1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Bundesliga: Algerien als Abenteuer: Thema DFB für Weiser erledigt

Bundesliga Algerien als Abenteuer: Thema DFB für Weiser erledigt

Mitchell Weiser war schon immer ein Profi, der seinen eigenen Kopf hatte. Und nun wieder seinen eigenen Weg geht - ins Land seines Großvaters.

Von Lars Reinefeld, dpa Aktualisiert: 09.03.2023, 16:19
Mitchell Weiser jubelt.
Mitchell Weiser jubelt. Carmen Jaspersen/dpa/Archivbild

Bremen - Selbst in Algerien war Mitchell Weiser noch nicht. Auch mit Nationaltrainer Djamel Belmadi hatte der Bremer noch keinen Kontakt. Doch Weisers Entschluss steht trotzdem fest: Der 28-Jährige will in Zukunft für die algerische Nationalmannschaft spielen und sich mit den Nordafrikanern den Traum von einer WM-Teilnahme erfüllen. „Eine Karriere als Fußballer ist beschränkt. Ich will das Maximum herausholen“, begründete Weiser am Donnerstag seinen überraschenden Entschluss, der Anfang der Woche ein paar Wellen schlug. „Ich will mir später nicht den Vorwurf machen lassen, dass ich nicht alles versucht habe.“

Dabei war Weisers Weg ins deutsche Nationalteam eigentlich vorgezeichnet. Der Außenbahnspieler durchlief sämtliche Juniorenmannschaften des Deutschen Fußball-Bundes. Schon in jungen Jahren war er vom 1. FC Köln zum großen FC Bayern München gewechselt. Weiser galt als eines der größten Talente im deutschen Fußball, es schien nur eine Frage der Zeit, wann er erstmals für die Nationalmannschaft berufen werden würde.

Doch der Wechsel nach München kam für Weiser offenbar zu früh, trotz seiner unbestrittenen Fähigkeiten konnte er sich an der Säbener Straße nicht durchsetzen. Über Kaiserslautern, Hertha BSC und Bayer Leverkusen kam Weiser vor zwei Jahren nach Bremen, wo er sportlich wieder aufblühte. Auch die Tatsache, dass er wegen fehlender Coronavirus-Impfung immer mal wieder in Quarantäne musste, hemmte ihn nicht in seiner Entwicklung.

Seinem Traum vom Debüt im Deutschland-Dress kam er trotz guter Leistungen an der Weser aber nicht näher. Weshalb die Pläne, für Algerien zu spielen, akuter wurden. Sein Management stellte schließlich den Kontakt zum Verband her, alle erforderlichen Unterlagen liegen bereits vor. Nur den Pass des Geburtslandes seines Großvaters hat Weiser bislang noch nicht. Aber das scheint nur eine Formsache zu sein.

Wann beginnt das neue Kapitel in Weisers Karriere also? „Das weiß ich noch nicht, mal sehen, wann es klappt“, sagte Weiser. Fest steht für ihn nur, dass die Entscheidung endgültig ist. Auch für den unwahrscheinlichen Fall, dass Bundestrainer Hansi Flick ihn in der kommenden Woche erstmals nominieren sollte. „Der DFB spielt keine Rolle mehr für mich“, stellte Weiser klar.

Doch warum Algerien? „Ich kann verstehen, dass es für andere ungewöhnlich ist, weil man mich bislang nicht unbedingt als Algerier gesehen hat“, sagte Weiser mit einem Schmunzeln. Im Endeffekt ist es der sportliche Ehrgeiz, einmal bei einem großen Turnier wie der Afrikameisterschaft oder der WM dabei zu sein, der Weiser angetrieben hat, den ungewöhnlichen Schritt zu gehen. „Ich mag Abenteuer. Ich mag Situationen, die mich herausfordern“, sagte Weiser. „Ich fühle mich nicht zu einem Land hingezogen, ich sehe die Welt ohne Grenzen.“