten aber auch nicht besser aus.

Schüler aus Hettstedt hatten jüngst Mathematik als für alle verbindliches Prüfungsfach infrage gestellt. Auch der Lehrer aus dem Harzkreis erkennt "keinen vernünftigen Grund" für die Verbindlichkeit. Ihn wundert es zudem, dass in der Mathe-Prüfung alle in der Oberstufe behandelten Themen geprüft werden und die Schüler nicht wie in anderen Fächern aus verschiedenen Themen auswählen können.

Eisenmann zufolge steht in den nächsten Jahren eine bundesweite Reform des Abiturs an. Die Länder ließen derzeit Bildungsstandards für die Abiturprüfungen erarbeiten, wie sie es schon für den mittleren Schulabschluss gibt. Die Standards sollen festlegen, was ein Abiturient in welchem Fach können muss.Meinung