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Ursula Caberta befürchtet, dass TV-Pfarrer Jürgen Fliege Wunderheiler hoffähig macht Esoterik-Debatte: Promis im Visier von Sektenexpertin

11.08.2011, 04:28

Sekten-Expertin Ursula Caberta meldet sich wieder zu Wort: Im Vorfeld ihres neuen Werkes "Schwarzbuch Esoterik" hatte sie durchsickern lassen, dass TV-Pfarrer Jürgen Fliege in ihr Visier geraten sei. Auch gegen andere Prominente holt Caberta zum anti-esoterischen Rundumschlag aus.

Hamburg (dapd/epd/dpa). Neben ihrem Kampf gegen Scientology wendet sich die Hamburger Scientology-Expertin Ursula Caberta jetzt der Esoterik-Szene zu. Diese habe sich in den vergangenen 20 Jahren "massiv" verändert, Orientierungslosigkeit in einer sich verändernden Welt oder Angst vor der persönlichen Zukunft könnten in verhängnisvolle Angebote der Szene führen, schreibt Caberta in dem 189-seitigen Buch.

"Schwarzbuch Esoterik" wird Diskussionen auslösen, das weiß auch Cabertas Unterstützer, Hamburgs Innensenator Michael Neumann (SPD). Das Buch sei "ein kräftiger Aufschlag" und "eine Provokation", die notwendig sei, sagte er bei der Präsentation.

Caberta erhofft sich eine breite gesellschaftliche Debatte. So müsse Esoterik als antidemokratisches Phänomen diskutiert werden, ehe die ersten Opfer zu beklagen seien. Dabei wünscht sich Caberta von den beiden christlichen Kirchen hierzulande eine klare Abgrenzung von der Branche.

Esoterikmarkt: Umsatz von 20 Milliarden Euro

Insbesondere das Internet ist Caberta zufolge zum "spirituellen Supermarkt" geworden, in dem "selbsternannte Wunderheiler und Seelenfänger" immer öfter ihr Unwesen trieben. Der Esoterikmarkt macht Schätzungen zufolge etwa 20 Milliarden Umsatz pro Jahr. Noch vor fünf Jahren seien es sechs Milliarden Euro gewesen, sagt Caberta.

Als ein Beispiel nennt sie den TV-Pfarrer Fliege, der mit seinem gleichnamigen Format von 1994 bis 2005 in der ARD talkte. Fliege stehe symptomatisch für die gefährliche Entwicklung des Esoterikmarkts zu einer Mischung aus käuflicher Spiritualität und Ideologie. Er sei ein evangelischer Pastor, der zum Esoteriker mutiere, keine Hemmungen mehr habe und mittlerweile sein "komisches Weihwässerchen" verkaufe.

"Flieges Segen kostet nichts", kontert der nun den Vorwurf, ein schlichtes Heilwasser auf seiner Internetseite für 39,95 Euro anzubieten. Es handele sich um ein auf dem Markt längst erhältliches Produkt in homöopathischer Tradition. In einem vorab veröffentlichten Interview der "Evangelischen Zeitung" sagte Fliege außerdem, dass er trotz der "vernichtenden Anschuldigungen im Dialog" bleiben wolle.

Produziert Kerkeling Esoterik-Opfer?

Ein Dorn in Cabertas Auge ist auch Nena. Zwar sei die Sängerin nie in einer Sekte gewesen. "Aber durch ihre spirituellen Höhenflüge ist sie ein wunderbarer Aufhänger für die gesamte käufliche Spiritualitätsbranche", kritisiert Caberta.

Auch Hape Kerkeling nennt die 61-jährige Caberta als Beispiel. Sie liebe den Entertainer, aber wenn er sich auf den Jakobsweg mache, Erfahrungen sammle und anschließend behaupte, er sei "ein Buddhist mit christlichem Überbau", müsse er sich fragen lassen, wie viele neue Opfer er damit für esoterischen Welt produziere.

"Schwarzbuch Esoterik" erscheint im Gütersloher Verlagshaus und kostet 17,99 Euro.