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16. Januar 1945 Magdeburg und Zweiter Weltkrieg: Leid, Schäden, Identitätsverlust

Unermessliches Leid, Milliardenschäden, Identitätsverlust. Die Stadt verliert im Krieg einen Großteil ihres historischen Kerns - eine unendliche Liste der zerstörten Zivilisationsgüter.

Aktualisiert: 26.4.2021, 11:07
Magdeburg nach 16. Januar 1945 Krieg Zerstörung 
Magdeburg nach 16. Januar 1945 Krieg Zerstörung  Pieck

Altstadt (kai). Die allermeisten Fakten über den Todestag der Innenstadt vor 70 Jahren sind bekannt. Sie machen immer wieder betroffen. Magdeburg ruft sie mit jedem alljährlichen Gedenktag in Erinnerung - wider das Vergessen. Der Krieg war nach Deutschland, seinen Ausgangspunkt, zurückgekehrt, hatte unermessliches Leid gebracht. Die Zahl der Toten vom 16. Januar kann nur geschätzt werden, sie liegt zwischen 2000 und 2500, geben Historiker an. Die Innenstadt wird an dem Abend zu 90 Prozent ausgelöscht.

Auf rund 1,3 Milliarden Mark werden die gesamten Kriegsschäden beziffert. Hinter der nüchternen Zahl verbirgt sich eine bestürzend lange Liste mit 196 zerstörten öffentlichen Gebäuden; 23 Schulen, 13 Hotels, 21 Kinos, drei Theater, drei Museen, 14 Krankenhäuser bzw. Kliniken, 34 Warenhäuser.

Nicht mehr existent oder schwer getroffen sind im Verlauf des Krieges unter anderem die Barockbauten auf dem Breiten Weg, 15 Sakralbauten, darunter sieben Altstadtkirchen, des Weiteren über 2500 kleinere Geschäfte und Handwerksbetriebe sowie 130 Fabrikanlagen. Die Wirtschaft ist außer Funktion, sämtliche Elbbrücken sind gesprengt, das Verkehrsnetz funktioniert nicht mehr.

Von den 106.733 Wohnungen sind 40.674 vollständig vernichtet, 34.000 beschädigt. Fast 70 Prozent des gesamten Wohnraumes ist somit nicht mehr bewohnbar. Die reguläre Einwohnerzahl fällt auf 90.000. Vor dem Krieg bewohnten die blühende Stadt 336.000 Menschen. Einst weithin bekannt als Metropole Mitteldeutschlands, ist sie nun streckenweise ein einziges Trümmerfeld. 60.000 evakuierte Magdeburger warten außerhalb auf Unterkunft in der Heimatstadt.

Die seelische Not ist groß. Nicht wenige halten die Situation angesichts von Hunger und Kälte für hoffnungslos. Die Stadt steht im Zerstörungsgrad an vorderer Stelle unter den deutschen Großstädten, auf jeden Einwohner (vor dem Krieg) kommen 20 Kubikmeter Trümmermasse. Am 19. Mai wird die Wende mit der organisierten Enttrümmerung eingeleitet.