1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Kultur: Luthermuseen setzen auf Internationalität und Mitmachen

EIL

Kultur Luthermuseen setzen auf Internationalität und Mitmachen

Spannende Geschichten im Museum erleben und selbst erkunden. Und was bedeutet Reformation eigentlich heute? Die Luthermuseen in Sachsen-Anhalt haben viel vor. Und einen neuen Chef.

Von dpa Aktualisiert: 09.02.2023, 23:03
Gäster der Luthermuseen warten auf den Beginn eines Festaktes.
Gäster der Luthermuseen warten auf den Beginn eines Festaktes. Klaus-Dietmar Gabbert/dpa/Archivbild

Wittenberg - Die fünf Luthermuseen in Sachsen-Anhalt wollen die Geschichte der Reformation und deren Sogwirkung bis heute lebendiger und spannender erzählen. Dazu sollen die Häuser international und regional noch stärker als bisher vernetzt werden - durch die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen und Ausstellungsprojekte. „Wir wollen die Leute mitnehmen, dass sie selbst agieren, Museen für sich erkunden“, sagte der neue Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Thomas T. Müller, am Mittwoch in Wittenberg.

Ihm gehe es darum, dass auch die Lutherstätten in Eisleben und Mansfeld mehr Anziehungskraft bekommen und in der Region mit Akteuren, Schulen, Vereinen enger zusammenarbeiten. 2022 besuchten nach bisherigen Angaben rund 105.000 Menschen die fünf Luthermuseen, der Großteil kam nach Wittenberg. Sachsen-Anhalts Minister für Kultur, Rainer Robra (CDU) würdigte Müller als einen fachlich versierten Reformationsspezialisten. Von dessen breitem Erfahrungsschatz und internationalen Kontakten würden die Stiftung und das Land profitieren.

Zu den Schwerpunkten der Arbeit in Wittenberg gehörten die energetische Sanierung des Lutherhauses und die Vorbereitung einer neuen Dauerausstellung in dem Museum bis 2024/2025. Rund 13 Millionen Euro seien dafür veranschlagt worden. „Neben den grundlegenden musealen Aufgaben Sammeln, Bewahren, Erforschen, Ausstellen und Vermitteln ist es für mich zwingend, dass sich die Luthermuseen heute auch als Orte erkennen, in denen das Leben pulsiert und wo man sich wohlfühlt“, sagte Müller. Dafür sei es wichtig, attraktive Angebote für unterschiedliche Zielgruppen zu entwickeln, für religiöse und zunehmend nicht religiöse Besuchergruppen.

Ein großes Thema sei zudem die Vorbereitung des Gedenkens an 500 Jahre Bauernkrieg 2024/2025 und damit an den Reformator Thomas Müntzer (1489-1525). Müller ist seit 1. Februar 2023 Vorstand und Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt. Zuvor war er in Thüringen Direktor der Mühlhäuser Museen und Präsident des Museumsverbandes. Er gilt als Bauernkriegs- und Müntzer-Experte.

Die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt wurde 1997 gegründet. Inzwischen tritt sie unter der Marke Luther-Museen auf. Sie vereint fünf Museen: Luthers Geburtshaus und Luthers Sterbehaus in Eisleben, Luthers Elternhaus in Mansfeld sowie das Lutherhaus und das Melanchthonhaus in Wittenberg. Die Häuser in Wittenberg und Eisleben gehören seit 1996 zum Weltkulturerbe der Unesco.

Der Theologe Martin Luther (1483-1546) wurde in Eisleben geboren, verbrachte seine Kindheit in Mansfeld und den Großteil seines Lebens in Wittenberg. Am 31. Oktober 1517 schlug er der Überlieferung nach seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel der Kirche, sich von Sünden freizukaufen, an die Tür der Schlosskirche. Dies gilt als Beginn der weltweiten Reformation in Kirche und Gesellschaft. Kritiker sprechen von einer Spaltung. Wie Müller erklärte, ging von Wittenberg vor 500 Jahren auch international ein Impuls aus, der den Ruhm der Stadt als „neues Rom“ in der protestantischen Welt begründete. Diesen Impuls gelte es für aktuelle Themen in der Gesellschaft aufzunehmen - etwa der Frage, was Gerechtigkeit bedeute - damals wie heute.