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Tiere Umweltminister begrüßt Einschätzung zur Wolfs-Entwicklung

Artenschützer und Weidetierhalter streiten seit Jahren erbittert über den Wolf. Dessen Population entwickelt sich offenbar positiv - was für den Wolf allerdings weitreichende Folgen haben könnte.

Von dpa Aktualisiert: 31.07.2025, 17:01
Landwirte machen sich seit Jahren für den Abschuss von Wölfen stark, um ihre Schafe und Rinder vor dem Raubtier zu schützen. (Archivbild)
Landwirte machen sich seit Jahren für den Abschuss von Wölfen stark, um ihre Schafe und Rinder vor dem Raubtier zu schützen. (Archivbild) Christian Charisius/dpa

Berlin/Hannover - Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) begrüßt die Einschätzung der Bundesregierung zur Entwicklung des Wolfs im Nordwesten. In einem Bericht an die EU hatte die Bundesregierung mitgeteilt, dass sich die Population des Raubtiers in den vergangenen Jahren „deutlich positiv entwickelt“ habe, weshalb der „Erhaltungszustand“ des Wolfs erstmals als „günstig“ eingestuft werden könne. Dies bezieht sich allerdings nur auf die biogeografische Region „atlantisch“. Die umfasst neben großen Teilen Niedersachsens auch Bremen, den Westen von Schleswig-Holstein und den Nordwesten von Nordrhein-Westfalen.

Die Einstufung des Erhaltungszustands gilt als eines von mehreren Kriterien, die letztlich entscheidend dafür sind, ob und in welchem Umfang Jagd auf den Wolf gemacht werden darf - denn es handelt sich dabei um eine geschützte Art. Landwirte machen sich jedoch seit Jahren für den Abschuss von Wölfen stark, um ihre Schafe und Rinder vor dem Raubtier zu schützen.

Niedersachsens Umweltminister sieht sich bestätigt

Umweltminister Meyer hatte zuletzt mehrfach gesagt, dass der „günstige Erhaltungszustand“ beim Wolf in Niedersachsen erreicht sei. Als Grenze nannte er unter anderem mit Verweis auf die Wissenschaft eine Population von 44 Rudel. Nach jüngsten Angaben der Landesjägerschaft waren im Bundesland heute 57 Wolfsrudel, fünf Wolfspaare und ein residenter Einzelwolf sicher nachgewiesen.

Niedersachsen erhofft sich von der neuen Einstufung jetzt zunächst, dass der Abschuss einzelner Wölfe erleichtert wird, wie das Umweltministerium mitteilte. Das ist bisher nur in streng regulierten Ausnahmefällen möglich. Zuletzt waren aber Ausnahmeerlaubnisse zum Abschuss einzelner Wölfe immer wieder von Gerichten gestoppt worden. 

Weiter wiederholte ein Ministeriumssprecher die Forderung danach, dass die Bundesregierung im Bundesnaturschutz- sowie -Jagdgesetz die Rechtsgrundlage für ein Bestandsmanagement schafft. Niedersachsen habe auf der letzten Umweltministerkonferenz eine schnelle Umsetzung angemahnt.

Die Opposition im niedersächsischen Landtag fordert nach der Einschätzung der Bundesregierung nun „in die längst überfällige Wolfsregulation“ einzusteigen, wie CDU-Landwirtschaftspolitiker Marco Mohrmann sagte. Die Landesjägerschaft Niedersachsen begrüßte den Bericht der Bundesregierung als längst überfällig.

Einstufung weiterer Regionen steht noch aus

Bei der „kontinentalen“ Region, die fast den gesamten Rest der Republik ausmacht, soll der Zustand der Wolfspopulation in einigen Monaten nachgeliefert werden - bis dahin gilt der Erhaltungszustand als „unbekannt“, weshalb der Deutsche Bauernverband der Bundesregierung bereits „taktische Verzögerung“ vorwirft. Der Deutsche Jagdverband kritisiert zudem, dass der Bericht auf dem Beobachtungsjahr 2022/2023 beruhe. Seitdem seien drei Generationen von Wolfswelpen hinzugekommen; allein in Niedersachsen habe die Zahl der Wolfsrudel seitdem um rund 40 Prozent zugenommen.

Die neue Einstufung in der atlantischen Region ist für den Unionsfraktionsvize im Bundestag Albert Stegemann (CDU) ein „Meilenstein“. Er stellte bereits gesetzliche Änderungen in Aussicht - sie sollen den Weg für ein regionales „Wolfs-Management“ ebnen, „zu dem auch die Entnahme gehört“ - also der Abschuss einzelner Tiere. Die Umweltschutzorganisation WWF hält solche Ankündigungen für verfrüht: Ihrer Einschätzung nach ist deutschlandweit „noch kein günstiger Erhaltungszustand erreicht“.

Doch auch Landwirtschaftsminister Alois Rainer kündigte eine Änderung des Bundesjagdgesetzes an: „Ich will den Schutz der Weidetiere verbessern“, betonte der CSU-Politiker. Umweltminister Carsten Schneider (SPD) zeigte sich zuversichtlich, „dass den Interessen sowohl des Naturschutzes als auch der Tierhalter entsprochen werden kann“.