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SLK: Die Woche im ganzen Salzland Wie die Grundsteuer für eine Gartenlaube in Bernburg zu besonders grobem Unfug wird

Ein CSD hinterlässt Spuren, ein Camping-Streit geht weiter und immer weiter, ein toller Radweg kann gar nicht teuer genug sein - und was sonst noch wichtig war in dieser Woche im Salzlandkreis.

03.05.2025, 08:35
Frank Klemmer ist Leiter des Regiodesks Salzland, zu dem die MZ-Lokalredaktionen in Aschersleben und Bernburg sowie die der Volksstimme in Staßfurt und Schönebeck gehören.
Frank Klemmer ist Leiter des Regiodesks Salzland, zu dem die MZ-Lokalredaktionen in Aschersleben und Bernburg sowie die der Volksstimme in Staßfurt und Schönebeck gehören. (Grafik: Tobias Büttner)

wissen Sie, was grober Unfug ist? Also mir persönlich würden da gerade eine ganze Menge Dinge einfallen. Diejenigen, die es genauer nehmen, fassen darunter ziemlich konkret – und dennoch ganz schön weitgefasst – eine Belästigung der Allgemeinheit.

Noch genauer – und damit es auch als Ordnungswidrigkeit bestraft werden kann – sprechen die Experten von einer „grob ungehörigen Handlung, die geeignet ist, die Allgemeinheit zu belästigen oder zu gefährden und die öffentliche Ordnung zu beeinträchtigen“.

Aber bestrafen will ich ja gar nicht. Dafür gibt es bei den meisten Dingen, die mir dazu einfallen, ja schon genug andere Paragrafen. Wenn ich persönlich von grobem Unfug rede, möchte ich damit schlicht und einfach zum Ausdruck bringen, für wie blödsinnig ich ein bestimmtes Verhalten wirklich halte.

Unfassbare Jagd nach Gartenschläfern am Bierer Berg

In dieser Woche habe ich da einige Kandidaten ausgemacht, die in meiner Hitliste ganz oben stehen. Dazu gehören vor allem die „Diebe“, die am vergangenen Sonnabend die Gartenschläfer aus dem Tierpark Bierer Berg in Schönebeck „freigelassen“ haben.

Auf der Jagd nach Gartenschläfern waren die Unbekannten am Bierer Berg.
Auf der Jagd nach Gartenschläfern waren die Unbekannten am Bierer Berg.
(Foto: dpa)

Vielleicht auch, weil sie sich unter den Nagel reißen wollten. Und dabei offenbar einigen der Tiere sogar die Schwänze abgerissen haben, weil sie nicht wussten, wie das geht mit dem Einfangen. Als ich diese Details, die der Kollege Paul Schulz berichtet hat, lesen musste, fielen mir viele Schimpfwörter ein – aber eben auch der grobe Unfug.

Umso erstaunter war ich, dass nur wenige Tage später der Kollege Thomas Höfs aus Calbe vom Wartenberg einen ähnlichen Unsinn aufschreiben musste: Unbekannte öffneten dort im Tiergehege die Vogelvoliere und lassen die Kanarienvögel und Wellensittiche frei. Auch die Meerschweinchen sind verschwunden. Ja, sind denn alle verrückt geworden?

Ein CSD in Schönebeck und seine Folgen

Wie weit es von da bis zum Abbruch des Christoph Street Day in Schönebeck ist, dürfen Sie mich nicht fragen. Eine eigentlich friedliche Veranstaltung endet am Abend mit einem Abbruch, der mit nicht eingehaltenen Vorschriften begründet wird.

Der CSD in Schönebeck war erst friedlich, wurde dann am Abend abgebrochen - und sorgt jetzt weiter für Schlagzeilen.
Der CSD in Schönebeck war erst friedlich, wurde dann am Abend abgebrochen - und sorgt jetzt weiter für Schlagzeilen.
(Foto: Olaf Koch)

Ganz nebenbei kommt auch noch heraus, dass es gleich mehrere Strafanzeigen und Ermittlungen gegeben hat, weil es am Rande des friedlichen Umzuges zu Hitlergruß, Körperverletzung und weiteren Straftaten gekommen sein soll.

Über das alles mussten die Kollegen Olaf Koch und Paul Schulz gleich mehrfach berichten. Nicht, dass Sie mich falsch verstehen: Das ist alles eine sehr ernste Angelegenheit. Aber je ernster man sie nimmt, umso mehr kommt einem auch hier die Sache mit dem groben Unfug in den Sinn, dem man kaum mehr entkommen kann.

Selbstmord-Fake am Schachtsee in Wolmirsleben?

Nicht viel anders sieht es am Schachtsee in Wolmirsleben aus. Seit die Irish Travellers die Umgebung vor einigen Jahren unsicher gemacht haben, kommt der Campingplatz dort gar nicht mehr aus den Schlagzeilen heraus.

Ja, auch aus unseren Schlagzeilen nicht. Vor allem deshalb, weil es einfach nicht gelingt, die Situation so zu regeln oder gar zu befrieden, dass es vor lauter Glückseligkeit nichts mehr zu berichten geben würde als Friede, Freude und Sonnenschein.

Nach dem Bekanntwerden des Todes ihrer ehemaligen langjährigen Campingfreundiun hatten sich zahlreiche Camper am Tor vor der gesperrten Anlage spontan zu einer Trauerfeier getroffen und Blumen niedergelegt.
Nach dem Bekanntwerden des Todes ihrer ehemaligen langjährigen Campingfreundiun hatten sich zahlreiche Camper am Tor vor der gesperrten Anlage spontan zu einer Trauerfeier getroffen und Blumen niedergelegt.
(Foto: René Kiel)

Den traurigen Höhepunkt bildet gerade der Tod einer Dauer-Camperin in der Nacht nach der Räumung des Platzes. Ihre Freunde und Mitstreiter sind nicht nur traurig, sondern auch wütend und machen den Salzlandkreis verantwortlich.

Auch wenn es keine echten Hinweise auf einen Selbstmord gibt, holen sie dafür einen Brief hervor, den die Frau schon im vergangenen Jahr an den Landkreis geschrieben haben soll – und in dem sie mit Selbstmord gedroht haben soll.

Der Salzlandkreis hatte darauf auf Nachfrage zunächst nicht reagiert. Jetzt liegen uns Stellungnahmen vor, in denen die Verwaltung den Eingang des Briefes bestätigt, allerdings beteuert, die Sache sehr ernstgenommen zu haben. Aber: Die Frau habe den Brief ja gar nicht geschrieben. Das habe sie dem Kreis über einen Anwalt mitteilen lassen. Der Brief müsse also eine Fälschung sein.

Ihre Freunde sehen das anders. Und sammeln Beweise. Der Kollege René Kiel und ich haben die Geschichte dazu in dieser Woche noch einmal aufgeschrieben. Und ich stelle fest: Es wäre schön, wenn der Schachtsee endlich mal wieder andere Schlagzeilen produzieren würde. Dabei wünsche ich allen Beteiligten viel Erfolg …

Ein Europaradweg, der lieb und teuer ist

Eine gute Nachricht gab es in dieser Woche aber auch vom Salzlandkreis: Der Europaradweg R1 ist fertig. Wie Kollege Detlef Anders berichten durfte, konnte in Hoym der Abschluss der umfangreichen und teuren Arbeiten an der Strecke, die quer durchs Salzland führt, gefeiert werden.

In Hoym wurde nach einem Jahr Bauzeit die Sanierung von 16 Kilometern Europaradweg R1 abgeschlossen. Statt drei Millionen kostete der Bau 9,6 Millionen Euro.
In Hoym wurde nach einem Jahr Bauzeit die Sanierung von 16 Kilometern Europaradweg R1 abgeschlossen. Statt drei Millionen kostete der Bau 9,6 Millionen Euro.
(Foto: Detlef Anders)

Eine Kehrseite der Medaille gibt es jedoch auch hier: die Kosten. 16 Kilometer des Europaradwegs R1 im Salzlandkreis wurden saniert, sind schöner und sicherer als je zuvor – aber das alles kostet am Ende fast zehn Millionen Euro.

Trotzdem finden alle Beteiligten das Projekt rundum gelungen. Und irgendwie haben sie da auch recht. Es gibt schließlich im Moment gröberen Unfug, über den man sich noch aufregenden kann, als steigende Preise. Daran hat man sich – leider – ja fast schon gewöhnt.

Finanzamt-Posse um die Gartenlaube

Mehr Zeug dazu, in diese Kategorie zu fallen, hat da schon die Geschichte von Eberhard Balzer aus Bernburg. Der ehemalige Mathematik-Lehrer, der heute 88 Jahre alt ist, streitet sich mit Fiskus und Stadtverwaltung wegen der Grundsteuer für seine Gartenlaube.

Eberhard Balzer steht vor seinem Holzbungalow auf dem Gartengrundstück an der Bruno-Hinz-Straße in Bernburg.
Eberhard Balzer steht vor seinem Holzbungalow auf dem Gartengrundstück an der Bruno-Hinz-Straße in Bernburg.
(Foto: Engelbert Pülicher)

Warum er auch nach mehrfach korrigierten Bescheiden noch nicht ganz zufrieden ist, erzählt Ihnen mein Kollege Torsten Adam hier. Eines verspreche ich Ihnen: Man kommt aus dem Kopfschütteln einfach nicht mehr heraus.

Foto der Woche

Mein Foto der Woche zeigt dieses Mal eine zünftige Brotzeit – und einen herzhaften Biss beim Radieschenfest in Tirol. Dort war die Calbenser Bollenkönigin Hannah nämlich jetzt zu Gast.

Na dann: Guten Appetit! Calbes Bollenkönigin beim Radieschenfest in Tirol.
Na dann: Guten Appetit! Calbes Bollenkönigin beim Radieschenfest in Tirol.
(Foto: Bollenverein)

Ich hoffe, es hat geschmeckt. Auch Radieschen auf einem Brot können doch bestimmt Nervennahrung sein. Und ein hervorragendes Gegenmittel gegen groben Unfug, finde ich.

Wohin am Wochenende?

Es ist Lichterfest in Schönebeck. Heute Abend stehen dort Ventura Fox auf der Bühne. Und es gibt ein Feuerwerk. Was für Musik Sie erwartet, wenn Sie meinem Tipp folgen, und wer hinter der Band aus dem Bördeland steckt, das kann Ihnen meine Kollegin Gina Seidensticker hier berichten.

Die Band Ventura Fox spielt beim Lichterfest in Bad Salzelmen - Musikwunsch per WhatsApp inklusive.
Die Band Ventura Fox spielt beim Lichterfest in Bad Salzelmen - Musikwunsch per WhatsApp inklusive.
(Foto: Ventura Fox)

Besonders amüsant fand ich dabei die Idee, dass die Zuschauer das Programm auf der Bühne mitbestimmen können: Per WhatsApp können sie Musikwünsche schicken, die die Band dann auch wirklich erfüllt. Klingt so, als könnte das eine lustige Playlist werden …

Egal ob vor oder auf der Bühne – oder zu Hause im Garten: Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Rest des langen Wochenendes. Und einen guten Rat habe ich noch: Vergessen Sie ganz schnell diese verrückte vergangene Woche! Das war alles grober Unfug!

Ihr Frank Klemmer